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«The Good Place»: Die beste Comedy-Serie, von der ihr nie gehört habt

von   |  6 Kommentare

«The Good Place» bricht mit klassischen Comedy-Formeln, orientiert sich an großen Drama-Serien und ist nicht nur witzig, sondern auch tiefgründig. Schade für deutsche Fernsehzuschauer.

Comedy-Formate, die dem US-amerikanischen Network-Fernsehen entspringen, genießen unter kritischen Serienfans nicht den besten Ruf. Der Grund liegt häufig nicht in der Ideenarmut oder am fehlenden Humor der US-Autoren, sondern im Wunsch der Networks an ihre Comedy-Formate, so viele Zuschauer wie möglich anzusprechen, um damit die Werbefinanzierung weiter voranzutreiben. Oft resultieren daraus Serien ohne Ecken und Kanten, die versuchen, ihren Erfolg auf Ideen aufzubauen, die entweder schon unzählige Male bedient wurden oder zu harmlos sind als das sie anspruchsvolle Serienjunkies interessierten.

Warum deutsche Zuschauer zu wenig von «The Good Place» hören werden


Facts zu «The Good Place»

  • Genre: Comedy, Fantasy, Philosphie-Fiction
  • Schöpfer: Michael Schur
  • Darsteller: Kristen Bell, William Jackson Harper, Jameela Jamil, D'Arcy Carden, Manny Jacinto, Ted Danson u.w.
  • Episodenzahl: 26 (in 2 Staffeln)
  • Executive Producers: Michael Schur, David Miner, Morgan Sackett & Drew Goddard
  • Weltpremiere: 19. September 2016 (NBC)
  • Deutschlandpremiere: 1. Juli 2017 (ProSieben Fun)
Einen Lichtblick stellt im frei empfangbaren US-Fernsehen «The Good Place» dar. Nie gehört? Das verwundert nicht weiter, denn zum einen stellt derzeit nur Streaming-Anbieter Maxdome das Format hierzulande teilweise in seiner Flatrate zur Verfügung und zum anderen wird die hiesige TV-Verwertung der Serie in keinster Weise gerecht. Obwohl «The Good Place», das in den USA bei NBC gerade seine zweite Staffel beendet hat, von Kritikern schon vor der US-Premiere im September 2016 zu einem der Hits der kommenden Saison ernannt wurde und daraufhin besonders in der Zielgruppe gute Quoten generierte, folgte die Free-TV-Premiere des Formats in Deutschland erst am 8. Februar 2018. Und nicht etwa auf ProSieben, das in den vergangenen Jahren Hauptabnehmer für neue US-Comedies war, sondern auf dem kleinen Schwestersender sixx, wo «The Good Place» aller Voraussicht nach nur eine Randnotiz in der an wirklich guten Comedy-Serien recht armen Geschichte des deutschen Free-TVs bleiben wird.

Zugegeben, eine so hohe Popularität und einen so großen Erfolg wie «The Big Bang Theory» genießt «The Good Place» auch in den USA nicht. Inhaltlich bietet das von Michael Schur erdachte Format allerdings eine Blaupause dafür, wie massentaugliche, aber einfallsreiche und tiefgründige Comedies im Free-TV aussehen könnten. Dies erkannte NBC, das das Format trotz Zuschauerverlusten um eine dritte Staffel verlängerte.

«The Good Place» dreht sich um Eleanor Shellstrop (Kristen Bell), die nach ihrem Tod im Jenseits aufwacht und von Michael (Ted Danson) erklärt bekommt, sie befinde sich im „Good Place“, einer himmelsgleichen Utopie, die dieser für dessen Bewohner maßgeschneidert hat, um sie für ihre außerordentlich guten Taten auf Erden zu belohnen. Doch so richtig kann sich Eleanor über ihren Aufenthalt an diesem paradiesisch schönen Ort nicht freuen, denn sie erkennt schnell, dass sie, eigentlich egoistisch und rücksichtlos, verwechselt wurde. Um nicht in den „Bad Place“ zu kommen, vertraut sie sich ihrem ebenfalls fälschlich zugewiesenen Seelenverwandten Chidi (William Jackson Harper) an, der sie zu einem moralisch besseren Menschen machen soll, damit ihr Schwindel nicht auffliegt.

Eine Comedy-Serie, die sich an Dramen orientiert


Mit dieser Prämisse begann «The Good Place» im September 2016 seine Mission, den Ruf von Comedy-Formaten im Network-Fernsehen gegenüber den zwar weniger bekannten, aber dafür oft qualitativ hochwertigeren Serien im Kabelfernsehen aufzuhübschen. Der wesentliche Unterschied zu anderen herkömmlichen Comedy-Formaten ist direkt augenscheinlich, denn «The Good Place» erzählt wesentlich horizontaler als Comedies, die sich der klassischen Sitcom-Formel verschreiben, wonach das Format pro Episode voneinander weitgehend unabhängige Geschichten erzählt und die Situation für seine Charaktere am Ende einer Episode mehr oder minder zum Ausgangszustand zurückkehrt. In «The Good Place» haben Handlungen Konsequenzen und dennoch bietet das Format ungemein viel Abwechslung, da es konstant mit den Erwartungen der Zuschauer bricht und damit davor Geschehenes komplett auf den Kopf stellt – vor allem in den Finalepisoden der bislang zwei Staffeln. In gewisser Weise enthält «The Good Place» eine der Drama-Serie ähnliche Struktur. Jede Folge endet mit einem Cliffhanger, die das Unterfangen der Hauptfigur ernsthaft gefährden kann.

Wo herkömmliche Comedy-Formate den sicheren und dadurch weniger lustigen Weg wählen, schreiben sich die «The Good Place»-Autoren in vermeintliche Sackgassen, nur um diesen durch brillant gebaute Hintertürchen doch wieder zu entkommen und dabei dennoch die Geschichte voranzutreiben. Während Twists in anderen Comedy-Formaten oft egal sind, werden Zuschauer von «The Good Place» wirklich schockiert, gleichzeitig wurzeln die Handlungswechsel immer in der davor aufgebauten Geschichte.

'World Building' in «The Good Place»

Dass «The Good Place» vielen Fallstricken, die mit diesem sogenannten „world building“ einhergehen, ausweichen konnte, könnte interessanterweise an der Freundschaft zwischen Showrunner Mike Schur und «Lost»-Erdenker Damon Lindelof liegen. Schur pitchte Lindelof bei einem Treffen im Café die Serien-Idee und der Macher einer der populärsten Drama-Serien aller Zeiten gab diesem einige nützliche Tipps mit auf den Weg.
Zugleich stellt «The Good Place» ein High-Concept-Format dar, dass es unheimlich gut versteht, Zuschauer in eine neue Welt einzuführen. Diese Qualität wird sonst vor allem guten Fantasy- oder Science-Fiction-Produktionen abverlangt, die für ihre neuen Orte feste Regeln schaffen, welche einer in sich stimmigen Logik folgen müssen. Dieser Aufgabe gerecht zu werden, stellt eine Mammutaufgabe dar und des Öfteren verrennen sich derartige Produktionen früher oder später in Logiklöchern. «The Good Place» erlaubt sich mit seinem Quasi-Himmel aber immer nur so viele Freiheiten, wie es gerade braucht, vermeidet damit Fehler und geht nie so tief, um Gefahr zu laufen, das Mysterium um seine Welt zu entzaubern. Da die Erde dem «Good Place» in gewisser Weise Model steht, bleibt die fantastische Welt des NBC-Formats für Zuschauer immer zugänglich, bietet aber dennoch reichlich fantastische Elemente. Bewohner können eine Art allwissende Siri herbeirufen, um sich alle Fragen beantworten zu lassen oder es fliegen in Krisenzeiten auch mal riesige Shrimps durch die Luft, nie zeigen sich die Autoren aber zu verspielt.

Charaktere, die sich wirklich entwickeln


Zum Macher: Mike Schur

Michael 'Mike' Schur gilt im US-Fernsehen als echte Comedy-Koryphäe. Zwar zeichnet Schur nicht immer für echte Zuschauerhits verantwortlich, fast alle seine Formate bauten jedoch einen echten Kult auf. Auf sein Autoren-Engagement bei «Saturday Night Live!» folgten «The Office» (Autor), «Parks and Recreation» oder «Brooklyn Nine-Nine» (beide als Schöpfer) und schließlich «The Good Place».
Comedy-Formate leben gleichzeitig von ihren Konstanten. Von immer gleichen Handlungsorten, die Zuschauer früher oder später auswendig kennen und von ihren Figuren, die in unerwarteten Situationen erwartbar handeln. Auch im Falle von «The Good Place» passen die grundsätzlichen Charakterbeschreibungen auf einen Bierdeckel. Wir haben die egozentrische, aber lern- und begeisterungsfähige Eleanor, ihren Seelenverwandten Chidi, der sich zwanghaft in philosophischen Überlegungen verliert oder den von der Menschheit faszinierten Himmelsbauer Michael, den aufgrund seines zunächst mangelhaften «Good Place» Selbstzweifel plagen.

Während Charaktere in anderen Sitcoms aber oft Schablonen bleiben, die keine Entwicklung erfahren, baut «The Good Place» auf einen hervorragenden Cast, dessen Figuren aufgrund der rasanten Entwicklungen wahre Tiefe erfahren. Dies führt im Laufe der Handlung zu einer Unmenge an neuen, wirklich interessanten Charakter-Kombinationen, die allesamt ähnlich unterhaltsam daherkommen – ohne enttäuschende Joey/Rachel-Episoden, die beispielsweise «Friends»-Fans oft enttäuschten.

Comedy trifft auf Tiefgang – und damit den Zeitgeist


Klingt alles nicht besonders witzig für ein Comedy-Format? Keine Sorge, was in «The Good Place» sofort auffällt, ist die ungemein hohe Dichte an Absurditäten, bissigen Wortgefechten und Wortspielen - typische Comedy-Charakteristika eben. Gleichzeitig kennzeichnet die Serie mehr als rein eskapistische Unterhaltung, sondern sie wirft wirklich tiefschürfende Fragen auf, die sich darum drehen, was es heißt, ein guter Mensch zu sein. Was macht eine Person ‚gut‘ und was ‚schlecht‘? Können Menschen sich aus eigener Kraft ändern oder sind wir, wer wir sind? «The Good Place» trifft immer den richtigen Ton zwischen Tiefgang und Witz, greift altertümliche ethische Debatten auf und entstaubt sie mit einem frischen und zynischen Blick auf die Dinge.

In Bezug auf seine Hauptfigur, die gleichzeitig alle unperfekten Erdenbewohner repräsentiert, zeigt sich «The Good Place» deutlich optimistischer als andere populäre Serienformate. Einen Antihelden in den Mittelpunkt eines Formats zu rücken, stellt nach Tony Soprano, Walter White oder Frank Underwood nichts mehr Neues dar. Während letztere an ihren Taten früher oder später zugrunde gingen, verbreitet «The Good Place» Hoffnung, ohne es sich zu einfach zu machen. Gut zu werden ist harte Arbeit, eine Art Muskel, der Training braucht. Dieser Überzeugung folgt «The Good Place» durchwegs.

«The Good Place» und andere Formate mit Antihelden teilen die Auffassung, dass gut zu sein, alles andere als leicht ist. In den Augen von «The Good Place» ist gut zu sein jedoch nicht vergebens, womit die Serie den Zeitgeist der Serienwelt in den vergangenen Jahren trifft, die immer häufiger auf den düsteren Blick reagierten, den andere Formate auf die unperfekte Art Mensch warfen. In einer Welt, in der selbst die politischen Oberhäupter großer Nationen ihren Sinn für Moral und eine objektive Sicht auf die Welt verloren haben, brauchen Zuschauer die ewigen Wahrheiten der Menschheit mehr denn je, um sich selbst zu bessern. Es wirkt ironisch, dass derartigen Formaten hierzulande bislang verwehrt wird, ein großes Publikum zu finden.

sixx zeigt «The Good Place» in Doppelfolgen immer donnerstags ab 22.10 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/99049
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Es gibt 6 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
15.02.2018 15:32 Uhr 1
Erstmal läuft das Ding auf Maxdome, wenn mich nicht alles täuscht und, ich hatte schon nach 2 Folgen die Nase voll....kann mit der Serie einfach garnix anfangen.
Kingsdale
15.02.2018 17:06 Uhr 2
Habe auf sixx mal Reingeschaut, aber mir geht es da wie Sentinel, kann auch nichts damit anfangen trotz Ted Danson den ich immer gern schaue.
torsten.partenheimer
16.02.2018 01:16 Uhr 3
Ich habe mir die ersten beiden Folgen angeschaut kann aber mit der Serie nix anfangen. Dazu kommt noch der Nerv-Faktor von Kristen Bell.
w.n.
16.02.2018 10:31 Uhr 4
Tolle Serie und Sentinel2003 hat schon mehr als einmal bewiesen dass er keinen Geschmack hat.



"Nerv-Faktor" von Kristen Bell, lol...
medical_fan
16.02.2018 19:31 Uhr 5
Sie ist eine gute Serie, aber eher ne Dramedy als ne Comedy.

Der besondere Twist ist das spannende und nicht die angebliche "Comedy".

Außerdem lief Staffel 1 schon letzten Juli/August bei P7Fun und ab morgen läuft da sogar schon Staffel 2.
P-Joker
16.02.2018 19:45 Uhr 6


Wieso hat er keinen? Er hat höchstens einen anderen als Du!



Wäre ja auch seltsam wenn jeder den selben Geschmack hätte!
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