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Doch vorbei ist die Zeit der spannenden politischen Themen natürlich auch nach einer solchen Bundestagswahl nicht: Kommt es zu Jamaika? Wie stellen sich die großen Volksparteien nach ihren historisch schlechten Wahlergebnissen auf? Welche Lehren lassen sich aus dem Erstarken der Rechtspopulisten ziehen? Und was macht eigentlich Frauke Petry nach ihrem raschen Austritt aus der AfD? Diese und viele weitere Fragen standen in den vergangenen Tagen im Zentrum des Journalisten-Interesses - aber auch im Zentrum jenes der Zuschauer? Wir schauen mit drei Analyse-Schwerpunkten auf die vergangenen Tage: Wie überzeugend liefen die Sondersendungen zur Wahl, konnten sich die klassischen Nachrichtensendungen steigern und profitieren die öffentlich-rechtlichen Talkshows?
Sondersendungen: Fast alle überzeugen
BTW-Vergleich 2013 -> 2017
- Vorabend (ARD): 5,22 -> 5,77 Mio.
- Vorabend (ZDF): 3,08 -> 3,51 Mio.
- «B. Runde» (ARD): 5,81 -> 7,05 Mio.
- «B. Runde» (ZDF): 3,00 -> 3,29 Mio.
Was zudem positiv auffiel: Mit 19,7 und 20,4 Prozent bei bis zu 2,58 Millionen lief es für die genannten Sondersendungen im Ersten auch beim jungen Publikum fantastisch, während das ZDF immerhin jeweils knapp die Zweistelligkeit erklomm. Auch hier sah es vor vier Jahren noch fast durchweg weniger gut aus. Weitaus weniger Enthusiasmus legten hingegen die privaten Sendeanstalten hinsichtlich ihrer Wahlberichterstattung an den Tag, ein ernstzunehmendes Angebot konnte man unter den großen werbefinanzierten Akteuren einzig RTL zusprechen - die allerdings mit der einstündigen Sondersendung «Meine Wahl - Die Entscheidung» ab 17:45 Uhr nur 1,84 Millionen Zuschauer bzw. 7,3 Prozent Gesamt-Marktanteil erzielten, bevor «RTL Aktuell» solide 9,2 Prozent bei 2,74 Millionen erzielte. In der werberelevanten Zielgruppe liefen beide Angebote mit 11,1 und 11,8 Prozent durchwachsen.
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Nachrichten: Meist schneller Rückfall in die Quoten-Routine
Nachrichten-Ranking am Wahltag
- «Tagesschau»: 9,60 Mio. (9,13)
- «heute»: 4,49 Mio. (4,89)
- «Tagesthemen»: 4,34 Mio. (4,87)
- «heute-journal»: 3,29 Mio. (4,05)
- «RTL Aktuell»: 2,74 Mio. (2,70)
Gesamt-Reichweiten zur jeweiligen Hauptsendezeit der Formate. In Klammern: Vergleichswert am Tag der Bundestagswahl 2013.
Exzellent gelang am langen Wahlsonntag auch das Zusammenspiel der restlichen Angebote mit den «Tagesthemen», die mit einer kurzen Extra-Ausgabe um 21:15 Uhr zunächst auf grandiose 6,49 Millionen und 18,5 Prozent gelangt waren, bevor eine 40-minütige Ausgabe um 22:30 Uhr dann noch auf 4,34 Millionen sowie gar noch etwas bessere 19,3 Prozent gelangte. Als am Montag ein weiterer kleiner politischer Abend im Ersten zelebriert wurde, lief es mit 16,1 Prozent aller und 10,4 Prozent der jungen Zuschauer bei 3,59 Millionen ebenfalls gut, bevor dann am Dienstag nur noch 2,67 Millionen und am Mittwoch in direkter Konkurrenz zur Champions-League-Übertragung sogar nur noch miese 2,06 Millionen zu Buche standen.
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Und auch auf RTLs Hauptnachrichten «RTL Aktuell» lohnt sich ein Blick, denn hier ließ sich sogar das interessante Phänomen beobachten, dass es am Wahltag mit 9,2 Prozent sogar den schlechtesten Marktanteil des gesamten Kalenderjahres setzte. Und das ist keineswegs ein Zufall, denn schon bei anderen Großereignissen, über die mehrere große Sender parallel berichteten, offenbarte sich das Phänomen, dass ein Großteil des Publikums den gebührenfinanzierten Kanälen den Vorzug geben. Dramatisch ist dieses kurze Einknicken aber keineswegs, denn schon am Montag steigerte sich die Sendung um 18:45 Uhr wieder auf ihr gewohnt tolles Niveau von etwa 15 Prozent bei weit mehr als drei Millionen Zuschauern. In der werberelevanten Zielgruppe lag man unter der Woche bei rund 16 bis 19 Prozent - nach sehr durchwachsenen 11,8 Prozent am Sonntag. Zu behaupten, für die Kölner lohne sich ihr Nachrichten-Engagement überhaupt nicht, wäre also grundfalsch.
Polittalks: Hoher Zuspruch und mehrere Rekorde
Klar stärker als Jauch
- 2013 war «Günther Jauch» am Wahlabend auf Sendung gegangen, kam damals allerdings auf nicht ganz so tolle 5,84 Millionen Zuschauer und 17,9 Prozent Marktanteil. Vor allem aber lief es bei den Jüngeren mit 12,0 Prozent deutlich unspektakulärer.
- 2009 litt «Anne Will» massiv unter der Programmpolitik des Senders, vor dem Talk noch eine Folge der «Lindenstraße» auszustrahlen. Hier verabschiedete sich ein Großteil der Zuschauer, sodass für ihre Wahl-Nachlese auch nur für einen Wahlabend desolate 10,2 und 4,6 Prozent bei 2,59 Millionen auf dem Papier standen.
Nach wie vor in Topform präsentierte sich am Montag dann «Hart aber fair», das bereits in den Wochen vor der Wahl massiv von der umfangreichen Berichterstattung seines Senders profitiert hatte und stets klar im grünen Bereich landete. Diesmal wurden 4,17 Millionen Interessenten angelockt, was nach dem 45-minütigen «Brennpunkt» um 21 Uhr immerhin noch schönen 13,9 Prozent insgesamt bzw. 9,3 Prozent der jungen Konsumenten entsprach. An die fantastischen 17,8 und 12,4 Prozent bei 4,85 Millionen aus der Woche zuvor, als sich die Werte nach der «Wahlarena mit Martin Schulz» noch deutlich verbessert hatten, kam man damit aber etwas überraschend deutlich nicht heran - wobei sich die Überraschung eher auf die Stärke der letzten Ausgabe vor der Wahl bezieht. Übrigens: Im Umfeld der Bundestagswahl 2013 erreichte keine einzige Folge der Plasberg-Show überhaupt die Vier-Millionenmarke.
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Die beiden ZDF-Formate unter der Woche durften sich ebenfalls über sehr erbauliche Werte freuen: «Markus Lanz» etwa kam mit seiner gewohnten Drei-Folgen-Ration auf bis zu 2,09 Millionen Zuschauer, womit die Donnerstagsausgabe angesichts fantastischer 19,0 Prozent ihren höchsten Marktanteil seit November vergangenen Jahres erzielte. Bei den jüngeren Fernsehenden lief es mit 7,3 bis 8,8 Prozent ebenfalls durchweg zufriedenstellend, allerdings ohne Rekorde. Und auch Maybrit Illner konnte nach ihrem schwachen Ergebnis am Sonntag zu regulärer Stunde am Donnerstagabend noch punkten und erreichte immerhin 3,15 Millionen Fernsehende sowie 15,4 Prozent Marktanteil. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden die 7,1 Prozent vom Sonntag wiederholt, was für den Polittalk, der sich donnerstags gemeinhin relativ schwer tut, bereits die beiden besten Werte im Jahr 2017 sind.
Alles in allem können sich die Werte beinahe aller Inhalte auf den beiden großen öffentlich-rechtlichen Sender auch nach der Bundestagswahl sehen lassen, womit am erfreulichen Bild weitergezeichnet wird, das bereits zuvor im Wahlkampf begonnen worden war. Während die Nachrichtenformate aber überwiegend schon wieder in ihre Routine zurückgekehrt sind, erlebten insbesondere die politischen Talkshows einen in diesem Ausmaß sicherlich nicht zwingend zu erwartendem Hype.
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