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Platz 10: «The Lobster» (Regie: Giorgos Lanthimos) und «Raum» (Regie: Lenny Abrahamson)
Ein Indiz dafür, dass 2016 zumindest in Sachen Film keineswegs so schlecht war, wie sein Ruf besagt: Erstmals kam es bei der alljährlichen Quotenmeter.de-Abstimmung der zehn besten Filme des deutschen Kinojahres zu einem Gleichstand – und dies praktischerweise auf Rang zehn. Beide Produktionen feierten ihre Weltpremiere zwar schon 2015, jedoch fanden sie erst 2016 (teils arg limitiert) ihren Weg in die hiesigen Lichtspielhäuser. Im Falle der unkonventionellen Liebesgeschichte, die der Grieche Lanthimos in «The Lobster» vor der Kulisse eines bitteren Zerrspiegels unserer Gesellschaft entwirft, benötigte es gar Proteste von engagierten Filmliebhabern und Arthouse-Betreibern, um eine Kinoauswertung zu erkämpfen.
Die Geschichte eines frisch gebackenen Singles (Colin Farrell), der aufgrund der gesellschaftlichen Normen nur 45 Tage Zeit hat, eine neue Partnerin zu finden, ehe er in ein Tier seiner Wahl transformiert wird, ist eine bissige Auseinandersetzung mit Bindungsängsten einerseits und kulturellem Druck, gefälligst glücklich vergeben zu sein, andererseits. Lenny Abrahamsons «Raum» derweil ist ein Entführungsdrama, das sich in eine lebensbejahende Geschichte darüber verwandelt, wie es ist, sich nach einer Tragödie in der „Normalität“ zurechtzufinden. Beiden Filmen sind eine berührende Bildsprache und emotional komplexe Schauspielperformances gemein. Wer diese Kleinode noch nicht gesehen hat, sollte sie nachholen!
Platz 9: «Zoomania» (Regie: Byron Howard, Rich Moore)
Eine animierte Disney-Kriminalkomödie, die den Nerv der Zeit womöglich besser trifft, als manch einem lieb sein würde: In der von anthropomorphen Säugetieren bevölkerten Metropole Zoomania gibt man vor, den Traum der Gleichstellung zu leben. Ob Männchen, ob Weibchen. Ob großes Tier oder Kleinvieh, ob Raubtier oder Beutetier: Hier begegnen sich alle auf der sprichwörtlichen Augenhöhe. Zumindest in der Theorie. Denn hinter der einfallsreich gestalteten, visuell prachtvollen Oberfläche warten Vorurteile, Doppelzüngigkeit und Selbstsucht. Als in diesem Schmelztiegel, der kurz vorm Explodieren steht, mehrere Vermisstenfälle nicht aufgeklärt werden können, ist es an einer gegen die Klischees ankämpfenden Häsin und einem sich in Vorurteilen suhlenden Fuchs, nach einer Lösung zu suchen. Witzig, aufgeweckt und topaktuell!
Platz 8: Die Mitte der Welt (Regie: Jakob M. Erwa)
Ein Film, wie eine pubertäre Gefühlswallung: Himmelhochjauchzend. Zu Tode betrübt. Vollkommen ratlos. Störrisch-optimistisch. Apathisch. Glühend. Nüchtern. Und bei allem Hickhack durchweg charakteristisch: Jakob M. Erwa adaptiert mit überschwappender Emotionalität und zugleich mit vorbildlicher Abgeklärtheit die Geschichte eines Teenagers, der sich in einen neuen Mitschüler verknallt, den seine beste Freundin aber nicht leiden kann – all dies, während im liberalen, munteren Zuhause der Segen schief hängt. Schillernd, klug geschrieben, fein beobachtet und mit lebhafter Bildsprache umgesetzt ist «Die Mitte der Welt» eine melancholisch angehauchte Selbstfindungsdramödie mit Wohlfühlfaktor!
Platz 7: «The First Avenger: Civil War» (Regie: Anthony & Joe Russo)
Die «Community»-Regisseure Anthony & Joe Russo überrumpelten die Filmwelt 2014 mit dem rasanten und hochspannenden Superhelden-Actionthriller «The Return of the First Avenger». Zwei Jahre später orchestrieren sie in «The First Avenger: Civil War» erneut fesselnde Actionsequenzen, die temporeiche Faustkämpfe, wilde Stunts und spektakuläre Spezialeffekte verquicken. Angetrieben wird das epochale Superheldenstelldichein durch einen verbissenen Konflikt zwischen den Marvel-Aushängeschildern Captain America und Iron Man, die aufgrund persönlicher sowie politischer Differenzen einen Keil zwischen ihre Heldenkollegen treiben. Smart, überbordend und gerissen inszeniert – so haben eskalierende Comiceskapaden auszusehen!
Platz 6: «Hail, Caesar!» (Regie: Ethan & Joel Coen)
Die für ihre doppelbödigen Kinostoffe bekannten Regisseure Ethan & Joel Coen haben ein Starensemble zusammengestellt, das es in sich hat: George Clooney, Josh Brolin, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Tilda Swinton, Channing Tatum (der eine heitere Matrosen-Tanzszene aufs Parkett legen darf) und Scarlett Johansson chargieren hier munter vor der Kamera und nehmen liebevoll Genrestandards vergangener Tage auf den Arm. All dies mit höchstem Engagement – denn die Coens erschaffen hier eine ebenso verträumt-ehrfürchtige wie satirisch-ironische Auseinandersetzung mit der Magie des Kinos im Generellen und der Ära des Studiosystems im Spezifischen. Das gleicht im Endergebnis zwar mitunter eher einer Sketchrevue als einer kohärenten Geschichte – aber auch diese Episodenhaftigkeit fügt sich wundervoll in die Old-Hollywood-Laune. Ein Fest für Cineasten und alle, die es werden wollen!
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
22.12.2016 14:06 Uhr 1
23.12.2016 00:20 Uhr 2
Gerade erst gesehen und schon 2 meiner Lieblings - Filme: Arrival und Deepwater Horizon!
23.12.2016 00:36 Uhr 3
23.12.2016 03:47 Uhr 4
So sind eben Geschmäcker....tut mir ja leid für dich, aber, ich fand den stark!!
Vielleicht haste dir ja auch was völlig anders von dem Film vorgestellt...