Serientäter

«Der Prinz der Drachen»: Eine animierte Netflix-Fantasy-Heldenreise

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Mit dieser Serie macht der Streamingdienst seinem Namen als Wegbereiter für Formate von außergewöhnlicher Qualität alle Ehre.

Ein Nebeneffekt des (Real-)Serienbooms wird noch immer viel zu selten thematisiert, und das, obwohl dieser nun bekanntlich auch schon einige Jahre andauert: Zeichentrick- und Animationsserien erleben aktuell nämlich ebenfalls ihren x-ten Frühling. Und wer nun einwendet, dass es doch seit einer gefühlten Ewigkeit stets seriellen Bewegtbildnachschub für die „Kleinen“ gibt, für den könnten die nachfolgenden Zeilen besonders interessant sein. Denn bereits früher existierten großartige „Nicht-Real-Formate“, die eindeutig auch, aber eben nicht nur für Kinder und Jugendliche gedacht waren, sondern ebenso Erwachsene ansprechen sollten – man denke etwa an «Batman – The Animated Series» oder «Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit». Davon, dass allein in Japan Anime unterschiedlichster Prägung existieren, die sich natürlich auch an sehr unterschiedliche Zielgruppen richten, fangen wir an lieber gar nicht erst an.

Als eine der besten Zeichentrickserien überhaupt gilt bis heute «Avatar – Der Herr der Elemente». Als einer der ausführenden Produzenten und vor allem in seiner Funktion als Head-Autor hatte Aaron Ehasz einen großen Anteil am Erfolg des Nickelodeon-Aushängeschilds, das auf Bryan Konietzko und Michael Dante DiMartino zurückgeht. Dass viele in «Der Prinz der Drachen» eine Art Nachfolger im Geiste von «Avatar: The Last Airbender», so der Originaltitel, sehen, verwundert daher nicht, weil Ehasz der Kopf des Netflix Originals ist und der Streamingriese ihn sicherlich auch deshalb verpflichtet hat, weil man früh erkannt hat, dass die Nachfrage an gezeichneten oder animierten Inhalten aktuell ziemlich groß ist und in Zukunft wohl noch größer werden wird. Und da ist es nur logisch, auf jemanden zu setzen, der schon für einen globalen Hit verantwortlich gezeichnet hat. Der US-Amerikaner und dessen Mitstreiter sowie Landsmann Justin Richmond, der primär Videospiel-Fans ein Begriff sein dürfte, haben kürzlich verlauten lassen, dass ihr Plan vorsieht, ganze sieben Staffeln von «The Dragon Prince » zu produzieren – vorausgesetzt, der Streamingdienst mit dem roten N spielt mit.

Dass dies so kommen könnte, ließ sich im Prinzip bereits nach den einleitenden Erzählerworten in der allerersten Folge erahnen, in denen die Welt, in welcher sich all die außergewöhnlichen Abenteuer zutragen, vorgestellt wird. Denn dort werden als Quellen der Magie explizit die Sonne, der Mond, die Sterne, die Erde, der Himmel der Ozean und (in gewisser Weise) die Dunkelheit genannt. Letztere war Resultat der menschlichen Bemühungen, eine eigene Urenergie (die Dunkle Magie, die davon lebt, dass man für jeden Zauber magischen Geschöpfen ihre Energie, die sogenannte Essenz, entzieht) zu kreieren, die den Menschen eine ähnliche Macht verleihen würde wie jene, über die die Bewohner Xadias verfügten. Und da Season 1 den Zusatz „Buch 1: Mond“ trägt, gehörte nicht viel Fantasie dazu, um zu erahnen, wie viele weitere „Bücher“ die Macher im Sinn hatten. Mittlerweile muss auch nicht mehr gemutmaßt werden: Staffel 2 steht unter dem Motto „Himmel“ und Staffel 3, die kürzlich veröffentlicht wurde, ist mit „Sonne“ überschrieben. Dieses erste „magische Trio“ bildet außerdem den ersten von drei Arcs, in die sich die gesamte Handlung unterteilen lässt. Der zweite Handlungsbogen soll aus der 4. und 5. Season und der finale aus der 6. und 7. bestehen. Auch diese Form der Aufteilung erinnert übrigens ebenfalls an das Vorgehen, das man einst gewählt hatte, um die Reisen des jungen Aang etwas zu strukturieren.


Doch bevor an dieser Stelle zu sehr der Eindruck erweckt wird, dass «Der Prinz der Drachen» eine schlichte Kopie von «Avatar: The Legend of Aang» – in einigen Ländern ist die Nickelodeon-Produktion auch unter diesem Titel bekannt – ist, sei auch noch einmal hervorgehoben, dass nahezu alle diese vermeintlichen Ähnlichkeiten schlicht typisch für das Genre sind: Bei «Der Herr der Ringe» oder «Game of Thrones» begeben sich die Protagonistinnen und Protagonisten ebenso in wechselnden Konstellationen auf abenteuerliche Reisen, bestaunen beeindruckende Landschaften und treffen auf sympathische Menschen oder mehr als nur unsympathische Widersacher. Besagte Franchises leben ebenso wie das «Harry Potter»-Universum von ihrem enormen Detailreichtum und der sich einem entweder von Anfang an oder erst nach und nach erschließenden Komplexität des Erzählten. Man arbeitet hier wesentlich lieber mit Grautönen, obwohl Vieles auf den ersten Blick schwarz oder weiß anmutet. Und wenn man es ganz genau nimmt, handelt es sich bei all den aufgeführten Punkten nicht unbedingt um Fantasy-Exklusives, sondern vielmehr schlicht um Merkmale guter Geschichten.



Sprich: Ein übertriebenes Vergleichen ist überflüssig – vor allem weil es in erster Linie logischerweise immer um die Frage geht, wie originell die eigenen Ideen der Macher sind respektive von wie viel Kreativität deren Umsetzung zeugt. Und «Der Prinz der Drachen» sprüht zweifellos nur so vor Einfallsreichtum und unkonventionellen Ideen. Dies lässt sich allein daran ablesen, dass einem mit jeder Episode klarer wird, dass alles, was das Publikum präsentiert bekommt, auch von Bedeutung ist. Und das erhöht den Spaß beim Zuschauen selbstredend nur noch mehr. Eben weil irgendwann jedem bewusst ist, dass auch der nächste Abstecher in diesen faszinierenden Kosmos viele neue Erkenntnisse zutage fördern wird. Es ist nie egal, ob man eine Szene mitbekommt oder nicht und das klingt lapidarer, als es ist. Die logische Konsequenz, die aus diesem Umstand resultiert, lautet nämlich ganz eindeutig: Dieses Format hat nur eine Zielgruppe, und zwar alle, die sich für Fantastisches begeistern können – egal welchen Alters oder Geschlechts.

Erfahren Sie auf der nächsten Seite mehr über den Kernkonflikt von «Der Prinz der Drachen».

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