Interview

«Hans Zimmer Live»: 'Wir wollten das Wesen einer einzelnen Konzertnacht einfangen'

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Exklusiv am 1. Oktober zeigen ausgewählte Kinos den Konzertfilm «Hans Zimmer Live» in Deutschland. Quotenmeter.de sprach mit Tim van Someren, dem Regisseur des Kinoevents, über die in Prag entstandene Ausnahmeproduktion.

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  • Regisseur Tim van Someren inszenierte bereits mehrere Folgen «Robot Wars», das BBC-Musikspecial «Frank Sinatra: Our Way» sowie «Beyonce: For the Record».
  • Der Konzertfilm «Hans Zimmer Live» wurde am 4. Juni in Prag aufgezeichnet und ist 139 Minuten lang.
  • Zu den Filmkompositionen, die in Prag auf der Setlist standen, gehören unter anderem Stücke aus den ersten drei Teilen der «Pirates of the Caribbean»-Saga, «The Da Vinci Code – Sakrileg», «Rain Man», «Der schmale Grat», «Gladiator» und «Der König der Löwen» sowie «Inception» und «The Dark Knight».
Wie viel Zeit hatten Sie, um den Dreh in Prag vorzubereiten?
Das offizielle Go erhielten wir erst drei Wochen vor dem Konzert. Daher mussten wir wirklich auf Zack sein, um alles vorzubereiten – inklusive der visuellen Gestaltung, den Maßgaben für die Kameraeinrichtungen sowie der Planungen, wie wir jeden einzelnen Track filmen möchten.

Wie sahen die technischen Details des Drehs aus? Wie viele Kameras waren im Einsatz, wie groß war die Crew ...
Wir haben zwei Mal das vollständige Konzert gefilmt. Einmal am Nachmittag ohne Publikum, und dann die Liveperformance vor vollem Haus am Abend. Beim Nachmittagsdreh haben wir hauptsächlich das Orchester und die Instrumente gefilmt, zudem haben wir es ausgenutzt, dass wir die Kameras an Stellen einsetzen konnten, wo sie am Abend das Publikum stören würden. Doch die wahre Essenz der Liveshow haben wir am Abend eingefangen: Hans' Interaktion mit dem Publikum, die eindrucksvollen Totalaufnahmen, die zeigen, welche Massen vor Ort waren, und die zentrale Band, die mit Hans zusammen vorne auf der Bühne aufgetreten ist.

Bei beiden Drehs waren jeweils acht Kameras im Einsatz – vier direkt auf der Bühne oder kurz vor ihr, zwei im sogennanten "Front of House"-Technikbereich, ein großer Kamerakran am hinteren Ende der Halle und eine fernkontrollierte Kamera, die vertikal über die Bühne gefahren ist. Wir nutzten Arri-Alexa-Kameras genutzt, die in DolbyVision HDR aufgenommen haben. Unsere Kameras haben also eine riesige Datenmenge eingefangen – wir hatten letzten Endes über 40 Terabyte auf der Platte. Mein großartiger Kameramann Rolf Dekens und sein Team haben einen fantastischen Job geleistet und die acht sehr komplizierten Kamerarigs an nur einem einzelnen Tag aufgebaut!

In der Vorproduktionsphase hat meine Regieassistentin Gemma Dixon jedes einzelne Musikstück heruntergebrochen, so dass ich genau planen konnte, welches Instrument oder welchen Musiker ich in welchem Augenblick filmen möchte. Dadurch, dass wir am Nachmittag andere Einstellungen abgedeckt haben als am Abend, konnten wir mit gerade einmal acht Kameras sowohl Hans, als auch die Band, das Orchester sowie den Chor abdecken. Die Filmcrew bestand vor Ort aus 30 Leuten, jedoch erwiesen sich die Backstage-Crew und die Musiker als tatkräftige Unterstützer – sie alle hätten nicht hilfreicher sein können. Sie gingen weite Wege, um uns unter die Arme zu greifen und all unsere Bitten zu erfüllen – und das, obwohl sie sich obendrein selber um ihre Show zu kümmern hatten.

Wir wollten das Wesen einer einzelnen Konzertnacht einfangen. Wir haben zwar auch eine Nachmittagsprobe mit aufgenommen, aber das lag allein daran, dass wir aufgrund der Band sowie des großen Orchesters eine so hohe Anzahl an Performern hatten, dass es anderweitig unmöglich gewesen wäre, sie alle einzufangen.
«Hans Zimmer Live»-Regisseur Tim van Someren
Manche Konzertfilme sind quasi eher Tourfilme und zeigen mehrere Konzertabende. War dies in der Vorproduktion auch für «Hans Zimmer Live» im Gespräch?
Nein, das haben wir nie in Erwägung gezogen. Wir wollten das Wesen einer einzelnen Konzertnacht einfangen. Wir haben zwar, wie gesagt, auch eine Nachmittagsprobe mit aufgenommen, aber das lag allein daran, dass wir aufgrund der Band sowie des großen Orchesters eine so hohe Anzahl an Performern hatten, dass es anderweitig unmöglich gewesen wäre, sie alle einzufangen. Um so viel Material in einem einzelnen Anlauf zu filmen, hätten wir über 20 Kameras benötigt, und damit hätten wir dem Publikum vor Ort die Sicht versperrt und somit die Konzerterfahrung verdorben.

Auf dem Konzert in Prag hat Hans Zimmer die Set-List der diesjährigen Tour gespielt. Gab es Überlegungen, speziell für den Anlass, dass dieser Abend als Film verewigt wird, etwas Besonderes zu machen?
So weit ich weiß, wurde nicht darüber nachgedacht. Hans denkt sich zwar manchmal Besonderheiten für die verschiedenen Spielstätten einer Tour aus, aber das sind normalerweise Dinge, die sehr auf das örtliche Publikum zugeschnitten sind – wie etwa ein Musikstück, das zum Land passt, in dem er an diesem Abend auftritt. Für einen Film, der weltweit gezeigt wird, ist so etwas natürlich weniger angebracht. Daher war unsere Absicht, mit dem Film ein gutes Abbild der Livetour generell zu formen, statt ein völlig neues, separates Event zu kreieren.

Hans Zimmer denkt sich manchmal Besonderheiten für die verschiedenen Spielstätten einer Tour aus, [...] Dinge, die sehr auf das örtliche Publikum zugeschnitten sind – wie etwa ein Musikstück, das zum Land passt, in dem er an diesem Abend auftritt. Für einen Film, der weltweit gezeigt wird, ist so etwas natürlich weniger angebracht. Daher war unsere Absicht, mit dem Film ein gutes Abbild der Livetour generell zu formen, statt ein völlig neues, separates Event zu kreieren.
«Hans Zimmer Live»-Regisseur Tim van Someren
Von welchen Konzertfilmen haben Sie sich inspirieren lassen?
Ich liebe Konzertfilme, die einem einen gewissen Zugang zu den Künstlern gewähren und die außerdem eine Form der Intimität ausstrahlen. Ich denke da etwa an Paul Dugdales Filme mit den Rolling Stones und Coldplay, und ich habe schon immer Hamish Hamiltons Arbeit mit U2 bewundert. Sie haben es vollbracht, eine mächtige Arena-Erfahrung in etwas sehr persönliches zu destillieren. Es fühlt sich so an, als hätte man eine Einsicht darin, welche ganz eigene Erfahrung die jeweiligen Performer an dem Abend machen – und dennoch bekommt man ebenso sehr mit, wie das Publikum auf diesen Auftritt reagiert.

Auf der nächsten Seite: Tim van Someren über das Stück, das am schwierigsten auf die Leinwand zu bringen war und Hans Zimmers kreativen Einfluss auf den Konzertfilm.

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