Seit Jahren sucht RTL II nach dem richtigen Mittel, um in der Daytime endlich auch vor «Köln» und «Berlin» so richtig Fuß zu fassen. Noch bevor am 5. März die neue Soap «Schwestern - Volle Dosis Liebe» startet, bemüht man sich in «Workout - Muskeln, Schweiß und Liebe» an einem ebenso unverbrauchten wie skurril anmutenden Konzept: Zehn junge, attraktive Leistungssportler kämpfen auf Fuerteventura um eine Stelle als Personaltrainer und müssen dabei täglich unter anderem zwei Prüfungen bestehen - während nebenbei wieder irgendwas mit Liebe und Krawall vonstatten geht. Will sowas das Publikum sehen? Bei der betagteren Zuschauergruppe muss hierauf klar mit "Nein" geantwortet werden, doch die besonders wichtigen jungen Konsumenten sind sich ihrer Haltung bis dato noch nicht sicher.
Konkret stellte sich die Situation so dar, dass die ersten drei Folgen vergangene Woche jeweils nur auf rund 0,3 Millionen Zuschauer und wirklich schwache 1,8 bzw. 1,9 Prozent des Gesamtpublikums kamen. Bei den 14- bis 49-Jährigen sah es allerdings mit 5,1 bis 6,0 Prozent durchweg recht solide aus, denn mit rund 0,25 Millionen entstammten fast alle Fernsehenden besagter wichtigen Konsumentengruppe. Und Richtung Wochenende gab es dann noch zwei Extrema zu verzeichnen: Am Donnerstag zog das Interesse plötzlich und radikal auf 0,48 Millionen Zuschauer an, sodass insgesamt erstmals ansatzweise solide 2,7 Prozent auf dem Papier standen und bei den Jüngeren sogar richtig tolle 8,0 Prozent bei 0,40 Millionen möglich waren. Die Freitagsausgabe wiederum stürzte auf desolate 1,5 und 4,0 Prozent bei 0,24 Millionen ab.
Und Woche zwei? Gab auch nicht viel mehr Aufschluss über die Zukunftsaussichten der Sendung, denn nun befand man sich wieder im biederen Mittelmaß der ersten Tage: 0,35 bzw. 0,33 Millionen Menschen sahen am Montag und Dienstag zu, was ziemlich schlechten 2,2 sowie 2,0 Prozent aller Zuschauer ab drei Jahren entsprach, während bei den Umworbenen 6,0 bzw. 5,5 Prozent bei maximal 0,28 Millionen möglich waren. Am Mittwoch verbesserte sich das Format dann wieder temporär auf wirklich gute 7,3 Prozent des jungen Publikums, bevor dann am Donnerstag postwendend mit 3,8 Prozent der schwächste Wert überhaupt hinzunehmen war. Auch beim Gesamtpublikum wurden mit 0,22 Millionen sowie 1,4 Prozent neue Negativrekorde generiert.
Was sollen uns - oder besser: den Programmplanern von RTL II - diese Werte nun sagen? Das ist gar nicht mal so leicht zu beurteilen, denn grundsätzlich bewegen sich die Werte in etwa auf dem Niveau, das zuvor bereits «Station B1» nach anfänglich doch großen Schwierigkeiten zum Ende seiner vierwöchigen Laufzeit erreicht hatte: Mit etwa zweieinhalb Prozent waren die «Kinderärzte mit Herz» beim Gesamtpublikum etwas besser unterwegs, mit eher fünf als sechs Prozent dagegen bei den Jüngeren tendenziell leicht schwächer - und auch «Hilf mir!» um 16 Uhr versprüht wahrlich nicht den Quotenglanz, dass viel höhere Ansprüche als das aktuelle Niveau gestellt werden könnten, ohne den Projekten gegenüber vermessen zu sein.
Ein Problem aber hat «Workout» im Vergleich zum Vorgänger um 17 Uhr: Eine Woche weniger Sendezeit. Und ohne die Eindrücke aus den letzten fünf Folgen wäre die Flop-Tendenz von «Station B1» wohl deutlicher ausgefallen, denn erst hintenraus stabilisierte man sich auf ordentlichem Niveau. Und dann ist da ja auch noch das neue Projekt «Schwestern», das ab März drei Wochen lang angetestet werden soll (mehr Infos hier). Mit anderen Worten: In diesen Wochen und Monaten werkelt der Privatsender eifrig an seinem Aufgebot herum, ja wagt sich aller inhaltlichen Banalität zum Trotz zumindest an etwas neuartigere Settings - und ist damit schon fast wohltuend ambitioniert im Vergleich zu manch einem privaten Kollegen und Mitbewerber.
Dass prinzipiell um 17 Uhr vor allem beim jungen Publikum noch viel mehr möglich ist, zeigen die etablierten Scripted-Soaps in diesen Tagen wieder sehr deutlich: Sowohl «Köln» als auch «Berlin» hatten zuletzt mehrfach zweistellige Marktanteile generiert und markieren damit immer noch eine Zäsur im Programm von RTL II, denn das Nachmittagsprogramm ist und bleibt aller moderaten Schwankungen nach oben wie unten zum Trotz in erster Linie schlichtweg mäßig unterwegs. Und das seit Jahren, trotz vieler bemühten wie weniger bemühten Programmumstellungen.
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