Filmfacts: «Ant-Man and the Wasp»
- Regie: Peyton Reed
- Produktion: Kevin Feige, Stephen Broussard
- Drehbuch: Chris McKenna, Erik Sommers, Paul Rudd, Andrew Barrer, Gabriel Ferrari; basierend auf den Comics von Stan Lee, Larry Lieber, Jack Kirby, Ernie Hart
- Darsteller: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Peña, Walton Goggins, Bobby Cannavale, Judy Greer, Tip "T.I." Harris, David Dastmalchian, Hannah John-Kamen, Abby Ryder Fortson, Randall Park, Michelle Pfeiffer, Laurence Fishburne, Michael Douglas
- Musik: Christophe Beck
- Kamera: Dante Spinotti
- Schnitt: Dan Lebental, Craig Wood
- Laufzeit: 118 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Nun, drei Jahre später, wiederholt sich das Spiel: Wenige Monate nach «Avengers | Infinity War», dem neusten, filmgewordenen Superlativ aus den Marvel Studios, schaltet das Multi-Milliarden-Dollar-Filmfranchise einige Gänge runter. «Ant-Man and the Wasp», erneut inszeniert von Peyton Reed, ist die frische, unbedarfte Brise nach dem monumentalen Megakrieg der Comicfiguren. Angesiedelt ist dieser leichtgängige Filmstoff, in dem munter geschrumpft, gewachsen und gescherzt wird, allerdings vor dem bislang turbulentesten Marvel-Film …
Nach den Ereignissen von «Ant-Man» schien für Scott Lang alias Ant-Man (Paul Rudd) und Hope van Dyne (Evangeline Lilly) alles im Lot: Sie haben sich nicht nur als heroisches Team erwiesen, sondern auch eine Liebelei begonnen – und Hopes Vater, der Wissenschaftler und Ex-Superheld Hank Pym (Michael Douglas), entwickelte für sie sogar einen neuen, stylischen Superkampfanzug. Doch noch bevor sich das Duo Ant-Man & the Wasp einen Namen in einer Welt machen konnte, die ebenfalls von den Avengers bewacht wird, haben sich die Ereignisse überschlagen: Bei einem Avengers-Einsatz kam es zu Kollateralschäden, woraufhin die Vereinten Nationen eine Satzung entließen, laut der Superkräfte, egal ob technischer oder übernatürlicher Art, nicht mehr ohne Sondererlaubnis eingesetzt werden dürfen. Scott Lang ließ sich von Captain America jedoch in einen ungesetzlichen «Civil War» verstricken …
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Hank ist davon überzeugt, dass es einen Weg gibt, sie daraus zu befreien. Und obwohl es zwischen dem Vater-Tochter-Gespann und Scott durch dessen «Civil War»-Soloausflug Anspannungen gibt, kreuzen sich natürlich ihre Wege – was das FBI aber auf gar keinen Fall in Erfahrung bringen darf …
- © Walt Disney
Wasp (feat. Ant-Man)?
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Nicht nur in dieser Hinsicht ist Reed und seinem Autorenteam eine Nähe zu Wasp anzumerken: Während Evangeline Lillys Rolle in «Ant-Man» primär als genervte Trainerin des Titelhelden auftrat, ist sie in der Fortsetzung der Star des Ganzen. Wasp ist die fähigere Kämpferin, nicht zuletzt, weil ihr Vater ihr den besseren Anzug gegeben hat, und da sie in der Zeit zwischen den beiden «Ant-Man»-Filmen weiter aktiv war, während sich Scott Lang zwangsweise vom Heldendasein verabschiedete. Sie schultert obendrein den emotionalen Hauptplot – nicht umsonst lässt das Autoren-Quintett «Ant-Man and the Wasp» mit einer Szene über die Familie Hope/Hank/Janet beginnen.
Als wäre sie davon beflügelt, dass ihr das Skript mehr zu tun gibt, spielt Lilly im Vergleich zum Vorgänger völlig befreit auf: Ihre Sorge, ob sie ihre Filmmutter Janet retten kann, verkauft sie ebenso glaubwürdig wie Hopes kesse Herangehensweise an ihre Einsätze als Superheldin – mit amüsiert-genüsslichem Grinsen macht Lilly klar, wie sehr Janet es genießt, im Kampfanzug zu stecken. Gleichwohl strahlen ihre Augen einen gewissen Ernst aus: Janet erkennt stets, was auf dem Spiel steht, und boxt sich daher konzentriert-routiniert aus jeder Lage. Paul Rudd ist als Scott Lang das ergänzende Gegengewicht dazu: Immer wieder von unvorhergesehenen Entwicklungen im Kampf als Ant-Men sichtbar eingeschüchtert, stolpert er verschreckt-erstaunt durch ein gutes Stück des Films.
Ant-Man: Der ulkigste Avenger, und doch keine Lachnummer
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Dennoch: Der Spaß steht bei «Ant-Man and the Wasp» ganz klar im Vordergrund. Inspiriert von diversen 1980er- und 1990er-Komödien wie «Die Nacht der Abenteuer» und Disneys «Liebling, …» lässt Reed vermeintlich normale Situationen (in diesem Fall etwa: Zwei Superhelden kämpfen gegen eine Gruppe Diebe) immer wieder in spritzig-verspielten Irrsinn eskalieren, während im Hintergrund eine sprichwörtliche Uhr tickt. Dinge und Personen wachsen und schrumpfen im Sekundentakt, und dank guter Trickarbeit und der treffsicheren Montage von Dan Lebental und Craig Wood («Fluch der Karibik»), die den Löwenanteil der Actionszenen auf ihr pointenreiches Potential zuschneiden, wird daraus eine temporeiche Popcornsause. Zur Spannungssteigerung gilt kein drohender Weltuntergang, kein tiefgreifendes Charakterdrama (das würde in diesem Film eh nicht funktionieren), sondern die stete Frage: Erreicht die Heldentruppe ihre kleinen Ziele rechtzeitig?
Auch abseits der vergnügt mit Größe und Masse spielenden Actionpassagen hält «Ant-Man and the Wasp» seine zügige Erzählweise bei. Mit Ava Starr (Hannah John-Kamen, «Tomb Raider») als sich unkontrolliert entmaterialisierende Ghost, einigen Scott Lang verfolgenden FBI-Agenten und einer Ganovengruppe rund um Walton Goggins gibt es sogleich drei antagonistische Kräfte. Doch nur Starr wird nennenswert charakterisiert – und zwar als Opfer wissenschaftlicher Experimente, das nun um jeden Preis Frieden haben will. John-Kamen spielt dies mit einer packenden Mischung aus Frust, aggressiver Manie und Verzweiflung, so dass Ghost zu einer ebenso launigen wie fesselnden Schurkin wird, die auch gerne mehr Raum hätte haben dürfen.
Goggins und die von einem trocken-witzigen Randall Park angeführte FBI-Truppe sind dagegen nur als wandelnde Hindernisse da – was die Autoren glücklicherweise erkennen. So ersparen sie ihrem Publikum die mühselige, pseudodramatische Hintergrundgeschichte, wie sie in manch anderen Filmen für unbedeutende Randfiguren erzählt wird, und nutzen diese Figuren allein als Rädchen in der zum Ende des Films hin immer schneller werdenden Rube-Goldberg-Maschine von einer Verfolgungsjagd.
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Fazit: Eine vergnügte Sci-Fi-Superheldenabenteuerkomödie mit spaßigen Effekten, starkem 3D und ansprechenden Figuren: «Ant-Man and the Wasp» ist zuerst einfach eine sehr gute Zeit im Kino. Und erst in zweiter Linie daran interessiert, das Marvel-Filmuniversum voranzubringen.
«Ant-Man and the Wasp» ist ab dem 26. Juli 2018 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 2D und 3D.
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