Interview

„Alles ist größer, aufwändiger, detaillierter“

von

Für Matze Bielek sind es die ersten Olympischen Spiele – und die hatten mit Gold für Andi Wellinger gleich ein Highlight parat.

Noch bis 25. Februar laufen die Olympischen Winterspiele, die diesmal in Südkorea ausgetragen werden. Um die deutschen Zuschauer, trotz teils nachtschlafender Zeit, umfassend zu informieren, haben die übertragenden Sender ARD, ZDF und die Eurosport-Gruppe zahlreiche Journalisten nach Asien geschickt. Mittels Abfrage eines sechs-teiligen Fragebogens wollen wir checken, wie die Lage im Mediendorf vor Ort gerade ist. Heute: Matthias Bielek, seit zwei Jahren im Team von Eurosport und an den Skisprung-Schanzen der Welt zu Gast.

Wie empfinden Sie die Arbeitsbedingungen direkt vor Ort?
Es sind meine ersten Olympischen Spiele, die ich vor Ort erleben darf und es ist erstmal beeindruckend. Alles ist größer, aufwendiger, detaillierter. Man versucht nichts dem Zufall zu überlassen. In manchen Bereichen sicher auch etwas übertrieben. Aber man merkt, dass die Spiele ein absolutes Großereignis sind und dies macht richtig Spaß. Für uns sind es kurze Wege zwischen dem IBC, dem International Broadcast Center indem unsere Eurosport-Produktionsstätte ist, und dem Ski Jumping Center. Das macht es sehr angenehm und in der Kommentatoren-Box leiden Sven Hannawald und ich auch nicht unter der extremen Kälte, wie die Kollegen, die unter freiem Himmel arbeiten.

Was war Ihr bisheriger Olympia-Moment?
Natürlich die Goldmedaille von Andreas Wellinger. Zum ersten Mal seit 1984, seit Jens Weißflog, hat wieder ein Deutscher auf der Normalschanze triumphiert. Es war die erste Olympiaentscheidung, die ich kommentieren durfte und direkt Gold für Wellinger. Das war unglaublich emotional und wird für immer unvergessen bleiben. Auch weil ich hautnah miterleben durfte wie der ehemalige Olympiasieger Sven Hannawald neben mir vor Freude fast die Nerven verloren hat.

Welche Eindrücke abseits von Olympia konnten Sie von Südkorea gewinnen?
Die Menschen sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Wenn auch manchmal etwas unflexibel. Und das meine ich gar nicht negativ. Das scheint hier die Mentalität zu sein. Es gibt für alles gewisse Regeln und davon weicht man hier offensichtlich nicht ab, außer der jeweilige „Chef“ gibt grünes Licht. Eventuelle Sprachbarrieren, wenn zum Beispiel englisch nur sehr gebrochen funktioniert, versuchen alle mit viel Mühle, einem Lächeln und mit Händen und Füßen zu überwinden.

Ich denke, dass es Menschen gibt, die das alles sehr neugierig bestaunen, aber ein „Olympia-Hype“ ist nicht zu spüren.
Matze Bielek, Skisprung-Kommentator bei Eurosport
Welche Rolle spielt Olympia Ihrer Meinung nach für die Bevölkerung vor Ort?
Das ist schwer zu sagen wie sehr diese Spiele die Menschen hier wirklich emotionalisiert. Es ist offensichtlich kein typischer und klassischer Wintersportort, wie wir es aus Europa gewohnt sind. Bei manchen Events sind die Zuschauerzahlen in Ordnung, andere Entscheidungen finden leider nicht so viel Anklang. Ich denke, dass es Menschen gibt, die das alles sehr neugierig bestaunen, aber ein „Olympia-Hype“ ist nicht zu spüren.

Wie weit können es unsere Sportler in Ihrer Sportart ( Skispringen) Ihrer Expertise nach (noch) schaffen?
Die deutsche Mannschaft hat heute sehr gute Chancen auf Edelmetall im Teamwettbewerb (live ab 13:25 auf Eurosport 1) und mit Andreas Wellinger, der nach Gold auf der Normalschanze auf der Großen Silber holte, den Top-Springer in den eigenen Reihen. Klar scheinen die Norweger als Mannschaft momentan übermächtig, aber die Gesamtperformance der deutschen Adler über alle Sprünge bisher hat gezeigt, dass sie auf jeden Fall in der Lage sind hier ihren Titel von 2014 zu verteidigen.

Aufs Heimkommen nach Deutschland freuen Sie sich, weil…
… dort die Familie wartet und ich dann auch endlich mal wieder ein leckeres Glas fränkischen Wein in meiner Heimat genießen kann.
Alles Gute für die zweite Olympia-Woche!

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