InterviewMarvin Kren: '90 Drehtage in vier verschiedenen Ländern herausfordernd'

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Am Donnerstag startet die neue Netflix-Miniserie «Crooks». Wir sprachen mit dem Mastermind Kren, der schon «4 Blocks» umsetze.

Hallo Herr Kren. Am 4. April 2024 startet Ihre neue Serie «Crooks» beim amerikanischen Streaming-Dienst Netflix. Wovon handelt das Format?
«Crooks» ist eine Gangster-Serie, die die Geschichte von Charly erzählt, einem ehemaligen Einbrecher, der eigentlich nichts mehr mit dieser kriminellen Welt zu tun haben möchte. Doch er wird von Geistern aus seiner Vergangenheit erpresst, einen letzten Deal, einen letzten Einbruch zu machen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als da mitzumachen. Er stiehlt eine goldene Münze, die ganz viele Leute unbedingt haben wollen, und löst dadurch ein riesiges Chaos aus, das ihn unverhofft mit Joseph zusammenführt, einem einfachen Fahrer eines Wiener Kartells. In dieser sehr gefährlichen, rauen Gangster-Welt entwickelt sich eine unverhoffte, schöne Freundschaft zwischen diesen beiden Gaunern, die eigentlich das Herz am rechten Fleck haben. Es hat mich total gereizt, eine Geschichte über gute Gauner in einer bösen Gaunerwelt zu erzählen.

Ist «Crooks» ein Thriller mit komischen Elementen, eine Satire oder doch eher eine lustige Serie?
«Crooks» ist in allererster Linie eine spannende Serie, eine sehr heftige Serie mit vielen Elementen des Actionfilms. Es ist eine Gangster-Serie, hat aber glücklicherweise auch Momente, in denen die Leute lachen können, damit man den ganzen Thrill aushält.

Sie arbeiten als Erfinder und Showrunner der neuen Serie. Wie lange saßen Sie an «Crooks»?
Tatsächlich habe ich die Idee 2019 schon geboren. Ich habe eine lange Zeit daran gesessen und fand zum Glück tolle Partner, die mich in der Gestaltung so einer großen Geschichte unterstützen. Mit Benjamin Hessler und Georg Lippert habe ich super Partner gefunden, die die Drehbücher mit mir entwickelt haben.

Zusammen mit Cüneyt Kaya teilen Sie sich den Posten der Regie. Wie sprechen Sie sich ab? Wie funktioniert das?
Mit Cüneyt habe ich einen tollen Regiepartner gefunden. Wir haben die acht Folgen aufgeteilt: Fünf Folgen habe ich inszeniert, drei Folgen er. Und hier und da haben wir uns auch Folgen geteilt, einige Szenen hat er von mir übernommen und andersherum. Und das Tolle bei Cüneyt war, dass er die ersten drei, vier Wochen bei mir am Set war und zugesehen hat, wie ich arbeite und es dann auf seinen Stil übertragen hat. Natürlich sind 90 Drehtage in vier verschiedenen Ländern dennoch herausfordernd. Während er inszeniert hat, habe ich Szenen umgeschrieben oder Locations gesucht, und so teilt man sich das ganz gut auf.

Wie wichtig sind diese deutschen Projekte für das amerikanische Netflix?
Es ist für mich als Macher sehr spannend zu sehen, dass diese Serie auf der ganzen Welt läuft. Ich kann gar nicht fassen, dass jemand in Australien oder Guatemala meine Serie sehen wird, und das ist einfach fantastisch. Das ist das Tolle an diesem Streamer: Netflix waren die ersten, sie haben den weltweiten Streaming-Dienst geschaffen, dass man Content, egal wo er gedreht wird, auf der ganzen Welt sehen kann. Man vergisst das schnell, weil Netflix schon so in unser tägliches Leben integriert ist, aber man sollte sich das eigentlich immer wieder vergegenwärtigen. Das ist natürlich eine ganz tolle Sache.

Bilden Sie eigentlich eine bestimmte Version eines Gangster-Dramas nach oder entspringt das Ihrer Fantasie?
Wir haben in der Gestaltung unserer Gangster-Welten versucht, Elemente aus der Realität zu nehmen, sei es für die Berliner, die Wiener oder die Marseiller, und wirklich zu recherchieren: Wie sieht die Unterwelt in den jeweiligen Ländern aus? Zugleich haben wir uns für die Gestaltung der Figuren bedient: Wie sprechen die? Wie sehen die aus? Was haben die für Codes in der Bewegung? Was haben die für Tattoos? Was haben die für Kleidung an? Zugleich haben wir natürlich versucht, alles mit viel Fantasie und Überhöhung zu füllen, damit es keine Dokumentation ist, sondern eine erfrischende, spannende Gangster-Serie.

Hinter dem Projekt steht die bekannte Produktionsfirma W&B Television. Freuen Sie sich, wenn Sie mit solchen ambitionierten Filmemachern zusammenarbeiten können?
Ja, glücklicherweise habe ich auch in Quirin Berg von Wiedermann & Berg einen Top-Produzenten und einen Unterstützer meiner Ideen, mit dem es immer große Freude macht, Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Man braucht starke Partner an der Seite, weil man in dem Geschäft alleine aufgeschmissen ist.



Der «Crooks»-Cast ist groß: Neben Frederick Lau, Svenja Jung, Georg Friedrich haben Sie auch Kida Khodr Ramadan und Erdal Yıldız an Bord. War es einfach, dieses Ensemble zusammenzustellen?
Das ist immer eine Herausforderung, weil das alles tolle Schauspieler sind, die immer viel zu tun haben. Glücklicherweise waren die Leute von dem Projekt sehr begeistert und freuten sich, dabei zu sein. Mit vielen habe ich zuvor schon zusammengearbeitet und wir haben eine Geschichte. Ich mag es, eine Art Ensemble zu haben, entdecke aber auch gerne neue Leute.

Wie wichtig war «4 Blocks» in Ihrer Karriere?
Durchaus sehr wichtig. Ich glaube, das war mein erster richtiger, größerer Erfolg. Es war eine sehr besondere Erfahrung, «4 Blocks» zu machen und zu sehen, wie diese Serie sich in Deutschland, in Österreich und in der Welt verbreitet hat.

Für Netflix/ORF haben Sie die österreichische Serie «Freud» über Sigmund Freud gedreht. Waren Sie mit dem Medienecho zufrieden?
«Freud» hatte ein schwieriges Schicksal, weil der Start einerseits voll in die Pandemie geschlittert ist und die Serie zudem sehr rough ist und düster daherkommt. Wir erinnern uns alle mit Schrecken an die Phase zurück, in der wir nicht wussten, in was für Zeiten wir da geraten. Wir waren wahrscheinlich nicht so bereit oder offen für eine düstere Serie. Aber das Tolle an «Freud» ist, dass es extreme Fans und Liebhaber gibt, aber eben auch Kritiker. Ich bin sehr stolz auf die Serie.

Danke für Ihre Zeit!

«Crooks» ist ab 4. April bei Netflix abrufbar.