In diesem Jahr traut sich der Münchner Privatsender daher ein weiteres Mal an die Vorabend-Baustelle heran und will mit einem täglichen Magazin sowie einer neuen täglichen Serie angreifen. Wieder einmal. Mit «Endlich Feierabend» soll im Frühjahr ein einstündiges Magazin installiert werden, dass sich an dem erfolgreichen «Frühstücksfernsehen» orientiert. Zudem soll es ab Herbst wieder eine Telenovela geben, hierfür lässt Sat.1 gleich vier unterschiedliche Formate pilotieren (wir berichteten).
Sat.1 und die täglichen Serien – eine Geschichte mit Höhen und Tiefen
Mit täglich ausgestrahlten Serien hat Sat.1 stets unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Der ganz große Wurf ist einst mit «Verliebt in Berlin» gelungen, rund 13 Jahre ist das mittlerweile her. Zumindest in der Neldel-Ära erreichte die Telenovela rund um Lena Plenske regelmäßig Zielgruppen-Quoten von über 20 Prozent. Bis zu 5,35 Millionen Zuschauer ab drei Jahren schalteten zur Abendbrotzeit ein – für heutige Verhältnisse umso mehr eine Traum-Reichweite. Mit Staffel zwei (und dem damit einhergehenden Abgang von Hauptdarstellerin Alexandra Neldel) ließ das Interesse zwar rapide nach, doch heute würde sich Sat.1 über die durchschnittlich gemessenen 2,21 Millionen Zuseher und 11,2 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen sicherlich sehr freuen.
Quotenübersicht tägliche Serien am Sat.1-Vorabend
- «Schmetterlinge im Bauch», 21.08.2006 – 29.12.2006 um 18.45 Uhr: 1,64 Mio. (7,6 %) / 0,82 Mio. (10,7 %)
- «Anna und die Liebe», 25.08.2008 – 27.01.2012 um 18.55/18.30 Uhr: 1,72 Mio. (8,0 %) / 0,62 Mio. (8,5 %)
- «Eine wie keine», 16.11.2009 – 17.09.2010 um 18 Uhr: 1,40 Mio. (8,5 %) / 0,53 Mio. (8,8 %)
- «Hand aufs Herz», 04.10.2010 – 05.08.2011 um 18 Uhr: 1,32 Mio. (7,9 %) / 0,52 Mio. (8,8 %)
- «Mila», 07.09.2015 – 18.09.2015 um 19 Uhr: 0,79 Mio. (3,7 %) / 0,36 Mio. (5,6 %)
Mittelwerte ab 3 / MA 14-49
Mit «Anna und die Liebe» bewies Sat.1 zunächst ein glücklicheres Händchen. 11,5 Prozent Marktanteil erzielte die erste Staffel mit der Lovestory zwischen Jeanette Biedermanns Anna und Roy Peter Links Jonas. Runde zwei, die den Fokus auf ein anderes Liebespaar rückte, lief mit 12,3 Prozent sogar noch besser. Biedermann bekam mit dem dritten Durchgang wieder einen größer angelegten Handlungsstrang, trotzdem sanken die Quoten auf durchschnittlich 10,1 Prozent. Die ab Oktober 2011 ausgestrahlte vierte Staffel holte dann nur noch ganz selten Quoten oberhalb der Zehn-Prozentmarke. Der Ausstieg von Biedermann Anfang 2012 tat sein Übriges. Das Ende vom Lied: Die Abschiebung zum damals noch relativ neuen Frauensender sixx, wo «Anna und die Liebe» jedoch für Senderverhältnisse sehr ordentliche Marktanteile zwischen 1,6 und 4,2 Prozent einheimste.
Und nach «Anna und die Liebe»? Da folgten mit «Eine wie keine» und «Hand aufs Herz» zwei gänzlich erfolgslose Versuche (siehe Infobox). Der viel größere Flop sollte aber 2015 in Form von «Mila» kommen. Nur zwei Wochen überlebte die Romantic-Comedy mit «GZSZ»-Star Susan Sideropoulos in der Hauptrolle. Äußerst desolate 6,4 Prozent Marktanteil verzeichneten die ersten beiden Folgen, danach pendelte man sich zwischen 4,0 und 7,0 Prozent ein – und mit 6,4 Prozent endete das kurze Gastspiel am Vorabend dann passenderweise auch wieder. Auch bei «Mila» musste letzten Endes sixx als letzter Ausweg herhalten, schließlich mussten die bereits produzierten Folgen irgendwo innerhalb der ProSiebenSat.1-Gruppe verbraten werden. Nach zwei wenig rosigen Samstagabendausflügen im Fünferpack beschränkte sich man bei sixx auf eine werktägliche Daytime-Programmierung.
Die Schmach von «Newtopia»
Große Hoffnungen steckte Sat.1 im Februar 2015 in «Newtopia», einer Realityshow-Erfindung von John de Mol. Das Konzept: Nichts weniger als die Gründung einer neuen Gesellschaft durch 15 sogenannte Pioniere – ein Jahr Zeit sollte es dafür geben. Sollte. Alles begann gut mit 17 Prozent Marktanteil und 2,8 Millionen Zuschauern. Danach setzte allerdings schnell ein Abwärtstrend ein, am Ende der ersten Woche war man bei einem Marktanteil von 11,8 Prozent angekommen. Bereits im März wurde erstmals die Zweistelligkeit verpasst, seitdem waren Werte oberhalb von zehn Prozent die Ausnahme.
Im April dann der dicke Patzer: Ein im Livestream aus Versehen dokumentiertes Produktionsmeeting kratzte an der Glaubwürdigkeit des vermeintlich echten Experiments. Hinzu kamen Probleme mit sehr eigenwilligen Kandidaten, mehrere Kandidaten gaben frühzeitig auf. Das alles schadete «Newtopia», nach 154 Tagen und teils weniger als fünf Prozent Marktanteil kam die vorzeitige Absetzung. Unterm Strich hatte «Newtopia» 1,43 Millionen Zuschauer, in der Zielgruppe kamen nicht mehr als 9,1 Prozent Marktanteil herum – für ein solch kostspieliges Format hätte zweifellos viel mehr drin sein müssen.
Magazine in Sat.1 – keine Selbstläufer
Quotenübersicht Vorabend-Magazine von Sat.1
- «push – Das Sat.1-Magazin», 29.05.2012 – 18.10.2012 um 19.30 Uhr: 1,32 Mio. (5,9 %) / 0,48 Mio. (6,2 %)
- «Unser Tag», 07.09.2015 – 18.09.2015 um 19.30 Uhr: 0,66 Mio. (2,8 %) / 0,30 Mio. (4,2 %)
Mittelwerte ab 3 / 14-49
Die Vorzeichen stehen also aufgrund früherer Fehlschläge nicht gerade gut für den ganz großen Überraschungs-Durchbruch am Sat.1-Vorabend. Ein langer Atem, er wird mehr denn je gebraucht.
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