Der Tiefpunkt des Marvel Cinematic Universe – und der einzige Film aus dem gigantischen Franchise, den ich, ganz persönlich gesprochen, als schlecht empfinde. Zu allem Überfluss wird Jon Favreaus Actioner in meinen Augen mit jeder Neusichtung immer zäher und mühseliger. Das 'World Building' kommt hier einer lästigen Hausaufgabe gleich, die den restlichen Film zum Stillstand zwingt – und der ist bereits ziemlich konfus. Die dramatischen Passagen um Tony Starks Sinnkrise sind ebenso überzogen wie sie rasch aufgelöst werden, das Actionfinale ist ein seelenloses Gekloppe CG-Roboteranzug vs. CG-Roboteranzug und das dramaturgische wie inszenatorische Highlight (die Monte-Carlo-Sequenz) kommt viel zu früh. Nur die lockeren Sprüche von Sam Rockwell als ungelenker Mitbewerber Tony Starks, Scarlett Johansson, Don Cheadle, Samuel L. Jackson und Clark Gregg sowie natürlich Robert Downey Jr. halten «Iron Man 2» wenigstens gelegentlich auf Kurs. Mehr dazu in unserer rückblickend wohl viel zu milde gestimmten Kino-Kritik.
Das 'Marvel Cinematic Universe' in Deutschland
- «Iron Man»: 0,8 Mio. Kinogänger
- «Der unglaubliche Hulk»: 0,2 Mio. Kinogänger
- «Iron Man 2»: 1,0 Mio. Kinogänger
- «Thor»: 1,1 Mio. Kinogänger
- «Captain America»: 0,3 Mio. Kinogänger
- «Avengers»: 2,2 Mio. Kinogänger
- «Iron Man 3»: 1,9 Mio. Kinogänger
- «Thor – The Dark Kingdom»: 1,4 Mio. Kinogänger
- «The Return of the First Avenger»: 0,8 Mio. Kinogänger
- «Guardians of the Galaxy»: 1,8 Mio. Kinogänger
- «Avengers – Age of Ultron»: 2,4 Mio. Kinogänger
- «Ant-Man»: 0,5 Mio. Kinogänger
- «The First Avenger – Civil War»: 1,7 Mio. Kinogänger
- «Doctor Strange»: 1,5 Mio. Kinogänger
- «Guardians of the Galaxy Vol. 2»: 2,5 Mio. Kinogänger
- «Spider-Man: Homecoming»: 1,0 Mio. Kinogänger
- «Thor – Tag der Entscheidung»: 1,5 Mio. Kinogänger
- «Black Panther»: 1,7 Mio. Kinogänger
Ja, ich weiß: Ich werde mir hiermit sicher einige Feinde machen. Aber ich kann mir nicht helfen ... Der erste Teil der «Iron Man»-Reihe und der Beginn des Marvel Cinematic Universe mag zwar um ein Vielfaches kurzweiliger als seine Fortsetzung sein, aber nach dem überaus launigen ersten Akt, in dem das Publikum Downey Jrs. Paraderolle des Milliardärs und Tüftlers Tony Stark kennenlernt, baut der Film zügig für mich ab. Die ersten Geh-, Flug- und Kampfversuche Starks als Iron Mans haben noch Witz und Flair, spätestens dann wird «Iron Man» allerdings zu einem eher uninspirierten Superheldenfilm von der Stange. Spätere Marvel-Filme haben einfach größere Ambitionen – tonal, visuell und erzählerisch.
Platz 16: «Der unglaubliche Hulk»
Oft vergessen und nicht selten mit einem Naserümpfen begrüßt, hat «Der unglaubliche Hulk» bei mir einen (kleinen) Stein im Brett: Louis Leterriers eröffnet mit einem atmosphärischen und spannenden Einstieg, der Bruce Banner zeigt, wie er in Rio untergetaucht ist. Die erste große Actionsequenz weist Suspense auf, das Finale ist harsch und im Mittelteil packt mich Tim Roth als bissigen Hund von einem Widersacher. Die Hintergrundmusik aus der Feder Craig Armstrongs ist komplex arrangiert und Edward Norton gefällt in seinem einmaligen Gastspiel als getriebener, grüblerischer Protagonist – nur die eine oder andere Länge hemmt den Monster-Superheldenfilm beim Versuch, noch besser in meinem Countdown dazustehen.
Platz 15: «Thor»
Shakespeare-Spezialist Kenneth Branagh ödet mich in diesem Fantasyfilm an, so lange er Asgard und seine Sorgen Ernst nimmt – denn mit dem Plastiklook und den hölzern geskripteten Dialogen, die nie so tief schürfen, wie es die getragene Inszenierung erwarten lässt, stellt die ganze Vorgeschichte, weshalb Thor auf die Erde verbannt wurde, eine große Durststrecke dar. Doch so albern die "Fish out of Water"-Story mit dem Halbgott in einem irdischen Wüstendorf auf dem Papier klingt: Mit Chris Hemsworths komödiantischem Timing, einer gut aufgelegten Kat Dennings und guter Situationskomik funktioniert das Ganze einfach. Auch Natalie Portman gefällt hier als Thor verfallene Astrophysikerin und Stellan Skarsgård geht sowieso immer. Mehr dazu in unserer Kino-Besprechung.
Platz 14: «Thor – The Dark Kingdom»
Der Marvel-Film, bei dem sich der Fan- und Kritiker-Konsens meines Empfindens nach seit Kinostart am meisten verbittert hat: Schon zum Start erntete Alan Taylors weitestgehend spröde inszeniertes, mit einem rustikaleren Produktionsdesign ausgestattetes «Thor»-Sequel eher verhaltenen Applaus. Mittlerweile scheint «Thor – The Dark Kingdom» die Lachnummer des Marvel Cinematic Universe zu sein. Etwas überzogen, wenn man mich fragt. Ja, es hat die langweiligsten Schurken der Filmreihe zu bieten – obwohl gleich zwei lahme Expositionsmonologe Kontext liefern, bleiben die Dunkelelfen unmotiviert und charakterlos. Und im großen Ganzen des Franchises hat «Thor – The Dark Kingdom» wenig bewegt. Aber: Der Angriff auf Asgard ist wie ein Einblick in ein Paralleluniversum, in dem die «Star Wars»-Prequels knackiger verpackt und vom Kitsch befreit wurden, das Finale ist einfallsreich und hat ordentliches Tempo – und zudem sitzen Lokis Sprüche einfach. Mehr auch in unserer Kino-Kritik.
Patz 13: «Guardians of the Galaxy»
Ich werde mich wohl noch einmal ducken müssen … Also: James Gunn erschuf mit dem Publikumsliebling ein kunterbuntes durchgeknalltes Weltraumabenteuer, das voller Witz ist und rein visuell das Marvel-Filmuniversum auf ein neues Niveau gehoben hat. Die dysfunktionale, fast schon verboten amüsante Anti-Heldentruppe rund um Star-Lord, Drax, Gamora, Rocket Racoon und Groot ist zudem ein sympathisch-frecher Haufen, der vor allem dann zu Bestform aufläuft, wenn Gunn seinem augenzwinkernd-anarchischem Tonfall gerecht wird. Aber für einen sich so sehr selber wegen all seiner Rebellion auf die Schulter klopfenden Film stapft «Guardians of the Galaxy» dann doch sehr oft in Klischeefettnäpfchen und befolgt gerne mal sehr treu das Schema F. Ist aber halb so wild, wie es hier klingt! Die Mixtape-Songs rocken und überhaupt verbreitet der Film ordentlich gute Laune. Ein klarer Qualitätssprung gegenüber Rang 14. Uga-chaka, uga-chaka, uga-uga-uga-chaka!
Platz 12: «Thor – Tag der Entscheidung»
Eine Gaudi von einem Marvel-Film: Gestalterisch wirft hier «Wo die wilden Menschen jagen»-Regisseur Taika Waititi den Look von Super-Nintendo-Weltallgames mit Heavy-Metal-Albencovern sowie der Ästhetik der Comic-Legende Jack Kirby zusammen, um all dies mit einem launigen Synthie-Score im 80er-Jahre-Style von Komponist Mark Mothersbaugh zu unterstreichen. Die Gags kommen laut, schnell und frenetisch, so dass «Thor – Tag der Entscheidung» fast schon zur Farce oder Selbstparodie wird – aber Hemsworth und seine Ko-Stars, darunter Mark "Hulk" Ruffalo, Jeff Goldblum und Tessa Thompson, schaffen es, diesen farbenfrohen Film vorm Umkippen zu bewahren. Schade nur, dass der Einstieg zwar jede Menge Gags hat, inhaltlich aber nur Leerlauf bietet, und das Finale zwei Takte länger läuft als es Spaß macht. Mehr in der Kritik zum Film.
Platz 11: «Captain America – The First Avenger»
Der erste Film der Marvel Studios, den ich nicht etwa nur nett, sondern richtig gut fand: «Jumanji»-Regisseur Joe Johnston erschuf mit Captain Americas Soloabenteuer einen spaßigen, einfallsreichen und visuell reizvollen Abenteuerfilm in Sepia-/Cartoonfarben mit viel Witz, verflucht sympathischen Figuren und lässigem Retro-Flair ganz in der Tradition solcher Filme wie der «Indiana Jones»-Reihe oder des unterschätzen Disney-Kleinods «Rocketeer». Steve Rogers alias Captain America ist die Marvel-Filmfigur mit dem wohl größten Herz und dem redlichsten inneren Kompass – und dennoch ist es kein spießiger Streifen, zieht «Captain America – The First Avenger» doch ironisch über die Propagandawurzeln seiner Hauptfigur her und hat ordentlich pulp-igen Spaß an der Fantasynazihatz. Weiteres in unserer Kino-Rezension.
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