Werbekampagne zur Show
In drei Werbeclips ist Carsten Maschmeyer als DJ, Barmixer und Maler zu sehen, wobei stets etwas auf humoristische Weise schiefgeht. Die Kernaussage der Kampagne: Es mag für viele Dinge geeignetere Personen geben als Maschmeyer, nicht aber für «Start Up!» und die Auswahl von Deutschlands bestem Gründertalent.Denn was uns der Sender und die Verantwortlichen von Sony Pictures stattdessen am Mittwochabend mehr als drei Stunden lang vorgesetzt haben, war ein toxisches Gebräu aus Belanglosigkeit, Zähigkeit, Oberflächlichkeit, offensichtlichsten Anbiederungen an bereits vorhandenen TV-Erfolgen und personellen Fehlentscheidungen - und steht damit noch weit hinter «Das Ding des Jahres» zurück, dem man all dies in deutlich abgeschwächter Form und mit deutlich mehr Gegenargumenten auch vorhalten konnte. Diesmal jedoch wollte kaum etwas zünden, was auch, aber bei weitem nicht nur an Carsten Maschmeyer selbst liegt.
Aber was passierte da nun eigentlich zwischen 20:15 Uhr und 23:30 Uhr am Mittwoch? Kurz und bündig zusammengefasst: 34 Bewerber meinen, eine spannende Idee zu haben und stellen diese einer dreiköpfigen Jury (Maschmeyer sowie seinen Statisten Lea Lange und Dr. Klaus Schieble) vor. 14 von ihnen wird die Chance gegeben, in unterschiedlichen Challenges ihre unternehmerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen - und am Ende vielleicht als glücklicher Gewinner hervorzugehen, der mit Maschmeyer und einer Million Euro eine eigene Firma gründen darf. Die Challenges der ersten Folge: Die Gründer sollen innerhalb von 30 Minuten auf der Straße möglichst viele Passanten von ihrer Idee überzeugen und ein Foto geschossen kriegen. Und in zwei Teams sollte mit einem Kapital von 400 Euro eine Stadtrundfahrt geplant werden, die möglichst viel Gewinn einstreichen soll.
Sony und Maschmeyer: Eigenen Superhit nicht verstanden?
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Zumindest, wenn man es gut und auch nur ansatzweise so liebevoll, dynamisch und die besondere Pitch-Atmosphäre wertschätzend machen möchte. Hier dagegen beschränkt man sich auf schnelle Stichworte zur jeweiligen Idee und eine rasche verbale Abfertigung dessen durch die Juroren. Das ist irgendwie hinnehmbar, wenn man diese schematische Oberflächlichkeit einmal, zweimal oder dreimal zu sehen bekommt, es ist nervig, wenn es zehnmal auftritt - unglaubliche 34 Mal hintereinander aber ist es äußerst mühselig und erweckt den Anschein, dass Sony und Maschmeyer ihr eigenes Erfolgsformat (also «DHDL», nicht das hier) nicht wirklich verstanden haben.
- © SAT.1 / Jens Hartmann
Großes Ego, kleines Charisma!?
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Was ihm fehlt, ist auf der einen Seite die bei aller Weltfremdheit ja doch sehr einzigartige Aura der bedingungslosen Eigenliebe Trumps, gegenüber dessen Narzissmus er wie ein bescheidenes, schüchternes Rehkitz wirkt, aber auf der anderen Seite auch die Authentizität und Eloquenz eines Callis, der zwar als "Big Boss" mitunter etwas fehlplatziert wirkte, aber doch zumindest einen hohen Unterhaltungswert besitzt. Maschmeyer dagegen lächelt immerzu in die Kamera, gibt seine väterlichen Weisheiten von sich und kommt alles in allem zu harmlos, bieder und uncharismatisch daher. Als «Löwe» kann er sich zurücknehmen, nur punktuell in Erscheinung treten und mit seinen Wortspielen und Phrasen an der richtigen Stelle auch durchaus einige Punktgewinne erzielen, als omnipräsentes großes Gesicht einer viel zu lang geratenen Show jedoch ist das zu wenig.
Dieser Problematik hätte man entgegenwirken können, hätte man ihm spannende Gesichter an die Seite gestellt - Lea Lange und Dr. Klaus Schieble dagegen sind alles andere als das und nehmen eher die Rolle der austauschbaren Statisten ein, was an die Besetzung um Dieter Bohlen und Heidi Klum erinnert. Mit dem kleinen Unterschied eben, dass besagte Personen durchaus in der Lage sind, neben einem großen Namen auch noch einen hohen Unterhaltungswert zu leisten. Inmitten dieser Einöde könnte sich letztlich Matthew Mockridge als Gewinner der Show profilieren, denn Lukes älterer Bruder mag zwar ein wenig in seinem Coach-Sprech gefangen sein, ist aber zumindest eine Erscheinung, die ein wenig Lockerheit und Spontaneität verkörpert.
Fazit: Kein einziger innovativer Ansatz - der große Flop droht
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Und blöderweise halt alles auch schon deutlich kurzweiliger, unterhaltsamer, mitunter relevanter und sympathischer. Insofern wird es spannend zu beobachten sein, ob Maschmeyer und Sat.1 zumindest mit einem blauen Auge davon kommen werden und im Laufe der kommenden acht Wochen um eine vorzeitige Absetzung oder Zwangsverbannung in die Untiefen des Spätabends bzw. der Nacht vorbeikommen. Eins jedenfalls dürfte nach diesem Auftakt schon sicher sein: Auch dreieinhalb Jahre nach dessen Start wartet Deutschland weiter auf den Beweis dafür, dass Unternehmertum, Gründer- und Erfindergeist fernab der VOX-Löwenhöhle im Fernsehen auch eine zweite große Heimat finden kann. Und so viel man der insgesamt eher enttäuschenden Raab-Kreation auch vorwerfen mag: «Das Ding des Jahres» war hier zuletzt ein deutlich weniger uninteressanter Ansatz als das hier.
«Start Up!» läuft auch in den sieben kommenden Wochen mittwochabends um 20:15 Uhr in Sat.1 - sofern die Quoten mitspielen zumindest.
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