Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal geht es um die einstige RTLZWEI-Erfolgsmarke «Love Island», die inzwischen ihr Glück eher im Streaming als im Linearen findet.
„«Love Island» zählt zu den wichtigsten Formatmarken bei RTLZWEI, sowohl auf dem Zuschauer- als auch auf dem Werbemarkt. Gemeinsam mit unserem langjährigen Partner ITV Studios Germany pflegen wir diese Global Brand kontinuierlich in allen Bereichen“, erklärte der ehemalige Leiter-Entertainment des Grünwalder Senders, Thomas Fischer, der RTLZWEI im Sommer 2023 verlassen hatte. Damals befand sich
«Love Island» in einer kreativen Pause, nachdem die Reality-Show sukzessive ausgebaut worden war. 2021 ging das Format erstmals auch im Frühjahr auf Sendung, was sich für RLTZWEI aber alles andere als auszahlte.
Es war der Beginn eine rasanten Quoten-Absturzes, den man bislang nicht wieder eingefangen bekam. Die 25-teilige Staffel, die im August und September täglich auf Sendung ging, hatte einen Zielgruppen-Marktanteil von 7,7 Prozent. Rund ein halbes Jahr später sicherten sich die 19 Frühjahrs-Folgen nur noch 6,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Die nächste Herbst-Runde, die wieder 25 Ausgaben umfasste, verlor erneut über einen Prozent-Punkt in der Zielgruppe und musste sich mit 5,2 Prozent bei den Umworbenen begnügen. Im Frühjahr blickten die Signale endgültig rot: die 19 von Sonntag bis Freitag ausgestrahlten Folgen, die immer um 22:15 Uhr auf Sendung gingen, verbuchten nur noch 4,0 Prozent. Die Reichweite bei den Umworbenen verringerte sich von einer halben Million im Herbst 2019 auf 0,20 Millionen im Frühjahr 2022.
RTLZWEI nahm das Format aus der Schusslinie, um an einigen Schrauben zu drehen. Anderthalb Jahre währte die Pause, ehe sich «Love Island» auf die Bildschirme zurückkehrte. Fischers zuvor noch formuliertes Ziel war, die Sendung als „Entertainment-Highlight auch in Zukunft bei den Zuschauerinnen und Zuschauern als Jahreshighlight im Markt“ zu platzieren. Vorbei war die Zeit zweier Staffeln pro Jahr.
In dieser Zeit drehte sich das Reality-Rad weiter und nahm sogar noch Fahrt auf. Allein RTL+ spült zu gefühlt jedem Zeitpunkt im Jahr neue Inhalte auf den Markt. Während RTLZWEI mit Michael Wendler anbandelte, einen Shitstorm erntete und stattdessen mit Harald Glööckler sein Glück versuchte – inzwischen ist «Herr Glööckler sucht das Glück» aus der Primetime verbannt worden –, geriet «Love Island» fast schon in Vergessenheit. Im September 2023 kehrte das Format zurück. Der Quotensturz konnte zwar gestoppt werden, aber wirklich erfolgreich lief es noch immer nicht. Der Marktanteil der 19-teiligen Staffel belief sich auf 4,2 Prozent, also in etwa dem Niveau anderthalb Jahre zuvor. Die Reichweite in der Zielgruppe war aber weiter rückläufig und betrug nur noch 0,18 Millionen.
In diesem Jahr folgte nun eine weitere Wandlung. Statt nicht-prominente Teilnehmern verpflichtete RTLZWEI zahlreiche Realitystars, die sich teilweise schon aus früheren Beziehungen kannten. Statt im täglichen Spätprogramm läuft das Format immer donnerstags um 20:15 Uhr. Die wöchentliche Ausstrahlung begann am 24. Oktober mit klar verbesserten Werten. 0,24 Millionen 14- bis 49-Jährige standen für 5,4 Prozent. Eine Woche später sanken die Ergebnisse auf 0,15 Millionen und 4,3 Prozent. Teilweise reichte es sogar nur für 3,2 Prozent Marktanteil. Zuletzt verschaffte sich der Privatsender mit seiner Datingshow etwas Luft, denn am vergangenen Donnerstag waren 0,22 Millionen und 5,0 Prozent drin. Vor dem Finale steht ein vorläufiger Staffelschnitt von 4,2 Prozent zu Buche. Die Reichweite liegt bei 0,18 Millionen Umworbenen. Zur Erinnerung: Die aktuellen Folgen laufen um 20:15 Uhr und nicht mehr um 22:15 Uhr.
Selbst
«Love Island VIP» konnte das Rad nicht zurückdrehen, die Werte sind für die einstige Erfolgsmarke enttäuschend. Der Reality-Markt scheint gesättigt, denn auch andere Reality-Formate sind nicht mehr so gefragt wie früher. Das lässt sich gut am «Love Island VIP»-Nachlauf feststellen.
«Temptation Island VIP» wurde zuletzt nach der Kuppelshow verwertet, während bei RTL+ schon die neue fünfte Staffel zeigte. Die vierte Runde, die ein Jahr zuvor beim Streamingdienst erschien, holte im Schnitt 3,9 Prozent Marktanteil bei einer Zielgruppen-Sehbeteiligung von 90.000 werberelevanten Zusehern. Im vergangenen Jahr lief «Temptation Island VIP» erstmals bei RTLZWEI, damals noch im zuschauerschwachen Sommerprogramm. Zwischen dem 21. Juni und 27. Juli 2023 kam der Grünwalder Kanal am späten Mittwochabend im Anschluss an
«Daniela Katzenberger – Familienglück auf Mallorca» auf 0,14 Millionen 14- bis 49-Jährige und 5,4 Prozent.
Daniela Katzenberger hat inzwischen RTLZWEI den Rücken gekehrt und ist zur alten Senderheimat VOX gekehrt. Sie war in den vergangenen Monaten und Jahren nicht die Einzige, die in RTLZWEI offenbar keinen Gefallen mehr gefunden hatte. Auch die Zuschauer konsumieren ihr Reality-Programm lieber woanders. Im Streaming-Bereich gehört «Love Island VIP» hingegen weiterhin zu den größten Erfolgsgaranten. Zwischen dem 11. und 17. November erreichte die Programmmarke im Streamingbereich eine kumulierte Nettoreichweite von 0,81 Millionen, was sie auf Platz drei der privaten Anbieter spülte. In der 47. Kalenderwoche (18.11.2024-24.11.2024) behielt man den Bronze-Platz mit einer Reichweite von 0,52 Millionen. «Temptation Island VIP» kam Ende November übrigens auf Platz zwei ins Ziel (0,76 Mio.).