InterviewJudith Altenberger: ‚Die Serie zeigt, wie Leistungsdruck und Machtmissbrauch Menschen prägen können‘

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Auch in der zweiten Staffel wird Altenberger die Skitrainerin Tina verkörpern, die den Absprung zum Profi nicht schaffte. Altenberger lobt vor allem die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Generationen.

Was werden wir in der zweiten Staffel von «School of Champions» erleben?
In der zweiten Staffel tauchen wir noch tiefer in die Geschichten der einzelnen Charaktere ein. Es werden viele Herausforderungen des Schulalltags behandelt: Konkurrenzdruck, Leistungsdruck, Beziehungsdramen und vor allem ganz viel Skifahren.

Wie hat sich Ihre Rolle als Trainerin Tina in der zweiten Staffel weiterentwickelt, und wie haben Sie sich auf diese Veränderungen vorbereitet?
Das Tolle an der zweiten Staffel ist, dass man die eigene Figur schon kennt. Man weiß, wie sie sich durch die Welt bewegt und wie sie auf Impulse reagiert. Tina muss sich in der zweiten Staffel in einem System behaupten, das von Leistung und Hierarchie geprägt ist. Ich habe also für mich definiert, aus welcher Welt Tina kommt und welche Motivationen sie antreiben, um ihren inneren Konflikt glaubhaft darzustellen. Sie ist genau wie ich auf dem Land aufgewachsen und hatte den großen Traum, Profi-Skifahrerin zu werden. Doch sie konnte dem Leistungsdruck nicht standhalten und sieht in ihrer Rolle als Trainerin eigentlich ihre einzige noch verbleibende Aufstiegschance. Ich glaube, dass sie deshalb oft auf eine Weise handelt, die für andere schwer nachvollziehbar ist.

Welche Herausforderungen bringt die Darstellung einer Figur mit sich, die zwischen den Schülern und dem dominanten Trainer Veighofer steht?
Tina muss in der zweiten Staffel einen emotionalen Spagat bewältigen. Einerseits möchte sie die SchülerInnen unterstützen, stößt dabei jedoch an die Grenzen eines Systems, das schon lange vor ihr existiert hat. Es ist eine große Herausforderung, hier die richtige Balance zu finden: Sie will die SchülerInnen unterstützen, muss sich aber gleichzeitig den vorgegebenen Strukturen beugen. Für mich als Schauspielerin war es besonders spannend, diesen inneren Konflikt auszuloten und Tinas Stärke trotz der zahlreichen äußeren Widerstände sichtbar zu machen.

Wie war die Zusammenarbeit mit den jungen Schauspielern und dem erfahrenen Cast während der Dreharbeiten?
Die Zusammenarbeit war, wie auch schon in der ersten Staffel, großartig. Die jungen SchauspielerInnen bringen so viel Energie und Input aus ihrem eigenen Leben mit ans Set, was unglaublich ansteckend ist. Der dadurch entstehende Austausch bereichert meine Arbeit total. Es war wunderschön zu sehen, wie eng wir alle über den gesamten Drehzeitraum zusammengewachsen sind.

Wie wichtig finden Sie es, dass eine Serie wie «School of Champions» Themen wie Leistungsdruck und toxische Machtstrukturen beleuchtet?
Das halte ich für extrem wichtig. Solche Themen sind nicht nur im Sport, sondern in vielen Lebensbereichen präsent. Die Serie zeigt, wie Leistungsdruck und Machtmissbrauch Menschen prägen können und wie wichtig es ist, auf diese Themen aufmerksam zu machen. Auch in meiner Branche war es für mich essenziell zu lernen, wie ich mich vor Machtstrukturen schützen kann. An dieser Stelle möchte ich #we_do hervorheben – eine filmbrachenspezifische Anlaufstelle, die sich genau mit diesen Themen beschäftigt, Unterstützung anbietet und im österreichischen Film großartige Arbeit leistet. Vielleicht ist die Serie ja ein Anstoß, um auch im Sport diese Themen intensiver zu diskutieren.

Gab es während der Dreharbeiten besonders emotionale Momente, die Sie beeindruckt oder herausgefordert haben?
Wir sind als Team vor und hinter der Kamera so eng zusammengewachsen, dass es für mich unglaublich schön war zu sehen, wie wohl man sich an einem Set fühlen kann und wie viel Spaß man gemeinsam haben kann. Wir haben im Dezember mit den Dreharbeiten begonnen, und es hat sich angefühlt, als würde ich zu Weihnachten in die Heimat fahren, um die Familie zu besuchen. Dementsprechend schwer war es dann auch, sich von dieser unglaublich tollen Drehfamilie zu verabschieden. Besonders emotional wurde es am Abschlussfest, weil damals schon klar war, dass unser Regisseur Dominik Hartl bei der dritten Staffel nicht mehr dabei sein wird. Da sind dann ganz schön viele Tränen geflossen.

Können Sie sich in die Thematik der Serie – speziell den Druck im Leistungssport – persönlich hineinversetzen?
Definitiv. Einerseits bin ich selbst im Leistungsturnen groß geworden und weiß, wie herausfordernd sportlicher Wettbewerb sein kann. Ich weiß auch, wie es ist, wenn eine Verletzung das Karriereende bedeuten kann. Andererseits gibt es auch in der Schauspielbranche einen enormen Druck, Erwartungen zu erfüllen und sich immer wieder aufs Neue zu beweisen. Für mich ist es ein ständiger Balanceakt zwischen Ehrgeiz und Selbstkritik und dem Bedürfnis, dabei authentisch zu bleiben.

Wie waren die Bedingungen beim Drehen in den Bergen, und welche Rolle spielt die Natur für die Serie?
Wir hatten das Glück, dass es während der Dreharbeiten extrem viel geschneit hat, was aber auch den Dreh zu einer enormen Herausforderung gemacht hat – vor allem, weil es teilweise einfach arschkalt war. Wir hatten alle immer Heizsocken an, aber einmal ist mir der Akku ausgegangen, und Socken wechseln ist bei Minusgraden auf der Piste praktisch unmöglich! Ich bin dann ein paar Mal die Piste auf- und abgelaufen, habe die Zähne zusammengebissen und weitergemacht. Aber genau diese Kälte, der Schnee und die extremen Bedingungen verleihen der Serie ihre einzigartige Atmosphäre.

Was können Sie bereits über Ihre Rolle in der dritten Staffel verraten, und worauf freuen Sie sich besonders?
Es wird sich sehr viel verändern, vor allem personell! Ich freue mich riesig darauf, wieder in meiner Heimat, in den Bergen, vor der Kamera zu stehen. An meinen freien Tagen bin ich dann mit meinem Snowboard unterwegs, genieß die Natur und die Berge und wenn‘s mal frisch geschneit hat hoffentlich auch ein bisschen Tiefschnee. Das ist einfach ein mega Gefühl, vor allem, weil ich dabei mal endlich selbst auf dem Board stehen kann und nicht, wie in der Serie, nur gedoubelt werde.

Wie haben Sie auf das positive Feedback zur ersten Staffel reagiert, und wie hat dies die Arbeit an der zweiten Staffel beeinflusst?
Wir waren schon mitten in den Dreharbeiten zur zweiten Staffel, als die ersten Folgen herauskamen, und haben dann ein großes Screening in Gastein organisiert, zu dem fast meine gesamte Verwandtschaft gekommen ist. Da meine Familie noch in Gastein wohnt, war das etwas ganz Besonderes für mich, weil die meisten Premieren in Wien stattfinden und meine Familie aufgrund der großen Distanz da oft nicht dabei sein kann.

Danke für Ihre Zeit!

«School of Champions» ist seit 31. Januar 2025 in der ARD Mediathek abrufbar. Die zweite Staffel ist am Freitag, den 14. Februar 2025, ab 22.20 Uhr im Ersten zu sehen. Die Serie wird einen Tag später ab 23.40 Uhr fortgesetzt.