Die Kino-Kritiker

«Wendy 2 - Freundschaft für immer» - Mehr Pferde, mehr Spaß, mehr Wendy

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Nach einem nahezu unerträglichen Auftakt kommt mit «Wendy 2» nun der zweite Teil der beliebten Pferde-Mädchen-Reihe in die Kinos. Und siehe da: Der erfahrene Pferdefilm-Regisseur Hanno Olderdissen macht daraus direkt ein wirklich angenehmes Familienabenteuer.

«Wendy 2 - Freundschaft für immer»

  • Kinostart: 22. Februar 2018
  • Genre: Familienfilm/Abenteuer
  • FSK: o.Al.
  • Laufzeit: 97 Min.
  • Kamera: Benjamin Dernbecher
  • Buch: Liz Hannah, Josh Singer
  • Regie: Hanno Olderdissen
  • Schauspieler: Jule Hermann, Benjamin Sadler, Jasmin Gerat, Noah Kraus, Maren Kroymnn
  • OT: Wendy 2 - Freundschaft für immer (DE 2018)
Was waren wir im vergangenen Jahr enttäuscht vom ersten Leinwandausflug der beliebten Comic- und Hörspielheldin Wendy. Dem deutschlandweit berühmten Franchise hatte man zum 30-jährigen Bestehen zwar einen Kinofilm spendiert, sich dabei allerdings kaum so richtig für die Reihe an sich interessiert. Die Folge: «Wendy – Der Film» wurde zu einem gleichermaßen austauschbaren wie langweiligen Pferde-Mädchen-Film, der mit großer, leidenschaftlich inszenierter Konkurrenz wie «Ostwind» oder «Rock My Heart» keineswegs mithalten konnte. Mit über 600.000 Zuschauern erwies sich der Film hierzulande trotzdem als großer Erfolg. Und so wundert es nicht, dass mit «Wendy 2 – Freundschaft für immer» nun die Fortsetzung dazu in den Startlöchern steht. Hier zeigt sich auch wieder, dass man im Familienfilm-Subgenre des Pferdeabenteuers eigentlich gar nicht viel verkehrt machen kann, solange man den kleinen Mädchen möglichst viele Pferde präsentiert und die richtige Portion Witz und Spannung in der Geschichte unterbringt.

So wahnsinnig viel mit dem Original hat das «Wendy»-Sequel zwar immer noch nicht zu tun. Doch diesmal passiert wenigstens was – auch wenn das, was passiert, aus diversen anderen Genrevertretern bekannt sein dürfte. Dafür hat der mittlerweile Pferdefilm-erfahrene Regisseur Hanno Olderdissen («Rock My Heart») leichtes Spiel, um den schwachen Vorgänger zu überbieten: Sein Film ist ein gleichermaßen unterhaltsames wie durch und durch auf die pferdeverrückte Zielgruppe abgestimmtes Familienfilmvergnügen, das die fehlende, inhaltliche Neuausrichtung mit vielen Vierbeinern, tollen Bildern und einem angemessenen Schuss Kritik am Pferdeleistungssport verbindet.

Rettet Rosenborg!


Wendy (Jule Hermann) lebt seit einem Jahr glücklich mit ihren Eltern Heike (Jasmin Gerat) und Gunnar (Benjamin Sadler) auf Rosenborg. Aber die Lage ist ernst, denn der Reiterhof ihrer Oma Herta (Maren Kroymann) steht kurz vor der Pleite. Als Wendy von dem Jugendturnier erfährt, das von Ulrike (Nadeshda Brennicke), der Chefin des großen und modernen Reiterhofs St. Georg, ausgerichtet wird, ist sie sich sicher: Ein Sieg und die damit verbundene Geldprämie wären die Rettung für Rosenborg. Aber ihr Pferd Dixie ist und bleibt ein Zirkuspferd und will einfach nicht springen. Doch dann bringt Metzger Röttgers (Waldemar Kobus) das traumatisierte Turnierpferd Penny nach Rosenborg. Wendy erkennt sofort Pennys Potenzial und durchschaut zugleich das Problem: Penny hat Angst vorm Springen. Während sie voll damit beschäftigt ist, Penny zu helfen, fühlt sich Dixie zunehmend vernachlässigt. Wird es Wendy gelingen, die Freundschaft zu Dixie zu retten, Pennys Angst zu heilen und mit ihr das Turnier zu gewinnen?

Um einmal aus dem Nähkästchen zu plaudern: Die Verfasserin dieser Zeilen ist seit über zwei Jahrzehnten aktiv im Reitsport tätig und in dieser Zeit hing die Existenz eines Reitstalls, einer Familie, oder sogar das Schicksal eines Pferdes vom Turniersieg einer einzelnen Person ab. Im Pferdefilm-Subgenre ist das hingegen Usus und so dürfte der inhaltliche Verlauf von «Wendy 2» auch Niemanden überraschen, der in den vergangenen Jahren auch nur irgendeinen der diversen Genrevertreter gesehen hat. Auch hier steht nämlich ein alles entscheidendes Reitturnier im Mittelpunkt, um den Reiterhof Rosenborg, das geschundene Turnierpferd Penny und damit nicht zuletzt auch das Schicksal der Springreiterin Wendy Thorsteeg davon ab, ob das Paar schneller über die Hindernisse springt, als die zumeist sehr zickige Konkurrenz. Und so wirklich variieren tut Drehbuchautorin Caroline Hecht (schrieb auch schon das Skript zum ersten Teil) diese Prämisse auch nicht; im Gegenteil: In manch einer Situation fühlt man sich fast so, als säße man eher in einer Parodie auf die bekannten Formeln. Als Neuzugang Penny, ein Springpferd im Wert von 30.000 Euro, auch beim dritten Mal einen Sprung verweigert, fackelt die Trainerin nicht lange und überlässt sie mit den Worten „Die geht zum Abdecker!“ ihrem Schicksal.

Das ist normalerweise selbst der seichtesten Pferdeschmonzette zu plakativ, doch im weiteren Verlauf wird «Wendy 2» spürbar besser und Hanno Olderdissen lässt seine Handschrift hervorblitzen. Es ist nämlich nur eine Handvoll derart plumper Einzelszenen, die auf Kosten des im Film vorherrschenden Realismus gehen, auch wenn ein mit der Fachmaterie vertrauter Pferdemensch bei gewissen Details immer mal wieder die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.

In «Nebel im August» sowie «Timm Thaler oder Das Verkaufte Lachen» waren wir von Jule Hermanns natürlicher Schauspielleistungen noch extrem angetan. Umso enttäuschender fiel ihre Performance im ersten «Wendy»-Film aus, die sie nun im Sequel allerdings vergessend macht. Gerade im Zusammenspiel mit den Pferden kommt sie deutlich mehr aus sich heraus und auch der Rest des Ensembles wirkt wie ausgewechselt und überzeugt mit einem authentischen Spiel und einer sympathischen Chemie untereinander – auch etwas, was wir in «Wendy – Der Film» nicht so recht ausmachen konnten. Vor allem Wendys schwer vor sich hin pubertierender, Hals über Kopf in die blonde Reiterin Vanessa (Henriette Morawe) verliebter Bruder Tom (Julius Hotz) erweist sich in seiner unbeholfenen Art als Szenendieb.

Wendys allenfalls als Stichwortgeber fungierende Freunde haben dagegen wenig zum Geschehen beizutragen und agieren innerhalb des Ensembles bei Weitem nicht so authentisch, wie die deutlich erfahreneren Kollegen. Auch auf Seiten der Antagonisten bietet «Wendy 2 – Freundschaft für immer» nicht viel mehr, als die übliche Ansammlung aus Intrigen und Versuchen, den Konkurrenten den Turnierstart so richtig schön zu vermiesen.

Deutlich gelungener als der reiterliche Wettkampf ist da die ausgelassene Interaktion zwischen Wendy, ihrem Hengst Dixie und der Schimmelstute Penny. Es wird nicht nur zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, wie dieses Dreiergespann der kaputtgerittenen Stute wieder Vertrauen in den Menschen und ins Springen schenkt, es ist offenbar auch ein großes Anliegen Hanno Olderdissens, trotz der wunderschön-poetischen Bilder (Benjamin Dernbecher) von springenden Pferden und fliegenden Mähnen, den Appell an den Zuschauer nicht aus den Augen zu verlieren, das Pferd nicht als Sportgerät zu missbrauchen. Nahm der Regisseur in «Rock My Heart» noch den Galopprennsport ins Visier, ist es nun eben das Springreiten, das hier im Fokus steht – und zu dessen Zweck viele Reiter zu unlauteren Methoden greifen, um sich im Wettkampf Vorteile zu verschaffen.

Dass die ganz Kleinen mit so etwas eh (noch) nichts am Hut haben, mag stimmen. Doch in dieser Hinsicht reicht «Wendy 2 – Freundschaft für immer» dann doch ein klein wenig über den Zickenkrieg-Turnier-Standard eines familientauglichen Pferdefilms hinaus. Nur die Vermenschlichung der Pferde hätte der Regisseur dann doch ein klein wenig zurückfahren dürfen.

Fazit


«Wendy 2 – Freundschaft für immer» ist ein ganz nach gängigen Genreformeln funktionierendes Pferdeabenteuer für die junge Zielgruppe, das durch den mittlerweile eingespielten Cast und eine wesentlich spannendere Geschichte deutlich mehr überzeugt, als der langweilige Vorgänger.

«Wendy 2 – Freundschaft für immer» ist ab dem 22. Februar bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

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