‚Die Menschen sind stolz, die Spiele ausrichten zu dürfen‘

Noch bis 25. Februar laufen die Olympischen Winterspiele, die diesmal in Südkorea ausgetragen werden. Um die deutschen Zuschauer, trotz teils nachtschlafender Zeit, umfassend zu informieren, haben die übertragenden Sender ARD, ZDF und die Eurosport-Gruppe zahlreiche Journalisten nach Asien geschickt. Mittels Abfrage eines sechs-teiligen Fragebogens wollen wir checken, wie die Lage im Mediendorf vor Ort gerade ist. Heute: Alexander Ruda, der für das ZDF von den Biathlon-Veranstaltungen berichtet.

Wie empfinden Sie die Arbeitsbedingungen vor Ort in PyeongChang?
Die Arbeitsbedingungen vor Ort sind prima. Die Shuttle-Busse fahren zumeist pünktlich, die Wege sind vergleichsweise kurz, und im Biathlonstadion ist auch alles fast so, wie wir es aus dem Weltcup kennen. Bei Olympischen Spielen sind die Möglichkeiten, sich unterschiedliche Moderations-Positionen zu suchen eingeschränkt, aber da man das vorher weiß, stellt man sich darauf ein.

Was war Ihr bisheriger „Olympia-Moment“?
Ein klassischer Olympia-Moment war für mich der von Tränen begleitete Auftritt von Biathlet Michael Rösch bei uns im ZDF-Studio. Ein emotionaler und zu hundert Prozent authentischer Typ, dem ich seine Teilnahme an diesen Spielen von Herzen gönne. Er hat bewiesen, dass es sich lohnt, niemals aufzugeben, bei sich zu bleiben und immer an seine eigenen Fähigkeiten zu glauben – gegen alle Widerstände.

Welche Eindrücke abseits von Olympia konnten Sie von Südkorea bis dato gewinnen?
Zu dieser Frage kann ich, obwohl ich mit offenen Augen durch die Gegend laufe, nicht allzu viel beisteuern. Ich bin entweder in meinem Hotelzimmer im Media-Village in Gangneung, im internationalen Sendezentrum in den Bergen oder draußen an der Biathlon-Strecke. Daher sind meine Eindrücke von Südkorea ausgesprochen spärlich. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann: Die Menschen hier und vor allem die freiwilligen Helfer, ohne die solch ein Ereignis nicht möglich wäre, sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit.

Welche Rolle spielt Olympia bei der Bevölkerung vor Ort?
Welche Rolle Olympia bei der Bevölkerung spielt, ist für mich auch wegen der Sprachbarriere schwierig zu beurteilen. Ich habe nach meinen Eindrücken allerdings das Gefühl, dass die Menschen stolz sind, die Spiele ausrichten zu dürfen – auch wenn die Begeisterung für Wintersport nicht so ausgeprägt ist wie etwa bei den Biathlon-Rennen in Europa. Für die Athleten ist es schade, dass bei den abendlichen Siegerehrungen auf der Medal Plaza so wenig Menschen dabei sind, aber vielleicht liegt es daran, dass es den meisten Koreanern bisher zu kalt war.

Wie weit können es die Biathleten noch schaffen?
Ich traue unseren Biathleten eine Menge zu, wie man bisher ja auch schon gesehen hat. Zweimal Gold und einmal Bronze für Laura Dahlmeier, dazu die (auch für ihn selbst) überraschende Goldmedaille für Arnd Pfeiffer und die Bronzemedaille für Benedikt Doll – eine tolle und beeindruckende Zwischenbilanz. Und es kommen ja noch die Massenstarts und die Staffeln. Laura Dahlmeier versteht es wie kaum eine andere Biathletin, sich auf den Punkt zu konzentrieren und ihre Bestleistung abzurufen. Wenn dann noch eine starke Tagesform dazukommt, ist sie nicht zu schlagen. Und die Männer haben ihren Trainingsaufbau offenbar ebenfalls auf den Punkt hinbekommen, da sie sich zum Saisonhöhepunkt in der besten Verfassung präsentieren.

Worauf freuen Sie sich zuhause?
Auf das Heimkommen nach Deutschland freue ich mich, weil ich meine sieben Wochen alte Tochter Matilda wiedersehe und meiner Frau Céline, die den ganzen Laden mit Kind und Hund momentan alleine schmeißt, wieder unterstützen kann.

Dankeschön!