Ich bin kein Polit-Sprecher und fang daher nicht an, alles sofort zu kommentieren. Ich finde aber, dass in diesem Fall einfach eine Grenze überschritten worden ist und zwar von Leuten, die warum auch immer, im deutschen Bundestag sitzen. Nicht von Silvio aus Neubrandenburg oder Alexander aus Nürnberg, sondern von Alice Weidel und Verena Hartmann. Letztere hat geschrieben, dass sie den Tag verfluche, an dem Angela Merkel geboren wurde. Jemand, der im Bundestag sitzt, kann sowas einfach nicht äußern. In solchen Situationen ist es dann auch mal die Aufgabe von jemandem, der in der Öffentlichkeit steht, sich klar zu positionieren und diesen Leuten Contra zu bieten.
Im Netz wurden Ihre Statements kontrovers diskutiert. Haben Sie sich die Reaktionen angeschaut?
Nein, die Aufmerksamkeit gebe ich diesen Menschen überhaupt nicht. Ich habe in der Sache einfach meine Meinung geäußert und ob man die gut oder schlecht findet, ist jedem selbst überlassen.
Die Herkunft des Täters mit dieser Straftat in Verbindung zu bringen, um hier rechtspopulistische Weisheiten zu verbreiten ist einfach nur dumm und ekelhaft. https://t.co/RSG5UMeh29
— Oliver Pocher (@oliverpocher) July 29, 2019
Debatten zu dem Thema scheinen sich immer schneller zu überhitzen. Haben wir mit der Hetze im Netz, die auf den Vorfall in Frankfurt folgte, einen neuen Tiefpunkt erreicht?
Das weiß ich nicht. Fakt ist: Deutsche Staatsbürger begehen Straftaten genauso wie Menschen aus anderen Ländern auch. Man kann nicht jede Straftat, die ein Ausländer begeht, sofort politisch für sich ausnutzen. Was der Mutter und dem Kind widerfahren ist, ist schrecklich genug. Sich dieser Tragödie zu bedienen und ekelhafteste, rechtspopulistische Stimmung zu verbreiten ist im höchsten Maße verwerflich.
Ihre Tweets wurden nicht nur in den sozialen Netzwerken kontrovers diskutiert, auch zahlreiche Medien haben über Ihre Äußerungen berichtet. Hätten Sie mit dieser riesigen Öffentlichkeit gerechnet?
Darüber habe ich mir vorher keine Gedanken gemacht und tue das auch jetzt nicht.
In ihrem Tweet haben Sie die AfD nicht als Alternative, sondern als kalten Abschaum bezeichnet. Das ist ja durchaus eine drastische Formulierung. Kam das aus einer Emotion heraus oder stehen Sie da hundertprozentig hinter?
Mir war es wichtig zu verdeutlichen wie sehr ich dieses Vorgehen und Verhalten verachte. Die genaue Bezeichnung oder das Wort sind dabei unerheblich und austauschbar. Viele von denen sind gebildete Menschen, die Abitur haben, und trotzdem hetzen sie und zündeln damit am rechten Rand. Dabei gibt genug andere Themen, die die Politik angehen muss: Von dem Problem der organisierten Kriminalität bis hin zu Umweltschutz. Aber bestimmt nicht eine Rassismus-Debatte, die wir uns von der AfD vorgeben lassen.
Naja, ich habe schon gelernt: Lieber einen weniger als einen zu viel. In jede Diskussion hereinzugehen und die Konfrontation mit den Gegnern zu suchen, muss auch nicht immer sein. Manche Sachen müssen aber deutlich angesprochen werden. Dabei sollte man versuchen, Standpunkte und Meinungen zu setzten. Es ist nicht alles so lustig, wir sind in einer Zeit, die sehr sensibel ist. Man sieht ja auch in anderen europäischen Ländern, wie die politischen Ränder zunehmend stärker werden.
In den vergangenen Jahren sind Menschen, die klare Kante gegen Fremdenfeindlichkeit und Hetze gezeigt haben, immer wieder auch zu Opfern von Rechtsradikalen geworden. Haben Sie Angst, dass das Ihnen auch passieren könnte?
Wenn ich davor Angst haben würde hätte ich mich nicht so klar zu dem Thema geäußert. Ich bin für eine offene, normale Streitkultur. Man kann einfach nicht alles wortlos über sich ergehen lassen, nur weil man Angst davor hat, dass irgendwann mal irgendein Spinner bei einem vor der Tür steht. Man muss manchmal auch Rückgrat beweisen und sich nicht einschüchtern lassen.
Inhaltlich komplett falsch!
— Oliver Pocher (@oliverpocher) July 30, 2019
Aber in Tatsachen verdrehen kennt Ihr Euch ja aus.
Ihr seid auch keine Alternative für Deutschland sondern einfach nur ein gefühlskalter Abschaum.
Aber nenne doch hier mal deinen eigenen Namen und verstecke Dich nicht hinter deinem AfD Berlin Account! https://t.co/kmpFiZYxBa
Würden Sie sich von Ihren Kollegen in der Unterhaltungsbranche wünschen, sich öfter zu gesellschaftspolitischen Themen zu äußern und klar zu positionieren?
Ich kann das niemandem vorschreiben. Ich mache das ja schließlich auch nicht immer und zu jeder Gelegenheit. Als jemand, der in der Öffentlichkeit steht, hat man aber eben auch ein Forum, um dazu Stellung zu beziehen. Mir war es jetzt einfach too much. Und das große Problem mit der AfD ist, dass sich zu wenige von ihnen distanzieren. Stattdessen können AfD-Abgeordnete ein Statement nach dem anderen abgeben, die Eskalation wird bewusst in Kauf genommen. Wir haben in Deutschland wie gesagt andere Probleme. Und wir können nicht immer alles auf Ausländer schieben, man muss sich auch mal an die eigene Nase packen.
Sie haben bereits angekündigt, sich nach 24 Stunden „AfD-Schelte“ nun wieder den „wichtigen“ Themen wie «Sommerhaus der Stars» oder Heidi Klum zu widmen…
Ich könnte das jetzt noch über Wochen und Monate hinweg jeden Tag machen. Die Argumentation dreht sich ab einem bestimmten Punkt nur noch im Kreis. Aber wie das im Internet so ist: Wenn Michael Wendler seine Freundin auf den Hintern klatscht, ist Thema ganz schnell wieder uninteressant. Ich bin normalerweise jemand, der sich eher über leichte Unterhaltung definiert und lustig macht. Da gibt’s auch genug Themen, über die man sich äußern kann. Ich will den Leuten nicht oberlehrerhaft was vorschreiben. Aber man sollte hier und da auch mal grundlegend Rückgrat und Arsch in der Hose zeigen: Bis hier und nicht weiter.
Herr Pocher, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
01.08.2019 21:50 Uhr 1
02.08.2019 02:08 Uhr 2
Aber für mich eh fraglich wie genau man glaubt dass die AFD solche Taten verhindert und man der Meinung sein kann dass es sowas früher ja nicht gegeben hätte...
Entscheidender in diesem Fall war viel eher die Krankheit, und nicht die Herkunft. Find ich eh fragwürdig wie man der Meinung sein kann dass eine spezielle Nationalität einen besonders dafür prädestiniert Menschen zu töten. Und noch fragwürdiger zu glauben dass eine Partei das alles verhindert.
Tatsächlich sind die Flüchtlinge die ich kenne (bin in einer christlichen Gemeinde aktiv, dort sind viele gekommen um Fuß zu fassen) die mit Abstand höflichsten Menschen die ich kenne, auch wenn sie manchmal Eigenarten haben (das spucken ist so ein Ding, diese Marotten haben manch andere Jugendliche aber auch). Die wissen halt genau dass sie sich benehmen müssen um hier zu bleiben und wollen ein gewisses Bild von ihnen nicht verstärken und achten da drauf.
Nur dann kommt halt ein Typ, baut scheiße, jemand findet raus dass das kein Deutscher war (dann wäre es uninteressant) sondern ein Flüchtling und schon hat die komplette Gruppe diesen Stempel, auch wenn sie sich reinknien und nichts getan haben...
Das was sie getan haben ist hier zu sein und einen Landsmann zu haben der halt beknackt war.
Das ist halt murks. Ich will auch als Individuum gesehen werden und nicht "aha. Du bist also ein Mann. Da hat ja letztens mal wieder einer seine Frau umgebracht...was sagst du dazu? Verzieh dich doch". Hab ich halt null mit zu tun.
02.08.2019 02:41 Uhr 3
Und man muss über alles offen berichten. Ich finde es auch befremdlich, wenn alle immer gleich alles relativieren wollen, einfach auch, weil ich selbst finde, dass sich einiges verändert hat und ich viele Gute, als auch einige schlechte Erfahrungen gemacht habe. Da gibts eben einfach zwei Seiten, aber Pauschalisieren und alles dicht machen ist halt auch keine Lösung. Ebenso wenig diese ganzen Leute, die meinen, dass sich das alles schon von selbst erledigt und Integration einfach so nebenbei läuft.
Und es ist ja auch nicht so, dass wir Rechtsaußen nicht auch genug Probleme hätten, was seitens des Verfassungsschutz und Co. runtergespielt wurde und wird. Da ist ja echt überall Bedarf.
02.08.2019 06:32 Uhr 4
02.08.2019 09:01 Uhr 5
Zitat Teil 1: Was macht die genannten denn für dich zu Heuchlern? Was geben die denn deiner Meinung nach von sich, was geheuchelt ist?
Zitat Teil 2: Der Mörder war ein *****loch, da ist es nebensächlich, ob er deutsches oder ein internationales *****loch war. Vor 2015 standen die Gefängnisse hier nur zur Zierde, oder was? Ich habe keinen Aufschrei gehört, als ein Vater seine zwei Kinder hat verdursten lassen, oder als ein anderer seine Familie mit einer Pistole ausgelöscht hat. Aber das waren ja auch deutsche Männer, da ist es ja scheinbar dann so Leuten wie der AfD oder dir herzlich egal, das sowas passiert ist. Dann kommt auch kein Henryk Stöckl mit seiner Selfiecam um betroffen in seine Kamera zu grinsen. Das Ausschlachten von solch einer Tat - und nichts anderes ist das - ist widerwärtig und den Hinterbliebenen gegenüber unfair und auf gut Deutsch das assi-hafteste Verhalten überhaupt.
Zitat Teil 3:
Die Afd sagt NICHT wie es ist. Sie sagt, wie sie es gerne hätte. Sie sagt auch NICHT, wie sie es besser machen will. Eigentlich kommt von dieser Partei nichts anderes als blanke Hetze und Freude, wenn es einen Grund zum hetzen gibt. Da ist es ja, trotz erwiesenem anderen Sachverhalt, ein Flüchtling, der seit 2015 hier eingetroffen ist und seitdem Deutschland unsicher macht. Das der seit 2006 sich in der Schweiz aufhält, und seit 2008 dort vollkommen mustergültig integriert gelebt hat, wird dabei übersehen. Jetzt ist er psychisch krank. Das relativiert gar nichts, ist aber kein rein internationales Problem, sondern ist auch einigen Deutschen bereits passiert.
Wenn sowas wie in Frankfurt passiert und die erste Reaktion vieler ist erst mal zu hetzen, sagt das schon viel über das vermeintliche Land der Dichter und Denker aus.