Filmfacts: «The Hunt»
- In den USA als VOD verfügbar, in Deutschland voraussichtlich noch 2020 im Kino
- Genre: Survivalhorror/Satire
- Laufzeit: 90 Min.
- Rated R
- Kamera: Darran Tiernan
- Musik: Nathan Barr
- Buch: Nick Cuse, Damon Lindelof
- Regie: Craig Zobel
- Darsteller: Betty Gilpin, Hilary Swank, Ike Barinholtz, Emma Roberts, Wayne Duvall
- OT: The Hunt (USA 2020)
Da zum Zeitpunkt erster «The Hunt»-Ankündigungen zudem einige blutige Gewalttaten und Amokläufe die Vereinigten Staaten erschütterten, rückte Universal Pictures im August 2019 erst einmal davon ab, seine Menschenjagd-Satire zu veröffentlichen. Mittlerweile ist jedoch genug Zeit ins Land gegangen, sodass der Verleih in Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma Blumhouse Productions («The Purge») nun einen neuen Anlauf wagte. Die Pressestimmen zeigten sich massiv geteilt; Man scheint «The Hunt» entweder zu lieben oder zu hassen. Bei Metacritic weist der Film aktuell einen Metascore von exakt 50 auf – das muss man erstmal schaffen! Vor allem aber kann man sich (zumindest über US-amerikanische Streamingplattformen) nun selbst ein Bild von der ach so gewaltverherrlichenden Menschenhatz machen. Aufgrund der Corona-Krise verfrachtete Universal den Film verfrüht ins VOD-Sortiment von iTunes und Co.
Die Jagd ist eröffnet!
Zwölf Fremde wachen auf einer Waldlichtung auf. Niemand von ihnen weiß, wo sie sich befinden und wie sie dort hingekommen sind. Ebenso wenig wissen sie, dass jeder und jede von ihnen ausgewählt wurde, und zwar für einen ganz speziellen Zweck: die Jagd. Im Schatten einer düsteren Internet-Verschwörungstheorie versammelt sich eine elitäre Gruppe erstmals auf einem abgelegenen Anwesen, um ganz normale Amerikaner und Amerikanerinnen zum Spaß zu jagen. Doch ihr perfider Plan fällt schnell in sich zusammen, denn eine der Gejagten, Crystal (Betty Giplin), beherrscht das grausame Spiel der selbst ernannten Elite besser als sie selbst. Sie dreht den Spieß um und schaltet einen der Killer nach dem anderen aus, bis sie schließlich vor der rätselhaften Frau (Hilary Swank) steht, bei der alle Fäden zusammenlaufen…
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Doch der politische Subtext kommt: erst als kurzer Nachrichtenfetzen über die Folgen des Klimawandels („Climate change is real!“), später über die Konfrontation eines der Gejagten mit illegal immigrants. Immer wieder beschwört das Skript von «Lost»-Mastermind Damon Lindelof und Nick Cuse («Maniac») den Konflikt zwischen den Hardcore-Republikanern und ihren selbst gewählten Feindbildern herauf, während aus sicherer Entfernung die korrekt gendernden Liberalen die Schusswaffe auf sie richten. Das ist nie subtil, bisweilen sogar richtig plump. Gleichzeitig unterwandern die Macher ihren Plan von der Auf-die-Fresse-Kritik aber früh genug, um zu zeigen: Mit reißerischem Populismus hat «The Hunt» dann eben doch herzlich wenig zu tun.
Gestört aber geil
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- © Universal Pictures
Der unbedingte Wille nach sozialer Gerechtigkeit relativiert die Methoden der brutalen Elite-Jäger noch lange nicht. Auch mit einer im Internet zu Mobs aufrufenden Hardcore-Republikanerin kann man in entscheidenden Szenen schon mal mitfiebern. Genauso gut lassen sich derartige Argumentationen aber auch umdrehen. «The Hunt» verschließt sich in Gänze vor jedweder Schwarz-Weiß-Zeichnung, sodass man sich bis in die aller letzte Szene fragt, ob es genau dieses ‘final girl‘ nun eigentlich verdient hat, zu überleben, oder ob es jemand anderes oder möglicherweise sogar gar keiner hätte sein sollen. Nicht umsonst stand ausgerechnet Richard Orwells „Animal Farm“ Pate für «The Hunt»; „Human Farm“ sozusagen.
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Einen großen Anteil am bitterbösen Charme des Films tragen die beiden Schauspielerinnen Hilary Swank («Million Dollar Baby») und Betty Gilpin («The Grudge») bei. Während die eine als Anführerin des Elite-Clans die wohl zynischste Filmschurken-Entstehungsgeschichte aller Zeiten hat, gibt die andere in einer spektakulären One-Woman-Show eine bemerkenswert körperliche Performance zum Besten. Beides kulminiert in einem brutal-gewitzten Showdown, der zeigt, dass man kein voll ausgestattetes Waffenarsenal, sondern lediglich eine halbwegs solide ausgestattete Küche benötigt, um einander so richtig schön wehzutun.
Fazit
«The Hunt» ist ein im besten Sinne abgefuckter, bitterböser, mit fiesem Humor, Unmengen an Twists und spektakulären Kills angereicherter Mix aus Politkommentar und Survival-Horror, der von der ersten bis zur letzten Sekunde, vor allem aber dank zwei hervorragend aufgelegten Hauptdarstellerinnen enorm viel Spaß macht.
«The Hunt» soll noch in diesem Jahr in die deutschen Kinos kommen. In den USA ist der Film im Zuge der Corona-Krise bereits als VOD erhältlich. Der Sky Store will ihn in Deutschland ab dem 14. Mai zum Kauf anbieten,
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26.03.2020 10:47 Uhr 1