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Damit hat der bisherige Hauptaktionär Haim Saban das Unternehmen gewinnbringend abgestoßen. Im Jahr 2003 bekam die ProSiebenSat.1 Aktiengesellschaft mit der Saban Capital Group einen neuen Hauptaktionär. Saban, ein US-Milliardär, hatte die Gruppe für günstige 500 Millionen Euro übernommen. Das Ziel des Medienmannes war schnell klar: Der Gruppe sollte schwarze Zahlen schreiben und ihren Marktwert steigern. Dies gelang Saban, denn im Dezember 2006 bekam er für seine Anteile das Sechsfache - rund 3 Miliarden Euro zahlten die neuen Eigentümer.
Der Kurs von Saban ist einfach erklärt. Neben Neuausrichtungen einzelner Sender der Gruppe, die bei N24 beispielsweise auch deutlich erfolgreich waren, brachte er auch neue Führungsleute mit. Guillaume de Posch wurde zum 1. Mai 2004 Chef des Konzerns. Derzeit ist die ProSiebenSat.1 Media AG die erfolgreichste deutsche Fernsehgruppe, sie erzielte im Jahr 2006 (bis 15. Dezember) durchschnittlich 29,7 Prozent Marktanteil (Sat.1, ProSieben, N24, kabel eins, 9Live). Die RTL-Gruppe kommt unterdessen auf 25,9 Prozent (ohne RTL II).
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Kein Interesse an Berlusconi
Im November 2006 erklärte dann der italienische Medienkonzern Mediaset, Interesse an der ProSiebenSat.1 Media AG zu haben. Mediaset befindet sich noch immer in den Händen der Familie von Silvio Berlusconi, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens. Nicht nur einige Politiker waren wenig angetan von der Tatsache, Berlusconi könnte künftig auf dem deutschen Medienmarkt mitmischen, auch Haim Saban und seine Investoren zeigten sich wenig erfreut und musterten die Mediaset-Gruppe als möglichen Käufer aus.
Da der Verkauf möglichst noch im Jahr 2006 über die Bühne gehen sollte, drängte nun also die Zeit. Spekulationen zufolge gab es zwei weitere richtig gute Angebote. Die türkische Dogan-Gruppe habe, so Berichte Anfang Dezember, die beste Offerte vorgelegt. Aber auch die Investoren Permira und KKR wurden weiterhin gehandelt. In der Nacht zum 14. Dezember, dem Tag, an dem die Frist über mögliche weitere Angebote endete, entschieden sich Saban und seine Investoren, ProSiebenSat.1 an KKR und Permira zu verkaufen. Vor allem Permira ist kein unbekanntes Unternehmen auf dem deutschen Medienmarkt.
Doch wer steckt eigentlich hinter den neuen Eigentümern von ProSiebenSat.1? Permira zählt sich zu den führenden europäischen Private Equity-Beratungsunternehmen. Seit 1985 hat Permira 19 Permira Fonds mit einem Gesamtvolumen von fast 22 Milliarden Euro beraten. Die Fonds haben bisher mehr als 280 Transaktionen in über 15 Ländern durchgeführt. Ingesamt betrachtet soll sich Permira einen kreativen Ansatz auf dem Private-Equity-Sektor auszeichnen – verspricht jedenfalls der aus dem Lateinischen kommende Name. Demnach bedeutet das in etwas so viel wie „sehr überraschend“.
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Seit der Gründung in den 80ern unterhält das Unternehmen eigene Büros in Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien. 2002 ist in New York das erste Büro außerhalb Europas eröffnet worden, seit gut einem Jahr ist man außerdem in Tokio vertreten. Derzeit umfasst Permira über 100 Professionals aus mehr als 19 Ländern.
Auch KKR ist in Zukunft an ProSiebenSat.1 beteiligt: Die Abkürzung des Unternehmens steht für „Kohlberg Kravis Roberts & Co.“, basierend auf den Namen der Gründer Jerome Kohlberg jr., Henry Kravis und George Roberts. Weltweite Bekanntheit erlangte das Unternehmen erst 1988 und damit zwölf Jahre nach der Gründung. Damals übernahm KKR den Mischkonzern R.J.R. Nabisco für mehr als 31 Milliarden Dollar. Im Wesentlichen bestand die Firma aus dem Tabakkonzern R.J. Reynolds, dem Lebensmittelkonzern Nabisco und der Marke Del Monte. Der Verkauf erfolgte jedoch bis 1999 schrittweise.
Seit einigen Jahren ist KKR auch in Deutschland aktiv, beispielsweise durch Beteiligungen an Firmen oder diversenKäufen. In ihrem Portfolia befindet sich unter anderem die Demag-Holding, in der sieben von Siemens übernommene Industrieunternehmen zusammengefasst sind – außerdem ist auch Wincor Nixdorf, der im Mai 2004 an der Börse eingeführte Hersteller von Bankautomaten.
Ob das ProSiebenSat.1-Investment von großer Dauer sein wird, bleibt abzuwarten. Denn KKR hält eigenen Angaben zufolge Beteiligungen an Industriefirmen gewöhnlich für den Zeitraum von etwa fünf Jahren. Während dieser Phase werden die oft angeschlagenen Unternehmen wieder auf Vordermann gebracht – erst nach erfolgreicher Umstrukturierung werden die Firmen schließlich wieder gewinnbringend verkauft.
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Inzwischen wurden bereits erste Kampfansagen laut: Permira und KKR wollen ProSiebenSat.1 mit SBS zusammenlegen und den mächtigen RTL-Konzern schon in naher Zukunft überholen. Bis dahin scheint der Weg allerdings noch weit zu sein: Die RTL Group erwirtschaftet derzeit einen Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro, ProSiebenSat.1 schaffte rund zwei Milliarden. Durch die Fusion kämen dann noch einmal knapp 0,9 Milliarden Euro hinzu.