Freitagabend in Fernseh-Deutschland, Ortszeit 22.20 Uhr: Die Impro-Comedy wurde brutal ermordet. Die Hauptdarsteller in diesem Krimi: Sat.1, verschiedene Comedians, Bill Mockridge und jede Menge platte Gags. Willkommen bei «Mord mit Ansage», dem neuesten Versuch von Sat.1, an seinem Fun-Freitag lustig zu sein.
Das Konzept ist im Grunde genommen dasselbe wie einst bei der «Schillerstraße»: Alles ist improvisiert, für die Anweisungen aufs Ohr der Comedians ist «Lindenstraße»-Mordopfer Bill Mockridge zuständig. Der Dreh: Irgendwie geht halt irgendwann einer hops. Hier liegt schon das erste Problem: Bis es überhaupt zum besagten Mord kommt, vergeht fast eine halbe Stunde. Bis dahin dürfen Panagiota Petridou und Sascha Korf als ungleiches Imbiss-Ehepaar schlüpfrige Witze über Gurken, Würstchen und veganes Essen ablassen. Beispiele gefällig?
„Du bumst, wie du kochst.“ – „Ich weiß. Ich bumse, heiß und in drei Minuten fertig.“
„Möchtest du weiterhin Dinge essen und verkaufen, wo Schweine durch gefurzt haben?“
„Die ist Veganerin, ich hätte die auf den Komposthaufen werfen können.“
In die Klischeekiste greift «Mord mit Ansage» dann, wenn Kaya Yanar als befeindeter Dönerbuden-Besitzer durch die Tür kommt. Ach ja, später darf er noch sowohl seinen Inder als auch seinen Schweizer machen. Zur Abwechslung mal was ganz Neues. Hätte nur noch gefehlt, dass Martin Klempnow seinen Dennis aus Hürth macht. Klempnow darf stattdessen unter anderem einen tätowierten Biker mit Pieps-Stimme geben.
Panagiota Petridou – immerhin die einzige Dame in der Auftakt-Ausgabe – darf das erste Mordopfer spielen. Nach einem Stromschlag an der Kaffeemaschine haut es sie einfach so um. Naja, fast, denn es dauert noch ein wenig, bis sie aufhört zu zappeln und rum zu stöhnen. Aber dann gibt sie wirklich Ruhe. Als bösartiger Zuschauer könnte man sich nun denken: Endlich ein Unlustigkeits-Faktor weniger. Auch Wigald Boning und Bernhard Hoëcker können nicht mehr viel retten – auch wenn sie die ein oder anderen Momente als Polizei-Ermittlerduo haben.
Fairerweise muss man dazu sagen: Das, was Impro-Comedy auszeichnet ist eben, dass sie unberechenbar ist. Vieles kann gut, aber auch vieles schiefgehen. Eher letzteres ist leider bei «Mord mit Ansage» der Fall. Warum das Publikum im Studio trotzdem ständig lacht und grölt, darüber kann man eigentlich nur mutmaßen. Humor ist ja bekanntlich Geschmackssache. Eher störend wirken im Übrigen die Schnitte auf ebenjenes Publikum, ebenso wie die Schnitte auf den kichernden und begeisterten Mockridge. Hektisch genug ist «Mord mit Ansage» durch das Rumgebrülle und Rumgezappel der Comedians schon genug. Fraglich auch, ob sich der Kniff mit dem Mord nicht schnell erschöpft. Ob wechselnde Comedians und Handlungsorte ausreichen, um dem Format neuen Schwung zu verleihen, werden die kommenden Wochen zeigen. Nach «Mord mit Ansage» läuft übrigens Balders neue Witze-Show «Richtig witzig!». Wenigstens die Programmplaner von Sat.1 beweisen Humor.
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