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«Die Geissens» sind seit langer Zeit ein prägender Bestandteil des Markenportfolios von RTL II. Deshalb war es eine reizvolle Herausforderung, Carmen und Robert für «Spiel die Geissens untern Tisch» einmal anders zu inszenieren. Die Kampagne nutzt die vertrauten Images der beiden und interpretiert sie augenzwinkernd neu.
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Carlos Zamorano, Direktor Marketing & Kommunikation bei RTL II.
Doch worum geht es denn in der Produktion von RedSeven Entertainment überhaupt? Carmen und Robert Geiss stellen sich in jeder Folge einem Normalo-Paar, das in fünf Spielrunden pro Sieg 1.000 Euro sowie einen Buchstaben erspielen kann. Der Buchstabe wiederum wird für das große Finalspiel relevant, in dem nämlich ein sechsstelliges Wort zu erraten ist - falls das gelingt, wartet ein Geldsegen in Höhe von 20.000 Euro auf die jeweiligen Gegenspieler der Geissens. Gewinnen Carmen und Robert, passiert letztendlich gar nichts, denn sie spielen nur um die Ehre.
Die Geissens im Spiel: Viel Ego, wenig Ehrgeiz
Letztgenannter Punkt erscheint unter motivationalen Aspekten schon einmal kritisch - muss aber nicht zwangsläufig zur Demotivation der Promis führen, wie die wohl beste und bekannteste Marke dieses Genres über viele Jahre hinweg eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat: «Schlag den Raab». Doch während Stefan Raab immer schon als Ehrgeizling par excellence bekannt war und seine Reputation ganz entscheidend auch damit zusammenhing, dass er stets großen Unterhaltungswert mit einer gesteigerten, auf manch einen mitunter auch etwas übertrieben wirkenden Verbissenheit kombinierte, kennt man die Geissens bisher eher als sprücheklopfende Selbstdarsteller, die weder besonders sportlich noch wissend noch geschickt wirken und bislang auch noch nicht unter Verdacht standen, verkannte Allround-Genies zu sein. Grinsen, markant lachen, "Roooooobert" brüllen und durchaus schlagfertige Sprüche reißen - das passt in einer Personality-Dokusoap, aber auch in einer Gameshow? Nicht so wirklich.
Und zumindest in der Auftaktfolge wirkt es auch nicht so, als seien sie motiviert, ihr Publikum mit einer völlig neuen Seite an sich zu überraschen, weshalb man sich gar nicht erst der Illusion hingeben sollte, dass sie auch nur ansatzweise würdige Raab-Pendants sind. Muss ja aber auch nicht sein, wenn man denn ihre Stärken gekonnt in Szene zu setzen weiß und konzeptionelle Anreize setzt, sich dieses Spektakel anzusehen. Doch so sehr man dem Promi-Paar vorwerfen kann, mit seiner Wurschtigkeit sämtlichen Inhalten des Formats kaum gerecht zu werden, die über Selbstdarstellung und altbekannten Frotzeleien hinaus gehen, so sehr muss man auch Sender und Produzent in die Verantwortung nehmen: Von einer reizvollen Neuerfindung der TV-Spielshow ist man hier nämlich auch meilenweit entfernt.
Lieblose Spiele, solider Ebel, schmucker Tisch
Die Spiele etwa wirken eher wie ein Potpourri aus allem Möglichen, was bereits mehrfach an anderer Stelle gezeigt wurde: Ein eher banales Promibilder-Quiz, ein Geschicklichkeitsspiel, ein Fehler-Suchspiel und ein lebensnahes A- oder B-Spiel - alles schon einige Male deutlich spannender, reizvoller und unterhaltsamer da gewesen. Die Chance, neue Ideen für das vergleichsweise etwas weniger abgenutzte 2:2-Spielsystem auszutüfteln, verpufft beinahe komplett, da die meisten Spiele eben doch in unterschiedlichen 1:1-Duellen ausgetragen werden. Und im Finale schließlich hocken Carmen und Robert sogar nur herum, während das Normalo-Paar ein Wort erraten muss. Mehr ist da nicht. Und auch wenn man sich hin und wieder etwas mehr Ernsthaftigkeit des Jetset-Duos wünschen mag: Dieses laue Lüftchen wäre aller Voraussicht nach auch mit einem Stefan Raab oder einem Günther Jauch völlig belanglos geblieben.
Einen soliden Einstand feiert indes der vornehmlich als Formel-1-Reporter bekannte Kai Ebel als Gamemaster, wenngleich sich seine Kompetenzen in erster Linie darauf beschränken, die Geissens bei Laune zu halten und die meist ohnehin selbsterklärenden, da schon hundert Mal zuvor gesehenen Spielchen ordentlich zu erklären. Von den Kandidaten erfährt man nicht allzu viel, weil sich Ebel in seinen Moderationen meist an die prominenten Mitstreiter richtet - aber in einer kompetitiven Spielshow muss es auch nicht zwangsläufig sein, die Vita aller Duellanten allzu intensiv zu beleuchten. In letzter Instanz sind die Sympathien der Zuschauer ohnehin vornehmlich davon abhängig, wie sehr man Carmen und Robert Geiss zu schätzen weiß.
Visuell sticht vor allem der Spieltisch im Rahmen der überschaubaren Möglichkeiten positiv hervor und vermittelt zumindest einen Hauch Glamour und Wertigkeit inmitten einer Produktion, der man an vielen Stellen anmerkt, dass sie eher als Massenware angedacht ist, als dass man mit ihr die Hoffnung verbindet, einen qualitativen Leuchtturm der Sendergeschichte von RTL II zu errichten - wofür übrigens auch die mit einer Stunde recht überschaubar gehaltene Brutto-Sendezeit spricht. Schließlich investiert das Privatfernsehen heute kaum mehr die ganz großen Gelder und Mühen in Projekte, die nicht mindestens zwei Stunden umfassen.
Fazit: Mehr Schein als Sein
Unterm Strich ist «Spiel die Geissens untern Tisch» eine bestenfalls noch soeben mittelmäßige Gameshow, deren Claim "Dat machen wir euch nicht leicht" zwar im Vorfeld in einer aufwändigen Werbekampagne immer wieder zu hören war, aber nicht wirklich dem Handeln von Robert und Carmen entspricht, sobald es um die Realisierung dieser großen Worte in Taten geht. "Mehr Schein als Sein" erscheint da schon das treffendere Motto, denn so nett und hübsch auch der Tisch inmitten des Kölner Studios designt ist, so wenig glamourös ist alles, was an diesem Schmuckstück so vor sich geht. Und deshalb kann man sich bei RTL II fast schon glücklich darüber schätzen, dass den beiden Promis die eigentliche DNA einer Spielshow egal genug ist, dass sie mal wieder ihre seit Jahren gewohnte Show abziehen, die man als Rezipient wahlweise lieben oder hassen kann.
Denn alles um die Geissens herum ist derart einfallslos, spröde und gewöhnlich, dass man beinahe schon von einem Bewerbungsschreiben um einen Quotenflop sprechen kann. Im Schlepptau der Dokusoap aber könnte es um 21:15 Uhr drei Wochen lang zumindest für ein solides Abschneiden langen, das keinem Programmverantwortlichen weh tut - und im Anschluss wird ja dann «Naked Attraction» für die Skandale und die Aufmerksamkeit sorgen, die diesem fußlahmen Allerweltsformat wohl zurecht verwehrt bleiben werden.
RTL II zeigt drei Folgen von «Spiel die Geissens unter Tisch» am Montag um 21:15 Uhr.
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06.02.2018 21:48 Uhr 1