Cast & Crew
Vor der Kamera:Anke Engelke als Anne Lehmann
Matthias Matschke als Martin Lehmann
Andrea Sawatzki als Eva Simon
Dominic Raacke als Thomas Maiwald
Bettina Lamprecht als Saskia Fröhlich
Alexander Hörbe als Kai Fröhlich
Julia Stemberger als Karen Maiwald
u.v.m.
Hinter der Kamera:
Buch: Magnus Vattrodt
Regie: Matti Geschonneck
Kamera: Theo Bierkens
Produzenten: Wolfgang Cimera, Silke Pützer
Anne (Anke Engelke) und Martin Lehmann (Matthias Maschke) sind seit 20 Jahren verheiratet. Allerdings ist die Ehe zuletzt in eine Schieflage geraten: Anne hat ein Verhältnis mit ihrem Kollegen Wolf (Pierre Besson). Martin verschweigt ihr, dass er seinen Job schon vor Monaten verloren hat und seitdem arbeitslos ist. Im selben Haus wohnen ihre Freunde Saskia (Bettina Lamprecht) und Kai Fröhlich (Alexander Hörbe) mit ihrer kleinen Tochter. Als sich Saskia entschließt, wieder arbeiten zu gehen, muss sich ihr Mann neben seinem Job als Fernsehjournalist auch als Familienmanager einbringen. Während Saskia beruflich aufblüht und diesen Erfolg genießt, gerät er zunehmend unter Druck. Muss er der Familie zuliebe beruflich kürzer treten?
Im Dachgeschoss wohnt Notärztin Eva Simon (Andrea Sawatzki), ebenfalls eine gute Freundin der beiden Paare. Sie ist frisch verliebt in Thomas (Dominic Raacke). Er hat sich gerade von seiner Frau getrennt, die mit Tochter Greta (Emma Drogunova) im gemeinsamen Haus zurückgeblieben ist. Als er bei Eva einzieht, muss sich ihre Beziehung bewähren, denn Thomas bringt nicht nur seine Umzugskartons, sondern auch seine Vergangenheit mit.
Welche Kompromisse sind die Charaktere bereit ihrem Partner zu Liebe einzugehen? Welche Ziele sind für sie unverhandelbar und welche schon nicht mehr in greifbarer Nähe? Was der Film definitiv gut abbildet, ist das Phänomen, das viele Menschen nach den Dingen streben, die sie nicht haben können. Das bessere Leben führen immer die anderen. Wer Kinder hat sehnt sich nach Freiheit, wer keine hat nach einer eigenen Familie. Während sich die Hausfrau und Mutter nach finanzieller Unabhängigkeit und einer Rückkehr ins Berufsleben sehnt, ist der langjährige wissenschaftliche Mitarbeiter an der Universität von seinem Job angeödet und will einen Neustart. Beides Vorhaben, die nicht so mir nichts dir nichts der Ehefrau bzw. dem Ehemann beizubringen sind.
Der gut aufgelegte Cast versteht es dabei hervorragend, die von Drehbuchautor Magnus Vattrodt auf den Punkt geschriebenen Dialoge umzusetzen. Egal, ob es sich um eine scharfsinnige Pointe oder einen giftigen Vorwurf handelt. Es wird ausgiebig gestichelt, mal freundschaftlich feixend, mal bitterböse, aber niemals unglaubwürdig. Bereits nach wenigen Minuten gibt es eine Kostprobe des Schauspieler-Ensembles zu bewundern, als alle Freunde gemeinsam auf Evas neuen Freund treffen. Die Konflikte innerhalb und zwischen den Pärchen werden für den Zuschauer ebenso greifbar wie deren Zuneigung und Freundschaft untereinander.
In beschriebener Szene werden direkt sechs Charaktere eingeführt. Ein ambitioniertes Unterfangen, das aufgrund des clever geschriebenen Drehbuchs jedoch als gelungen bezeichnet werden kann. Der Zuschauer bekommt einen schnellen, jedoch absolut ausreichenden Einblick in das Seelenleben der Figuren. Interessanterweise spielt ausgerechnet Anke Engelke, die viele instinktiv eher dem Comedy-Segment zuordnen werden, eine der wenigen Rollen, die kaum Pointen serviert. Dennoch spielt sie die eher ernste Figur der Anne tadellos. Auch Andrea Sawatzki führt einen aussichtslos wirkenden Kampf um die Zuneigung der Tochter ihres Freundes. Zwar trägt ihr Charakter Eva ein fast penetrantes Dauergrinsen im Gesicht, zu Lachen ist ihm jedoch selten zu Mute. Für die lustigen Momente sind eher Matthias Matschke als Akademiker und Kritiker der „neoliberalen Selbstoptimierung“ sowie Alexander Hörbe als schlagfertiger Karrieremensch zuständig.
Abschließend sei erwähnt, dass es sich bei «Südstadt», wie angesichts des Titels möglicherweise angenommen wird, keinesfalls um einen Film handelt, in dem der Kölner Stadtteil oder die Domstadt selbst eine besondere Rolle einnimmt. Das Setting ist vermutlich ganz bewusst austauschbar gehalten und die Geschichte könnte auch in jeder anderen Stadt spielen. Rheinischen Lokalkolorit und Kölner Insider sucht man vergeblich. Allerdings werden das selbst Lokalpatrioten angesichts der Vorzüge dieses gelungenen Mixes aus Drama und Komödie leicht verschmerzen können.
Das ZDF zeigt «Südstadt» am Montag, den 26. Februar um 20.15 Uhr.
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25.02.2018 15:35 Uhr 1