Interview‘Die Zusammenarbeit mit Peter Fox war super angenehm und auf Augenhöhe‘
von Fabian Riedner21. April 2025
Die Dokumentation «Block Party» zeigt Peter Fox, wie er drei junge Künstler für die den großen Auftritt fördert. Die Party fand im Sommer 2024 in Berlin an Brennpunkten statt.
Wie hast du von der «Block Party» erfahren und was hat dich dazu bewegt, dabei mitzumachen?
Kevin: Nachdem Peter Fox meine Songs gehört hat, erzählte er mir beim ersten Treffen von der Idee. Und wenn Peter Fox sagt, er will einen gerne bei einem Projekt dabei haben, denkt man nicht darüber nach, nein zu sagen.
Nik: Durch meine Sozialarbeiter im Bezirk wurde ich auf das Projekt aufmerksam. Peter Fox hat sich an sie gewandt und nach jungen Künstlern gesucht. Meine Kollegen von „Gangway“ haben mich daraufhin empfohlen. Ich habe mich entschieden, teilzunehmen, weil ich meine musikalischen Fähigkeiten weiterentwickeln und neue Erfahrungen sammeln wollte.
Wie war es für dich, nach längerer Zeit wieder intensiver an deiner Musik zu arbeiten? Hat sich dein Blick auf deine Leidenschaft verändert?
Kevin: Mein Blick hat sich sehr verändert, es war für mich ein wenig wie ein neues Kennenlernen oder Anfreunden mit der Musik. Früher habe ich das Erzieher- und Familienleben in meinem Kopf nicht mit der Musik vereinbaren können. Für mich waren das einfach Gegensätze. Durch die positive Resonanz bei dem Projekt wurde mir klar, dass diese Dinge sich sehr wohl ergänzen und immer noch cool sein können.
Peter Fox ist eine Musikgröße in Deutschland – wie war die Zusammenarbeit mit ihm und was hast du dabei gelernt?
Kevin: Die Zusammenarbeit mit Peter Fox war super angenehm und auf Augenhöhe. Klar, man ist im ersten Moment von seiner Berühmtheit eingeschüchtert, aber das Gefühl verfliegt auch wieder schnell, wenn man merkt, wie bodenständig sein Auftreten ist. Wir waren zusammen im Studio und haben uns kreativ ausgetauscht. Die Möglichkeit zu haben, so einem Künstler Fragen stellen zu können und eine ehrliche, gut gemeinte Antwort zu bekommen, ist sehr viel wert.
Nik: Die Zusammenarbeit mit Peter Fox war sehr bereichernd. Es war faszinierend, sowohl die Erfahrung im Studio als auch die Energie bei den Live-Auftritten zu erleben. Ich konnte viele wertvolle Techniken von Peter Fox und seinem Produzententeam lernen, die mir einen tieferen Einblick in die professionelle Musikproduktion und die enorme Vorbereitungsarbeit für ein Konzert gegeben haben.
Welche Herausforderungen gab es für dich bei den Auftritten? Gab es Momente, in denen du gezweifelt hast?
Kevin: Ich bin vor Auftritten immer aufgeregt, aber gezweifelt habe ich nie, weil ich nicht alleine auf der Bühne war. Meine Freunde haben einen großen Teil dazu beigetragen. Ich bin zusammen mit Dami, einem jungen und sehr talentierten Rapper aus meiner Nachbarschaft, aufgetreten. Sein Bruder James ist Tänzer und hat das komplette Set choreografiert. Lam hat den Sound produziert und Back-ups gemacht. Die drei Jungs haben mir extrem viel Energie gegeben und ohne sie wären die Auftritte nur halb so cool rübergekommen.
Nik: Bei den geplanten Auftritten konnte ich aufgrund bürokratischer Hürden leider nicht dabei sein. Dennoch habe ich die Zeit genutzt, um meine ersten Songs zusammen mit MC Mo im Studio aufzunehmen und mit den Coaches des „me Pro-Projekts“ im OrwoHaus intensiv zu proben. Auch wenn es Herausforderungen gab, habe ich wichtige Fortschritte gemacht.
Wie haben deine Familie und deine Kita-Kollegen auf dein Engagement in diesem Projekt reagiert?
Kevin: Meine Familie und meine Kollegen wissen, dass Musik schon lange ein großer Teil meines Lebens ist. Sie haben mich bei den Shows gesehen und sich riesig für mich gefreut, weil sie wissen, wie viel Spaß ich dabei hatte.
Nik: Meine Familie und meine Freunde waren sehr stolz auf mich. Sie haben mich stets unterstützt und sich gefreut, dass ich Teil dieses großartigen Projekts sein konnte.
Du hast bereits gesagt, dass du Verantwortung für deine Familie trägst. Gibt es jetzt konkrete Pläne, Musik wieder stärker in dein Leben zu integrieren?
Kevin: Für mich kommt meine Familie immer an erster Stelle, aber Möglichkeiten wie diese, haben mir gezeigt, dass es sich auch lohnt, regelmäßig Musik zu machen. Ich gehe wieder gerne ins Studio und veröffentliche mehr Songs. Mal schauen, was sich daraus ergibt.
Nik: Ja, ich arbeite kontinuierlich an meinen musikalischen Fähigkeiten und vertiefe meine Kenntnisse im Studio. In diesem Jahr plane ich, mich mit mehr Künstlern zu vernetzen und ein Coaching zu absolvieren, um meine Musik weiterzuentwickeln und bald neue Projekte zu veröffentlichen.
Wie hast du die Energie und das Publikum bei den Konzerten wahrgenommen? War es anders als deine bisherigen Erfahrungen als Musiker?
Kevin: Vor so vielen Menschen zu spielen war eine verrückte Erfahrung. Die Energie war nicht zu vergleichen mit allem, was ich bisher als Musiker erlebt habe. Das Publikum wurde bei den Shows von Song zu Song lockerer, ich habe die Energie und auch das Publikum sehr positiv wahrgenommen.
Nik: Es war beeindruckend, Peter Fox vor so vielen Menschen zu sehen – eine Erfahrung, die ich bisher selten hatte. Auch wenn ich selbst noch nicht vor einem so großen Publikum aufgetreten bin, war die Energie der Menschen unglaublich und inspirierend.
Die «Block Party» gibt Musikern aus sozialen Brennpunkten eine Bühne. Was bedeutet das für dich und welche Botschaft möchtest du damit transportieren?
Kevin: Mir persönlich hat es viel bedeutet, in meinem eigenen Bezirk auf der Bühne zu stehen. Mein Künstlername ist 44Grad. Das ist eine Hommage an Neukölln, weil es erklärt, wer ich bin und woher ich komme. Ich glaube, ich bin nicht in der Position, Botschaften zu verkünden. Aber was ich sagen kann, ist: Wenn du Spaß an Musik hast, dann mach sie.
Nik: Ich finde es sehr wichtig, dass Musiker aus sozialen Brennpunkten die Möglichkeit bekommen, sich zu präsentieren. Es zeigt, dass diese Bezirke oft mehr bieten, als es auf den ersten Blick scheint, und dass auch dort talentierte Künstler leben, die eine Bühne verdienen.
Bist du froh, dass du in Berlin lebst? Immerhin hat die Stadt eine große Kulturbühne.
Kevin: Ich bin froh, hier aufgewachsen zu sein, weil ich dadurch Diversität und verschiedene Kulturen im Allgemeinen erfahren habe. Das versuche ich auch in meiner Musik widerzuspiegeln. Aber auch wegen der kulturellen Angebote bin ich froh, in Berlin zu leben. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass im ländlicheren Deutschland noch schlechtere staatliche Förderung im Bereich Kultur gibt.
Nik: Absolut. Die Stadt hat eine einzigartige kulturelle Vielfalt und ist ein Magnet für kreative Menschen. Hier finde ich immer wieder Gleichgesinnte und Inspiration für meine Musik.
Gibt es Songs oder Themen, die dich derzeit besonders inspirieren und die du musikalisch umsetzen möchtest?
Kevin: Ich habe immer schon Musik gemacht, die ich selbst schlichtweg cool finde. Ich liebe es, zusammen mit den Jungs im Studio zu sitzen und abzufeiern, wenn etwas Gutes entsteht. Dennoch habe ich auch vor, auch ernstere Dinge aus meinem Leben, früher oder später in Songs zu thematisieren.
Nik: Momentan arbeite ich an einem Album und lasse mich von verschiedenen musikalischen Einflüssen inspirieren. Besonders fasziniert mich die Arbeit mit meinen Plattenspielern, da ich gerade das Scratchen lerne. Die Erfahrungen, die ich im letzten Sommer beim „Block Party“-Projekt sammeln konnte, haben mich ebenfalls stark inspiriert.
Was nimmst du persönlich aus diesem Projekt mit – für deine Musik, aber auch für dein Leben außerhalb der Bühne?
Kevin: An erster Stelle nehme ich die Erfahrungen und die Erlebnisse der „Block Party“ Auftritte mit. Dann den Kontakt zu Peter Fox und hier und da, einen monatlichen Hörer auf Spotify mehr.
Nik: Ich habe gelernt, mehr an mich selbst zu glauben und Vertrauen in meine Fähigkeiten zu entwickeln. Das Projekt hat mir gezeigt, dass ich das Potenzial habe, meine musikalischen Träume zu verwirklichen, und dass es wichtig ist, an mir zu arbeiten, um meine eigenen Ziele zu erreichen.
Vielen Dank für eure Zeit!
«BLOCK PARTY – Peter Fox feiert mit Berlin» kann jederzeit in der ARD Mediathek gestreamt werden.