InterviewOliver Kalkofe über Synchro: ‚Das fing mit der «Addams Family» an‘

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Seit Jahren darf der 58-jährige Moderator auch Figuren im Real-Action- und Animationsbereich seine Stimme leihen. Derzeit stehen gleich vier Projekte an.

Oliver Kalkofe (58) ist ein echtes Allroundtalent. Er begann seine Karriere als Radiomoderator, entdeckte dadurch sein komisches Talent und landete dadurch schließlich beim Fernsehen, wo er mit «Kalkofes Mattscheibe» einen Hit landete. Aber er kann noch mehr, drehte Kinofilme wie «Der Wixxer» (2004) und «Neues vom Wixxer» (2007), trat auch in anderen Shows wie «Pastewka» und «Das Duell um die Geld» auf und betätigte sich auch als Synchronsprecher. Meist wird er für Trickfiguren gecastet, so unter anderen in «Cars», «Garfield 2», «Megamind», «Free Birds» und «Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch». Am 27. Juni 2024 kam «Elli – Ungeheuer Geheim» ins Kino. In dem Animationsgruselmärchen spricht Kalkofe ein Gespenst namens Onkel Chamberlain, der in einem alten Schloss herumspukt. Aber das ist erst der Anfang. Besonders im Fernsehen wird man Oliver Kalkofe 2024 ziemlich oft erleben. Mehr verrät er in unserem Interview.

Sie haben schon öfters synchronisiert, aber jetzt zum ersten Mal ein Gespenst. Glauben Sie an Gespenster?
Als Kind und Jugendlicher habe ich mich schon für Gespenster, Spuk und alledem interessiert. Ich glaube jetzt nicht aktiv an Gespenster, aber die Möglichkeit, mich damit wenigstens in der Theorie zu beschäftigen, fand ich immer toll. Das fing mit der «Addams Family» an, aber ich fand auch Dracula, Frankenstein und alles, was mit Monstern zu tun hat, von klein auf faszinierend, später kam noch der Mystery-Bereich wie etwa «Akte X» dazu. Deswegen war es geil, jetzt mal ein Gespenst zu sprechen.

Was ist für Sie das Besondere an Gespensteronkel Chamberlain, den Sie sprechen?
Ich fand es schön, dass das so eine traditionsbewusste Spukgestalt ist, eine, die die Traditionen des guten alten Spukens von früher aufrechterhalten will und dabei ein bisschen hochnäsig, aristokratisch und undurchsichtig ist. Später erfährt die Figur eine Wandlung in der Geschichte. Das hat mir großen Spaß gemacht.

Sie haben ja eine prägnante und wandelbare Stimme. Wie lange mussten Sie dafür üben?
Zum Anfang war auch ich mir eine Zeit lang ganz unsicher. Inzwischen mache ich das aber schon so lange, dass ich auch ungefähr weiß, was ich kann und was nicht. Jetzt macht es auch viel mehr Spaß, weil ich mich traue, auch neue Sachen auszuprobieren.

Sie haben nie Kurse im Stimmtraining oder in der Sprecherziehung absolviert?
Nein, und es wundert mich selbst ein bisschen, muss ich ehrlich sagen. Nicht, weil ich nicht wollte, aber bei mir funktionierte das eher durch ‚Learning by Doing‘. So lernte ich, worauf man achten muss, was man lieber lässt, was gut ankommt, und wie du was betonen musst.

Sprechen Sie eigentlich lieber Trickfiguren oder reale Menschen?
Für die französischen «OSS 117»-Spionagekomödien lieh ich Jean Dujardin meine Stimme. Das war schwieriger, seine Lippenbewegungen zu treffen, denn Franzosen reden wahnsinnig schnell, genauso wie Engländer. Matt Lucas in «Little Britain» zu treffen, war manchmal auch megaheftig. Aber bei Jean Dujardin, vor allem weil der wirklich sehr fein, sehr akzentuiert und sehr präzise Bei Animationsfiguren mag ich natürlich, dass ich ein bisschen mehr chargieren und auf die Kacke hauen darf. Da ist Übertreibung gefragt und nicht, ob du hundertprozentig auf der Stimme liegst. Toll sind auch Handpuppen wie die von Boris Johnson, den ich auch in «Little Britain» gesprochen habe. Ich mag es, wenn es ein bisschen mehr in meine Comedy-Richtung gehen darf.

Ihren amerikanischen Kollegen Bill Murray haben Sie auch öfters gesprochen…
Ja, einmal in «Ghostbusters» von 2016, wo ich beim deutschen Drehbuch etwas geholfen habe und es mal ausprobieren durfte. Das kam dann gut an, und ich bin mit meiner Stimme für Bill Murray dringeblieben. Dann natürlich zehn Jahre vorher bei «Garfield 2», wo der Kater im Englischen von Murray und im Deutschen von mir gesprochen wurde. Für den letzten «Ant-Man»-Film wurde ich nochmals gefragt. Da spielt Bill Murray die Rolle des Lord Krylar. Am Ende wurde ich nicht genommen mit der Begründung, dass meine Stimme zu jung für den jetzt älteren Murray klänge. Ich war zwar traurig, dachte aber: Okay, das lasse ich durchgehen. Dann kann man sich das Schönreden mit ‚Gut, ich bin halt zu jung‘.

Jung genug, um gerade hyperaktiv zu sein. Neben Ihrem Podcast «Kalk & Welk – Die fabelhafte Boomer Boys» mit Oliver Welke und der Fortsetzung von «SchleFaZ» mit Peter Rütten ist noch etwas von Ihnen zu erwarten. Was dürfen Sie verraten?
Ja, in den nächsten Wochen kommt ganz viel. Als nächstes steht die Quizshow «Faking Bad – Besser als die Wahrheit» für die ARD an. Seit 27. Juni ist die erste Folge in Mediathek zu sehen, ab 11. Juli dann im Ersten und nochmals in diversen dritten Programmen. Darauf freue ich mich riesig, weil ich mir die Sache selber ausgedacht habe. Ich fand immer «Genial daneben» toll, aber manchmal führte das nirgendwohin. Und weil ich auch «LOL» mag, habe ich versucht, das alles zusammenzuführen.

Wie kann man sich das vorstellen?
Besetzt wurden super Kollegen und Kolleginnen zu so einem Panel, wo sie gegenseitig versuchen müssen, sich reinzulegen und sich zu belügen. Es wird mit wilden Begründungen herumgesponnen, und gleichzeitig muss jeder versuchen, die Wahrheit herauszufinden. Das hat wahnsinnig Spaß gemacht, vor allem, weil man da die ganzen Teilnehmer wirklich auch ein bisschen in ihrem Ego kitzelt. Also keiner will sich reinlegen lassen, keiner will versagen, und jeder möchte die anderen verarschen.

Wer wird mit dabei sein?
Neben meinen Weggefährten Oliver Kalkofe und Peter Rütten darf man sich freuen auf Torsten Sträter, Olaf Schubert, Michael Mittermaier, Michael Kessler, Simon Pearce, Laura Larsson, Katrin Bauerfeind und Laura Karasek. Eine Superbesetzung, alles gute Leute, mit denen es richtig, richtig Spaß gemacht hat, und die auch richtig Bock darauf hatten.

Aber es kommt noch mehr…
Ja, «Duell um die Geld» mit Joko und Klaas kehrt nach sieben Jahren zurück. Ich durfte das ja damals schon moderieren, und das war auch so eine Sendung, die für mich immer eine Inspiration war. Das ist mal eine andere Art von Quiz, eher Quiz und Poker gemischt, aber so locker und ganz anders als man es von anderen Sendungen gewohnt ist. Ende Augst geht es dann wieder mit «SchleFaZ» bei Nitro weiter. Zehn neue Folgen sind für dieses Jahr vorgesehen und wir sind jetzt gerade mittendrin. Schließlich kommt im November auch noch mein Buch „Sieg der Blödigkeit“ heraus mit Kolumnen und Texten zu allen möglichen Dingen. Also ich bin gerade wirklich rund die Uhr beschäftigt.

Vor 20 Jahren kam Ihre Edgar-Wallace-Persiflage «Der Wixxer» gefolgt von «Neues vom Wixxer» ins Kino. Wie sieht’s mit einem weiteren Kinofilm aus?
Das würde ich gern tun. Ich habe auch Ideen, aber das Hauptproblem ist der Zeitaufwand. Das ist anstrengend und manchmal auch frustrierend. Du musst für einen Film die richtigen Leute finden, ihn finanzieren und produzieren. Das ist mit viel Geld und Überzeugungskraft verbunden. An «Der Wixxer» hat anfangs auch keiner wirklich geglaubt. Dann war er ein Erfolg. Ein zweiter Teil folgte, der auch ein Erfolg war, aber trotzdem etwas weniger einspielte und sofort kriegten alle wieder kalte Füße. Ich habe viele Filmideen, aber die Umsetzung ist eben nicht so leicht.

Danke für Ihre Zeit!