Bella Ciao
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Dennoch: Mit Quoten zwischen 8,4 und 12,1 Prozent lief die Produktion von UFA Show & Factual so passabel, dass der Münchner Sender eine zweite Staffel bestellte. Vor dem Hintergrund, dass die ProSiebenSat.1-Gruppe ohnehin verstärkt auf Eigenproduktionen setzen möchte, schien die Reality-Show sich für eine Fortsetzung zu empfehlen, zumal die Produktion noch das ein oder andere Ass im Ärmel hatte.
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Genau das Ausziehen ist weiterhin das Problem des Formats. Um die zu nehmende Hürde zu verstehen, muss man vielleicht etwas tiefer in die generelle Materie eintauchen.
Kopf gegen Herz
Es ist zweifelsfrei richtig, dass ProSieben nach Jahren des «The Big Bang Theory»-Overkills lieber heute als morgen nach eigenständigen starken TV-Marken suchen muss, die eine echte Verbindung zum Sender schaffen. Während die Nerd-WG längst auch auf Netflix und Co. verfügbar ist, fehlen dem Sender neben «The Voice» und «Germany’s Next Topmodel» die ganz großen ProSieben-Originals in der Primetime. Eine gut gemachte Reality-Show käme hier sehr passend. Es spricht ja für sich, dass gerade Formate dieses Genres wesentlich zur Markenbildung bei anderen Programmen beitragen - sei es «The Biggest Loser» oder «Promi Big Brother» in Sat.1, die komplette «Bachelor»-Welt bei RTL oder aber «Love Island» bei RTL II. Dass das im Kern gute «Get the F*ck out Of My House» diesen Ansprüchen aber wirklich gerecht werden kann, muss mehr und mehr in Zweifel gezogen werden.
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Promi-Bonus
Hier kommen nun die Promis ins Spiel. Die Macher versuchen die Geschichte diesmal anhand einiger weniger Kandidaten auf zu zäumen. Natürlich geht es nicht, dem Zuschauer 100 Teilnehmer näher zu bringen - so sind es also der direkt zu Beginn einen Fenstergriff abreißende Martin oder die prompt mit einer anderen Teilnehmerin knutschende Micaela die das Geschehen hauptsächlich bestimmen. In gewisser Weise verfehlen aber auch sie ihre Wirkung und so sind die Macher eher damit beschäftigt, einen Auszug nach dem nächsten zu erzählen. Noch 94, noch 93, noch 92, noch 91, noch 90…
Doch wen interessiert das wirklich? Zumal Strategien zum Überleben im Haus entweder wieder nicht stattfanden oder nicht erzählt wurden. Stattdessen war mehrfach die Rationierung von Toilettenpapier zu aller Wohl ein wesentliches Thema. International hat die Grundidee der Show nie den ganz großen Durchbruch geschafft - vermutlich aus gutem Grund.
Give Me Five
Theoretisch müsste die Handlung der Reality-Show konsequent und strikt aus der Sicht von maximal acht bis zehn Personen erzählt werden. Ein zweifelsfrei unglaublich radikaler Ansatz, der auch Nachteile bietet. 90 Kandidaten wären anfangs also namens- und gesichtsloses Beiwerk. Stringent durchgezogen, könnte das klappen. Die wären Gegner derer, die der Zuschauer näher kennenlernt. Insofern war der - in diesem Fall nicht konsequent durchgezogene - Ansatz mit der D-Prominenz grundsätzlich richtig. Doch auch er verwässert, weil wieder und wieder frisch ausgezogene Kandidaten gezeigt und interviewt werden. Noch 82, noch 81, noch 80, noch 79…
Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht. Und so verstärkt sich der Eindruck, dass investiertes Geld und Mühe in einem besser strukturierten Grundformat besser aufgehoben werden zumal die Macher weiterhin am unnötig komplizierten Herauswahl-Verfahren festgehalten haben. Es soll sicherstellen, dass die Show eine festgelegte Maximal-Laufzeit hat. Unwirtschaftlich, freilich aber eher im Sinne des Konzepts wäre ein komplett offenes Ende, das dann auch den Experiment-Charakter unterstreichen würde.
Fazit: Trotz dem Drehen an ein paar Stellschrauben, die grundsätzlichen Hürden bei «Get the F*ck Out Of My House» sind weiterhin vorhanden. So lässt sich jetzt schon vorausahnen, dass man erst spät in der Staffel eine wirkliche Verbindung zu seinen Lieblingen wird aufbauen können - weitaus später als bei anderen Reality-Formaten. Das ist schade. Aber immer noch besser als nochmal «The Big Bang Theory».
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
10.04.2019 11:37 Uhr 1
Generell lebt das Experiment ja dadurch, dass es ein Battle Royale ist, was in Videospielen ganz populär ist. Aber das Konzept passt nur nicht richtig dazu. Der Witz am Battle Royale ist ja, Aktion zu forcieren, indem man Ressourcen verknappt.
In dem Haus wird aber mit jedem Auszug die Ressource größer! Wenn ein Viertel der Leute auszieht, ist ein Viertel mehr leerer Platz. Ebenso die Spiele. Wenn Sie Budget für Essen erspielen, erhalten die zusätzliche Ressourcen, das Spiel verlängert sich!
Den Battle Royale Regeln nach müsste ich (um eine vorgegebene Länge zu erreichen) den Platz kontinuierlich verknappen. Erst fällt Raum 1 weg, dann 2, dann die Küche, am Ende das Bad, ganz zum Schluss stehen sie in einer sehr engen Besenkammer. Zu Eng? zieh aus! Zu hungrig? Zieh aus! Zu Müde? Fall um (und evtl. aus einer Zone heraus) oder zieh aus!
So ist es doch nur nen Kindergeburtstag der zu lange drüber ist.