„
Wir werden das Rad nicht neu erfinden, aber wir wollen über die rein faktische Nachrichtenlage hinaus Themen persönlicher und emotionaler präsentieren.
”
Ulrich Stein über den Ansatz von «#Beckmann»
Löst man sich hingegen von dieser Erwartungshaltung und möchte die Reportagereihe rein inhaltlich bewerten, fällt das Fazit nach der ersten von zehn Ausgaben weitaus positiver aus. Reinhold Beckmann und seinem Co-Autor Helmar Bückel ist es bemerkenswert gut gelungen, in "Unser Krieg? Deutsche Kämpfer gegen den IS-Terror" die Gratwanderung zwischen Emotionalität und Substanz zu meistern und die Sendung zu keinem Zeitpunkt in eine übertriebene Rührseligkeit abdriften zu lassen - die im Vorfeld angesichts des Themas und des Moderators durchaus zu befürchten war. Beckmann gibt sich bei seiner gefährlichen Reise in den Nordirak nicht mit rein sachlicher Informationsvermittlung zufrieden und versucht sich immer wieder daran, auch persönliche Schicksale in den Fokus des Interesses zu rücken. Einerseits ist dies für den Zuschauer sogar hilfreich, um sich besser in die Situation der Beteiligten einfühlen zu können, andererseits erfolgt die Darstellung aber nie auf diese unangenehme schmierig-voyeuristische Weise, die das Gefühl einer bewussten, selbstzweckhaften Inszenierung aufkommen lässt.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/ard/hashtagbeckmann/hashtagbeckmann_01__W200xh0.jpg)
Wahrlich ärgerlich ist im Zuge dessen aber, dass die ansonsten sehenswerte und authentische Doku mehrere Minuten Sendezeit damit vergeudet, dass sie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eine Bühne für weitgehend bereits bekannte Politiker-Phrasen gibt. Gewiss ist dieser Schritt dahingehend nachvollziehbar, dass auch ein direkter Bezug zur deutschen Außenpolitik geschaffen wird - immerhin geht es ja in dem Film auch um einen politisch höchst brisanten Stoff -, doch einen wirklichen Erkenntnisgewinn schöpft zumindest der politisch interessierte Zuschauer aus von der Leyens Statements nicht. Zudem gibt man sich somit der Kritik hin, der Ministerin eine Plattform zur Selbstinszenierung verschafft zu haben - denn in einen kritischen Kontext werden ihre Aussagen nicht eingebettet.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/ard/hashtagbeckmann/hashtagbeckmann_02__W200xh0.jpg)
Spannend wird in Zukunft zu beobachten sein, ob sich «#Beckmann» mit seinem emotionalen Ansatz auch künftig weiter an gesellschaftlich wie politisch höchst relevanten Thematiken versucht. In einer Hinsicht ist das Thema "Der Kampf gegen den Islamischen Staat" ja sogar verhältnismäßig dankbar, da man hier eine recht klare Verteilung von Tätern und Opfern vorfindet und (zumindest im westlichen Kulturkreis) kaum jemand das Vorgehen der Terrororganisation in irgendeiner Weise zu rechtfertigen versucht. Eine solch klare Aufteilung von "Gut" und "Böse" ist aber vergleichsweise selten, sodass bei anderen Thematiken ein anderer Darstellungsansatz gefunden werden müsste - zumindest, wenn man nicht Gefahr laufen möchte, wegen vermeintlich einseitiger Darstellungen in die Kritik zu geraten.
Die nächste «#Beckmann»-Folge ist für den 23. März abermals um 20:15 Uhr angesetzt, insgesamt sollen in diesem Jahr zehn Episoden ausgestrahlt werden. Informationen, welche Inhalte künftig aufbereitet werden, gibt es zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht.