Die Kritiker

«Der Zürich-Krimi: Borchert und die Macht der Gewohnheit»

von

Der vierte «Zürich-Krimi» ist nach dem schwachen dritten Teil der Reihe leider kein qualitativer Aufstieg.

Cast und Crew

  • Regie: Roland Suso Richter
  • Drehbuch: Wolf Jakoby , Daniel Douglas Wissmann
  • Darsteller: Christian Kohlund, Ina Paule Klink, Felix Kramer, Robert Hunger-Bühler, Angela Roy, Ludwig Simon, Jacob Meinecke, Julika Jenkins, Anian Zollner, Mercedes Müller
  • Kamera: Max Knauer
  • Schnitt: Bernd Schlegel
  • Musik: Michael Klaukien, Andreas Lonardoni
  • Produktionsfirma: Graf Film
Die Pause für den «Zürich-Krimi» ist vorbei: 2016 mit zwei Fällen gestartet, ging es für die ARD-Donnerstagskrimireihe erst kürzlich mit dem dritten Teil weiter. Der nahm eine vielversprechende Idee und setzte diese denkbar beliebig und oberflächlich um. Bedauerlicherweise war der dritte «Zürich-Krimi» bereits der ambitioniertere Teil des neuen Duos an Kriminalgeschichten aus der Schweizer Großstadt. Nach dem Sterbehilfedrama will «Borchert und die Macht der Gewohnheit» nicht mehr sein als einfach nur eine neunzigminütige Tätersuche.

Immerhin: Mit gesunkenen Selbstansprüchen kommt nicht sogleich eine gesunkene Qualität daher. Denn selbst wenn die Klaus-Graf-Produktion auf dem Pfad zu ihrem Ziel, schlichte Krimiunterhaltung zu liefern, mehrmals ins Stolpern gerät, so absolviert sie ihren Weg dieses Mal mit weniger Ach-und-Krach als in der Vorwoche.

Der Bau-Hai Hubert Thalmann (Stephan Bürgi) wird erstochen in seiner Villa aufgefunden. Die Polizei glaubt schon kurz danach, die Täter dingfest gemacht zu haben – und zwar die Jungkriminellen Tim (Ludwig Simon) und seinen Freund Robin (Jakob Meinecke). Vor allem Hauptmann Furrer (Felix Kramer) ist von deren Schuld überzeugt und setzt alles daran, um den vorbestraften Einbrechern ein Geständnis zu entlocken.

Diese beteuern derweil, nichts mit dem Mord zu tun zu haben und bei einem 'harmlosen Einbruch' unvorbereitet über Thalmanns Leiche gestolpert zu sein. Das markige Verteidigergespann Thomas Borchert (Christian Kohlund) und Dominique Kuster (Ina Paule Klink) schenkt seinen Mandanten Glauben und begibt sich auf die Suche nach den wahren Verbrechern – die vermuten sie in der Familie des Opfers sowie unter seinen zahlreichen Konkurrenten …

Ein wiederkehrendes Element, das diesem «Zürich-Krimi» Sand ins Getriebe streut, sind die unnatürlichen Expositionsdialoge und -selbstgespräche: In hoher Schlagzahl knurrt Borchert vor sich hin, was er gerade tut – ohne jeglichen glaubwürdigen Anlass. So scheinen die Autoren sicherstellen zu wollen, dass das Fernsehpublikum definitiv mit der Handlung mitkommt und genau versteht, was gerade vor sich geht. Dies ist noch klobiger als die Versuche, der Figur Humor abzuringen, wobei Kohlund mit der schroff-charmanten Selbstverständlichkeit, die er ausstrahlt, solche Slapstickmomente wie seine Krawattenmissgeschicke überraschend würdevoll über sich ergehen lässt.

Die Versuche, in der zweiten Hälfte dem Neunzigminüters wirtschaftspolitkritische Anklänge zu verleihen, lassen in der verbalen Umsetzung ebenso Eleganz vermissen, entwachsen aber immerhin passabel aus dem Plot rund um die zwei Verdächtigen mit enormen Geldsorgen und dem wohlhabenden Toten. Dass die Ermittlungsarbeit in der Welt der Reichen in Form sehr schleppender Befragungen voller Klischees erfolgt, ist dagegen nicht schönzureden.

Gemeinhin ist die erste Hälfte dieses routiniert gefilmten Krimis die flüssigere, wobei die zähen Ermittlungen in der zweiten Hälfte wenigstens in ein sehr konsequentes Ende münden. Dennoch: Regisseur und Krimifachmann Roland Suso Richter hatte schon deutlich sehenswertere TV-Filme geschaffen.

«Der Zürich-Krimi: Borchert und die Macht der Gewohnheit» ist am 15. Februar 2018 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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