Die Handlung
Filmfacts: «Duell»
- Regie: Steven Spielberg
- Drehbuch: Richard Matheson
- Darsteller: Dennis Weaver, Jacqueline Scott, Eddie Firestone, Lou Frizzell, Gene Dynarski, Lucille Benson
- Produktion: George Eckstein
- Musik: Billy Goldenberg
- Kamera: Jack A. Marta
- Schnitt: Frank Morriss
- Veröffentlichungsjahr: 1971
- FSK: ab 16 Jahren
David beschließt, zu überholen, wird daran jedoch wiederholt vom Tanklaster gehindert. Als David es endlich schafft, an dem verrosteten Gefährt vorbeizuziehen, drückt dieses urplötzlich aufs Pedal, düst an Davids Wagen vorbei, schert wieder in die rechte Spur und nimmt erneut Tempo aus der Fahrt. David überholt erneut, woraufhin der Tanker versucht, David von der Straße zu drängen. Als David auf einem Rastplatz Halt macht, wird er erneut vom Laster heimgesucht. Es beginnt ein schier unendlich scheinendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen David Mann und dem mysteriösen, aggressiven Tankwagen …
Erfolg oder Misserfolg?
Ob «Duell» ein Erfolg war? Diese Frage ist fast schon eine Beleidigung: Für rund 450.000 Dollar produziert, ging «Duell» am 13. November 1971 beim US-Network ABC als Film der Woche auf Sendung und generierte so hohe Quoten, dass eine anschließende Kinoauswertung beschlossen wurde. Während «Duell» in den USA nur in ausgewählten Kinos gezeigt wurde, erhielt der Thriller in vielen europäischen Ländern einen regulären Start. Zu diesem Zweck wurden neue Szenen gedreht, so dass die Laufzeit von 74 Minuten auf 90 Minuten steigt. Allein in Europa kamen durch die Kinoauswertung sechs Millionen Dollar in die Kassen. Bei den Golden Globes wurde «Duell» als bester TV-Film nominiert, verlor allerdings gegen das nahezu vergessene Drama «The Snow Goose». Aber das ist ein verschmerzbarer Verlust, diente «Duell» doch als Sprungbrett für die beispiellose Regiekarriere Steven Spielbergs …
Die 6 glorreichen Aspekte von «Duell»
«Duell» zeigt den rohen, ungeschliffenen, kompromisslosen Steven Spielberg, den wir seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben: Schnörkellos erzählt dieser Thriller eine geradlinige Story, die frei von Nebenschauplätzen und visuellem Prunk präsentiert wird. Dadurch entsteht nicht nur ein (zum Setting perfekt passendes) berauschendes Erzähltempo, sondern auch eine filmische Brachialgewalt, welche die gezeigten Schrecken intensiviert.
Als stark kondensierter Film mit radikaler Dialogarmut entfaltet «Duell» eine paradoxe Vielschichtigkeit: Er lässt sich als einfacher Verfolgungsthriller betrachten oder als Allegorie auf Repression, Urängste und den Druck, der Genderidentität zu entsprechen. Dadurch, dass Spielberg wenig Text vorlegt, können die Betrachter assoziativ damit umgehen, gleichzeitig ist die Suspense so stringent, dass ihr Thrillfaktor durch diese Interpretationsmöglichkeiten nicht verwässert werden kann.
Teil des Erfolgsgeheimnisses von «Duell» ist, wie aus einem nachvollziehbaren, "Das kenn ich"-Mikroaggressionen auslösendem Alltagsmoment anstrengender Verkehrsteilnehmer nach und nach ein fesselnder Wahnwitz entsteht. Spielberg holt das Publikum in einer Lage ab, die es selber sicher schon erfahren hat, und beschleunigt von dort ausgehend mittels erstaunlicher Actionszenen, die mit kleinen Mitteln unter hohem Zeitdruck entstanden sind (die TV-Version entstand in zwölf Drehtagen). Durch diese Verschmelzung aus Form, Entstehungsumständen und Präsentation ergibt sich eine unnachahmliche filmische Intensität. Clever ergänzt wird sie durch eine Anspannung verstärkende inszenatorische Widersprüchlichkeit: Spielberg widerspricht Genremaßstäben, indem er auf weiter Flur das Gefühl der Klaustrophobie wachkitzelt – das unerklärliche Phänomen, dass der Protagonist selbst auf einem Highway, der durch freie Landschaften führt, nicht entkommen kann, sorgt für eine mystische Beklommenheit, die klassische Kammerspiele so nur schwer zu erzeugen vermögen.
«Duell» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich und kann via Amazon sowie Google Play gestreamt werden.
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