Hintergrund2. Bundesliga: Die Primetime redlich verdient!

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Der Saisonstart der 2. Bundesliga steht an. Fans und TV-Sender dürfen sich auf eine attraktive Liga mit zahlreichen Traditionsvereinen freuen, bei denen der ein oder andere Altstar gegen den Ball tritt. Nicht umsonst spielt das Unterhaus samstags in der Primetime.

Die DFL hat – mindestens – ein Problem. Mit dem 1. FC Heidenheim und SV Darmstadt 98 sind zwei vermeintlich unattraktive Klubs in die 1. Bundesliga aufgestiegen und haben die beiden Traditionsvereine Hertha BSC und FC Schalke 04 aus dem Oberhaus verdrängt. Der Abstieg der beiden letzteren Mannschaften mag sportlich noch so verdient gewesen sein und auch der Aufstieg der beiden kleineren Teams aus Baden-Württemberg und Hessen war sicherlich nach 34 Spieltagen nicht unverdient, doch täuscht dies eben nicht über den Eindruck hinweg, dass sich die Beletage des deutschen Fußballs zu verzwergen scheint. Denn hinzu kommen auch der sich von SAP-Mäzen Dietmar Hopp losgeeiste Dorfverein aus Hoffenheim, ein seit einem Jahrzehnt gegen den Abstieg spielendes Augsburg sowie ein ebenso wenig ambitioniertes Bochum, und die zuschauerschwachen Klubs aus Wolfsburg und Leipzig.

Schalke 04 und Hertha BSC belegten in der abgelaufenen Bundesliga-Saison die Plätze drei und vier im Ranking des Zuschauerschnitts und mussten sich somit nur Serienmeister Bayern München und Borussia Dortmund unterordnen. Die Traditionsvereine mussten am Ende aber den schweren Gang in die 2. Bundesliga antreten, worüber sich die Anhänger des Unterhauses freuen dürfen, denn wieder einmal wird der 2. Liga eine hohe Attraktivität nachgesagt. Zumindest dieser Eindruck täuscht am ersten Spieltag nicht. Sat.1 darf sich bei der Saisoneröffnung am Freitag, 28. Juli, nach der Relegation erneut auf eine Partie mit Beteiligung des Hamburger SV freuen. Auch wegen des Gästeteams aus Gelsenkirchen dürften dem Bällchensender hohe Quoten sicher sein. Und auch Sport1 ist am Samstagabend glücklich über ein namhaftes Duell. Berlin gastiert bei Fortuna Düsseldorf, dem Tabellenvierten der Vorsaison und dem 18. der ewigen Bundesligatabelle.

In dieser Hinsicht braucht sich die 2. Bundesliga vor der 1. Liga ohnehin nicht verstecken. Spielen im Oberhaus aktuell zehn Mannschaften aus der Top18 der ewigen Tabelle, sind im Unterhaus sieben Teams vertreten und damit ein Team mehr als in der ewigen Tabelle der 2. Liga. Sport1, das das Free-TV-Paket für die Übertragung der Topspiele am Samstagabend um 20:30 Uhr hält, hat an den bis dato ersten zehn terminierten Spieltagen neben Berlin (drei Mal) und Düsseldorf (zwei Mal) mit zahlreichen Traditionsvereinen wie Schalke 04, Kaiserslautern, St. Pauli (je drei Mal), Hamburg, Nürnberg (zwei Mal), Hannover und Magdeburg (je einmal) das große Los gezogen.

„Da steckt so viel Bundesliga und Attraktivität in der 2. Bundesliga diese Saison“, erklärte deshalb auch die neue Sport1-Moderatorin Katharina Kleinfeldt im Quotenmeter-Interview. Aus ihr sprudelte die Vorfreude auf die neue Aufgabe am Samstagabend förmlich heraus, schließlich befindet sich die 2. Bundesliga in einer ähnlichen Situation wie vor zwei Jahren, als mit Schalke und Werder Bremen ebenfalls zwei namhafte Mannschaften abgestiegen waren. Die vermeintlich grauen Mäuse der Liga, wie der SC Paderborn oder der Karlsruher SC haben sich sogar mit gestandenen Bundesliga-Stars im gehobenen Fußballeralter wie Max Kruse und Lars Stindl verstärkt, sodass auch von diesen Teams ein gewisser „Glamourfaktor“ ausgeht. Und auch biedere Klubs wie Regensburg, Sandhausen, Aue oder Ingolstadt sind inzwischen nicht mehr Teil der Liga. Stattdessen gehen durchaus spannende Fußballprojekte wie Elversberg oder Wehen-Wiesbaden an den Start und werden von vielen etablierten Kräften wie Hansa Rostock, Greuther Fürth oder Holstein Kiel ergänzt. Damit braucht sich die Liga auch nicht vor der Bundesliga mit Mainz 05 und Hoffenheim verstecken.

Schafft es Hamburg diesmal endlich mit dem Aufstieg? Verbleibt Schalke 04 erneut nur ein Jahr in der zweiten Liga? Gelingt Hertha BSC der Umbruch? Und was ist mit den Senkrechtstartern aus Elversberg, die innerhalb von zwei Saisons den Sprung von der vierten in die zweite Liga geschafft haben? Sportliche Prognosen scheinen schwieriger denn je. Die chronisch überhitzten Umfelder des FC Schalke und des HSV scheinen trotz der jüngsten Misserfolge einigermaßen ruhig, einzig Hertha BSC tanzt mit der Prügel-Posse um Torwart Marius Gersbeck aus der Reihe. Doch selbst bei diesem Thema scheint der Verein mit der Suspendierung am vorvergangenen Montag die richtigen Schlüsse gezogen zu haben, um Gras über die Sache wachsen zu lassen.

In einem Transfersommer, in dem Kylian Mbappé dem Vernehmen nach für insgesamt eine Milliarde Euro nach Saudi-Arabien wechseln könnte, stellt die 2. Bundesliga so etwas wie einen „Gegenentwurf“ dar, wie Kleinfeldt im Interview beschreibt. Insofern hat die DFL in der Vermarktung der 2. Bundesliga eigentlich gute Karten. Wäre da nicht das Sorgenkind der 1. Liga, die einem angesichts der elften Meisterschaft von Bayern München in Folge die Gähn-Tränen in die Augen treibt. Böse Zungen könnten meinen: Nicht umsonst spielt die 2. Liga am Samstagabend in der Primetime.