Zunächst legte er eine eindrucksvolle Instagram-Premiere hin, dann erreichte er Millionen mit seinem Boxkampf gegen Regina Halmich. Nur inhaltlich gab es keine großen Treffer in diesem Jahr.
Seit über drei Jahrzehnten macht Stefan Raab schon erfolgreiches Fernsehen. Der gelernte Metzgersohn und ehemalige «TV total»-Moderator verabschiedete sich 2015 von den Bildschirmen und schaffte es in den vergangenen knapp neun Jahren nicht ungewollt in der Öffentlichkeit stattzufinden – aller Medienberichte zum Trotz. Auch ein Erfolg, den er so erreichen wollte. So überrascht es auch nicht, dass auch sein Comeback in diesem Jahr erfolgreich verlief. Raab kehrte aus seiner Winterpause zurück, die er überraschend im Sommer 2015 ankündigte. Damals holte ProSieben mit der letzten «TV total»-Episode noch 0,65 Millionen Zuschauer, mit 0,49 Millionen Umworbenen fiel der Marktanteil mit 10,4 Prozent nicht wirklich sensationell aus. Seine letzte «Schlag den Raab»-Folge hingegen zog 3,89 Millionen Menschen an, die Wiederholung am Sonntagmittag sammelte weitere 1,48 Millionen Zuschauer ein. Das sind Traumwerte, die man sich bei ProSieben heute wieder wünschen würde.
Stefan Raab und der frühere ProSieben-Chef Daniel Rosemann gründeten das Unternehmen Raab Entertainment, das im Januar 2024 an den Start ging. Natürlich wusste der frühere Jingle-Komponist Raab um seinen Marktwert, denn bereits seine Kölner Bühnenshows waren im Jahr 2018 restlos ausverkauft. Im Jahr 2021 arbeitete er noch mit seiner Firma Raab TV unter Brainpool an einer Neuauflage von «TV total», die Sebastian Pufpaff seit über drei Jahren präsentiert.
Aber es schien Stefan Raab immer noch in den Fingern zu kitzeln, schließlich veröffentlichte er während der Osterfeiertage einen Clip auf Instagram. Darin paddelte Elton auf einem See und suchte seinen früheren Mentor. Er ging vor einer Küste an Land, grüßte Raab mit „Alter Sack“ und diskutierte mit ihm, was er noch machen möchte. Nachdem Raab verneinte, er hätte schon eine Fernsehshow gehabt und auch das Kanzler-Duell moderiert, teilte er ihm mit, er wolle Influencer werden. „Wenn ich neun Millionen [Likes] habe, dann mache ich wieder was“, sagte Raab am Ende des Videos. Die Menschen waren sich nicht sicher, ob Raab das auch wirklich ernst meinte. Schließlich fiel das Ultimatum auf Ostermontag, der zeitgleich der 1. April war.
Einen Rückschlag gab es allerdings: Die neun Millionen Likes hat Stefan Raab nicht geschafft, stattdessen schlug Elton vor, dass Raab noch einmal gegen Regina Halmich in den Ring steigen könne. Die beiden diskutierten und Raab schlug den 14. September 2024 als Duell-Tag vor. Nach einem fingierten Telefonat durch Elton wurde dieser Termin bestätigt. Doch ehe es soweit war, unterschrieben das noch heimatlose Raab Entertainment und RTL einen ausführlichen Kontrakt.
Die neue Produktionsfirma Raab Entertainment stellte nach den viralen Clips nun auch die Begleitshow zur Fußball-Europameisterschaft in Deutschland her. «Das RTL-EM Studio – Alle Spiele, Tore, Emotionen» war mit wenigen Ausnahmen ein völliges Quotendesaster. Auch inhaltlich schrieben das Feuilleton, dass die neue Highlight-Show weder mit Analysen überzeuge, sondern ein Phrasen-Gedresche wie beim «Doppelpass» sei.
Schließlich stieg Mitte September in Düsseldorf das große Aufeinandertreffen von Stefan Raab und der ehemaligen Profi-Boxerin Regina Halmich. 5,90 Millionen Menschen ab drei Jahren sahen die über dreistündige Show, die 2,95 Millionen junge Menschen abholte. Der Marktanteil der Sendung belief sich auf starke 52,9 Prozent. Auch ein «Exklusiv»-Spezial mit Frauke Ludowig sorgte im Anschluss für Spitzenquoten. In der „Pressekonferenz“ nach der Show erklärte der eben unterlegende Boxer, dass «Du gewinnst hier nicht die Million» am Mittwoch darauf an den Start gehen werde. Raab werde moderieren, den Rest können die Zuschauer dann ab 20.10 Uhr bei RTL+ sehen.
Inzwischen sind über zwölf Ausgaben von «Du gewinnst hier nicht die Million» gelaufen, die Reichweiten bei RTL+ sind laut Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) von 0,79 auf 0,20 Millionen Zuschauer gefallen. Auf dem Papier klingt das zwar nicht gut, aber RTL-Chef Stephan Schmitter meint, das seien vorwiegend neue Abonnenten aus der Schiene Männlich 50+, die man vorher noch gar nicht auf der Plattform hatte. Dennoch ist sich die Presse einig, dass das nicht der große Wurf sei, sondern lediglich «TV total» mit einer Light-Version von «Schlag den Raab» gepaart.
Ende November lief die erste Ausgabe von
«Eltons 12», eine weitere Spielshow in «Schlag den Star»-Manier. Nur 1,21 Millionen Zuschauer schalteten ein, im neuen Jahr soll eine zweite Folge laufen. Am 21. Dezember 2024 kehrt eine neue Version von «Schlag den Raab» zurück, in der
«Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli» antreten. Fernsehtechnisch lieferte Raab auch in diesem Jahr wieder das Übliche ab, abseits seiner Highlight-Show «Schlag den Raab» war er schon vor knapp zehn Jahren kein Quotenass mehr.
Noch im November ließ er einen weiteren Coup platzten: Stefan Raab werde mit Hilfe von Raab Entertainment und dem Fernsehsender RTL den Norddeutschen Rundfunk (NDR) unterstützen, einen neuen Star für den
«Eurovision Song Contest» in Basel zu finden.
«Chefsache ESC 2025 – Wer singt für Deutschland?» ist eine vierteilige Show, die am 14., 15. und 22. Februar bei RTL laufe, ehe das Finale am 1. März im Ersten stattfindet. Barbara Schöneberger moderiert, Raab fungiert als Jury-Chef.
Summa Summarum war Stefan Raab in diesem Jahr eine sehr gefragte Medienpersönlichkeit. Mit neuen Ideen konnte der frühere «TV total»-Moderator in diesem Jahr nicht wirklich punkten. Das «EM-Studio» war ein Flop, «Eltons 12» sieht auch nicht nach einem Erfolg aus und «Du gewinnst hier nicht die Million» scheint bei RTL+ unter den Möglichkeiten zu laufen. Der Boxkampf zwischen Raab und Halmich war dagegen ein Erfolg, aber eben nicht wegen des spektakulären Kampfes, sondern der irrationalen Sehnsucht des deutschen TV-Publikums nach der einstigen Galionsfigur. Vielleicht war 2024 das Jahr, in dem Raab sein größtes Presseecho erhielt, er weiß also noch immer wie das Spiel funktioniert. Aber inhaltlich war die Ausbeute eher mau. Im kommenden Jahr hat der frühere Metzger die Chance, wenigstens den Pott nach Hause zu holen.