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Er hat den schweren Schicksalsschlag für die gesamte Menschheit vorhergesehen, doch kaum jemand wollte ihm glauben: Ben Matheson (Tim Guinee) prophezeite, dass der Strom für immer ausfallen wird. Kein elektrisches Licht mehr, kein Kühlschrank, kein Fernsehen, kein Internet. Doch auch keine Handys, Autos oder Taschenlampen mehr, denn nicht nur das Stromnetz bricht zusammen, sondern jegliche Elektrizität, auch die in Batterien. Da sie dort größere Überlebenschancen vermuten, ziehen Ben und seine Frau (Elizabeth Mitchell) mitsamt ihren Kindern aufs Land. Zeitsprung um 15 Jahre: Die Bevölkerung hat sich infolge des Stromausfalls ausgedünnt, die Regierung der Vereinigten Staaten ist zusammengebrochen und es gelten wieder die vagen Gesetze des Wilden Westens. Das Schicksal von Bens Frau ist uneindeutig, angeblich soll sie aber verstorben sein.
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Selbst wenn man das Konzept eines globalen Stromausfalls schluckt, der mit einem Schlag auch sämtliche elektrischen Geräte gebrauchsunfähig macht, die nicht am Netz hängen, verlangt «Revolution» einen Schuss Gutglaubens: In der zwischen postapokalyptischem Chaos, Wildwest und Distrikt 12 aus «Die Tribute von Panem» angesiedelten Zukunftswelt der Eric-Kripke-Serie gibt es keine von Wasser- oder Dampfkraft angetriebenen Maschinen, obwohl solche Gerätschaften den Menschen das Leben lange vor der Glühbirne erleichtert haben. Die Vermutung liegt nahe, dass große Dampfmaschinen schlicht nicht in die Ästhetik passen, die den Serienmachern vorschwebte, aber wenn sie das allumfassende Versagen der Elektrizität (vorerst) damit begründen können, dass eines nachts die physikalischen Gesetze Kopf standen, dann hätte ihre Kreativität auch für eine Pseudobegründung hinsichtlich der Abwesenheit von Dampfkraft genügen dürfen.
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Auch die Charakterisierung befindet sich auf eher durchschnittlichem Niveau. Zak Orth hat als trockenhumoriger Aaron schnell die Sympathien auf seiner Seite, auch wenn er auffällig nah an «Lost»-Publikumsliebling Hurley orientiert ist. «Breaking Bad»-Fiesling Giancarlo Esposito zieht als freundlich lächelnder, eiskalt dreinblickender Captain einer Miliz in seinen wenigen Szenen durch seine bedrohliche Ausstrahlung jegliche Aufmerksamkeit auf sich und auch Billy Burke weiß als undurchschaubarer Onkel Miles zu überzeugen. Die Hauptrollen dagegen sind seitens des Skripts schwach umrissen und erhalten auch von ihren Darstellern wenig Profil. Weder Graham Rogers noch Tracy Spiridakos können als Bens Sprösslinge genügend Empathie erzeugen, um es berechtigt erscheinen zu lassen, dass ihre beiden charakterarmen Jugendhelden (sie sind nett und sehen gut aus, sonst weiß man nicht viel über sie) die größte Aufmerksamkeit in der Serie erhalten.
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«Revolution» möchte Fragen darüber stellen, was die Menschheit durch das Abhandenkommen der Elektrizität gewinnt und verliert. Jedoch scheint den Serienmachern noch mehr daran gelegen, eine Art postapokalpytischen Western zu erzählen, bei dem aber die selbstgefällige Miliz die blassen Helden an die Wand spielt. Hinzu kommt, dass die eigene Mythologie der Serie bislang eher dünn ausfällt. Das Potential zu einem Genrehit hat «Revolution» zwar, allerdings muss das Format dieses Potential schneller ausschröpfen und an Charakter gewinnen, wenn es nicht in die Beliebigkeit abrutschen möchte.