Die Kritiker

«Polizeiruf 110 - Starke Schultern»

von

Weder dramaturgisch noch inszenatorisch braucht der neue «Polizeiruf 110» sonderlich "starke Schultern": uninteressantes Nebenbeifernsehen, so austauschbar wie unambitioniert.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Claudia Michelsen als Hauptkommissarin Doreen Brasch
Matthias Matschke als Hauptkommissar Dirk Köhler
Felix Vörtler als Kriminalrat Uwe Lemp
Steven Scharf als Psychologe Niklas Wilke
Thomas Loibl als René Ottmann
Ursina Lardi als Susan Dietrich / Janina Ottmann
Sebastian Rudolph als Axel Dietrich

Hinter der Kamera:
Produktion: Filmpool Fiction GmbH
Drehbuch: Josef Rusnak
Regie: Maris Pfeiffer
Kamera: Stefan Unterberger
Produzentin: Iris Kiefer
Auf den Bauunternehmer René Ottmann (Thomas Loibl) wird ein Brandanschlag verübt, den er nur durch Zufall überlebt. Vor kurzem hatte er sich im Zuge von öffentlichen Auftragsvergaben mit einem ehemaligen Freund und Unternehmerkollegen überworfen. Der Konkurrent gewordene Feind liegt derzeit mit einem Hirninfarkt in der Klinik, aber eine weitere Spur führt zu einem seiner Mitarbeiter, der nach der Konfrontation mit den Ermittlern Brasch (Claudia Michelsen) und Köhler (Matthias Matschke) gewaltsam die Flucht ergreift.

Derweil sind Brasch und Köhler in „Starke Schultern“ noch mehr als sonst mit sich selbst beschäftigt. Weil es zwischen ihnen – wie sollte es bei einem Krimi, der sich die Phrase vom „ungleichen Ermittlerpaar“ offensichtlich als dramaturgisches Kernelement gewählt hat, auch anders sein – immer noch an allen Ecken und Enden knatscht, hat ihr Vorgesetzter Nägel mit Köpfen gemacht und einen Supervisor abgestellt, über den sie ihre Differenzen austragen sollen. Während Köhler diese Hilfe gerne annimmt, um sich seiner Kollegin menschlich nähern zu können, blockt die rabiatere und einzelgängerische Brasch ab. Stattdessen säuft sie weiterhin in irgendwelchen Spelunken die Nächte durch und sondert pflichtbewusst bei der ersten Gelegenheit in einer aufgesetzten Zusammenbruchsszene ihre Unzufriedenheit mit sich selbst ab: Ihr erwachsener Sohn will nichts mehr mit ihr zu tun haben, sie ist so furchtbar unzuverlässig und egozentrisch und so weiter und so fort.

Dieser «Polizeiruf» ist so typisch für die Art und Weise, wie das Erste am Sonntagabend seine Krimis erzählt, dass er fast parodistisch wirkt: Ein farblos bleibendes, aber hauptsächlich irgendwie ungleiches Ermittlerpaar – der Eine nahbar, pflichtbewusst und vorschriftshörig, die Andere abweisend, emotional zerrüttet und etwas unorthodox – hantiert mit einem Allerweltsfall, der als Vorwand genommen wird, um von diffus bleibendem Kuriosem und Abartigem zu erzählen, in diesem Fall: Ottmanns Schwägerin, die sich als dessen abhanden gekommene Frau verkleidet und ihn in diesem Zustand sexuell befriedigt.

Ein echtes, tiefgreifendes psychologisches Interesse an seinen Figuren entwickelt dieser Film aber nicht im Geringsten. Stattdessen trägt er das Offensichtliche vor: Nämlich dass deren Mann und Sohn diese sonderbaren Umstände sehr zu schaffen machen. Wichtiger scheint es, alle Viertelstunde säckeweise Exposition abzuladen und dem Zuschauer in aufgesagten Dialogen den Stand der Dinge vorzutragen: die Quintessenz des Nebenbeifernsehens.

Doch diesem Nebenbeifernsehen kann es eben nie gelingen, eine einnehmende, fesselnde, faszinierende oder auch nur halbwegs interessante Geschichte zu erzählen: Die Redundanzen und Wiederholungen, die Irrwege ins Alltägliche und Beliebige verhindern jeden emotionalen oder psychologischen Tiefgang, jeden aufrichtigen Erzählduktus, jedwede spannende thematische Auseinandersetzung. Diese titelgebenden „starken Schultern“ haben keine sonderlich schwere Last zu tragen.

Das Erste zeigt «Polizeiruf 110 – Starke Schultern» am Sonntag, den 25. März um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/99883
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